Behandelter Abschnitt Ps 89,9-14
Verse 9–14 | Beweise für Gottes Allmacht
9 Du beherrschst das Toben des Meeres; erheben sich seine Wogen – du stillst sie. 10 Du hast Rahab zertreten wie einen Erschlagenen; mit deinem starken Arm hast du deine Feinde zerstreut. 11 Dein sind die Himmel, und dein ist die Erde; der Erdkreis und seine Fülle, du hast sie gegründet. 12 Norden und Süden, du hast sie erschaffen; Tabor und Hermon jubeln in deinem Namen. 13 Du hast einen gewaltigen Arm, stark ist deine Hand, hoch deine Rechte. 15 Gerechtigkeit und Gericht sind die Grundfeste deines Thrones; Güte und Wahrheit gehen vor deinem Angesicht her.
Gott hat in der Vergangenheit bewiesen, wozu Er unter allen Umständen fähig ist. Er „beherrschst das Toben des Meeres“, und „erheben sich seine Wogen“ – Er „stillt sie“ (Vers 9; Ps 107,29). Es gibt kaum etwas, woran Gottes Macht und Herrschaft über alle Dinge deutlicher wird als an seiner
Autorität über das Meer und die Wogen. So machtlos der Mensch gegenüber einem Sturm, einem Orkan oder einem Tsunami ist, so souverän und ruhig herrscht Er über sie (Hiob 38,8-11). Auch der Herr Jesus hat diese Autorität, was beweist, dass Er Gott ist (Mk 4,39).
Das übermütige Meer ist ein Bild für die gottfeindlichen Nationen, über die Er ebenfalls herrscht (Jes 17,12.13). Ein Beispiel für seine Herrschaft über das übermütige Meer ist, dass Er Rahab „wie einen Erschlagenen“ zertreten hat (Vers 10). Er, und zwar ausdrücklich Er und niemand sonst, hat das getan. Rahab steht für Ägypten, aber in einer Weise, die die böse Macht dahinter offenbart (Jes 30,7; 51,9.10; vgl. Off 13,1-18). Was Er mit Ägypten getan hat, hat Er mit allen seinen Feinden getan. Er hat sie mit seinem starken Arm zerstreut. „Die Himmel“ sind Sein, auch „die Erde“ ist Sein (Vers 11). Dies ist erstens so, weil Er die Himmel und die Erde geschaffen hat, Er hat als Schöpfer ein Recht auf die Himmel und die Erde (Ps 24,1.2). Allerdings sind die geschaffenen Himmel durch die Anwesenheit böser Mächte verunreinigt und die Erde durch den Sündenfall. Eines Tages werden die Himmel von der Anwesenheit dieser bösen Mächte gereinigt werden, und auch die Erde wird Gott unterworfen sein. Das kann geschehen, weil der Schöpfer auch der Erlöser geworden ist. Als Erlöser wird Er zweitens wieder Besitz von der Schöpfung ergreifen (Off 5,1-10; 10,2).
Der Himmel gehört Ihm, selbstverständlich, dort wohnt Er. Auf der Erde scheint dies angesichts der dort herrschenden Sünde noch nicht der Fall zu sein. Doch der Glaube bejaht dies: „Dein ist die Erde.“ „Der Erdkreis und seine Fülle“, gehört Ihm, weil Er „sie gegründet“ hat (vgl. Ps 24,1.2).
Seine Herrschaft betrifft „Norden und Süden“, denn sie wurden von Ihm geschaffen (Vers 12). Der Norden ist das, was verborgen oder dunkel ist, wo es kalt ist. Der Süden ist das, was im Licht ist, wo es warm ist. Nichts ist vor Ihm verborgen, denn Er hat alles geschaffen. „Er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht“ (Dan 2,22). Wo es licht ist, ist es wegen seiner Gegenwart.
Die Berge „Tabor und Hermon“ erheben sich über die Landschaft. In ihrer Pracht und Größe sind sie gleichsam der Mund der Erde, der sich öffnet, um Gottes Namen freudig zu singen. Der Tabor ist ein Berg westlich des Jordans, und der Hermon östlich davon. Das bedeutet, dass Gott die ganze Erde in vier Himmelsrichtungen erschaffen hat, und dass durch das auffällige Erscheinen von Tabor und Hermon die Schöpfung gleichsam dem Namen des HERRN zujubelt.
Alles, was Er geschaffen hat, offenbart seine Allmacht, seine höchste Macht. Er hat „einen gewaltigen Arm“ (Vers 14). Seine „Hand ist stark“. Mit seiner Hand wirkt Er, was Er will. Seine „Rechte ist hoch“. Was Er tut, übersteigt das Denken und die Macht des Menschen. Gott verwirklicht seine Pläne in Situationen, in denen für die Menschen alles hoffnungslos ist.
Die „Grundfeste deines Throns“, des Throns, auf dem Er sitzt und von dem aus Er alles regiert und über alles herrscht, sind „Gerechtigkeit und Gericht“ (Vers 14). Er handelt mit allem und jedem in vollkommener Gerechtigkeit und wird allem und jedem gerecht. Dabei gehen Ihm „Güte und Wahrheit“ voraus. Sie sind gewissermaßen seine Herolde, die verkünden, dass Er mit seinem Segen kommen wird. Sie stellen seine Offenbarung als Liebe und Licht in Aussicht (1Joh 4,8.16; 1,5). Der Weg, den Er auf der Erde geht, und alle seine Werke tragen den Stempel dessen, was Er in seiner Güte und Treue ist.
In dieser Welt gibt es ein Sprichwort: Macht korrumpiert, und absolute Macht korrumpiert absolut. Aus diesem Grund hat der französische Philosoph Montesquieu die „trias politica“ entwickelt. Die trias politica – die Theorie der drei Gewalten oder die Gewaltenteilung – ist eine Verfassungstheorie, in der der Staat in drei Organe aufgeteilt ist, die sich gegenseitig in ihrer Funktion überwachen. Bei Gott ist das nicht der Fall. Er hat absolute Macht, Er ist der Allmächtige (Vers 13), und Er verbindet dies mit absoluter Gerechtigkeit, Güte und Wahrheit oder Treue (Vers 14).