Behandelter Abschnitt Ps 48,1-8
Verse 1b–8 | Die Stadt Gottes
1b Groß ist der HERR und sehr zu loben in der Stadt unseres Gottes auf seinem heiligen Berg. 2 Schön ragt empor, eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion, an der Nordseite, die Stadt des großen Königs. 3 Gott ist bekannt in ihren Palästen als eine hohe Festung. 4 Denn siehe, die Könige hatten sich versammelt, waren herangezogen allesamt. 5 Sie sahen, da erstaunten sie; sie wurden bestürzt, ängstlich flohen sie weg. 7 Beben ergriff sie dort, Angst wie eine Gebärende. 6 Durch den Ostwind zertrümmertest du die Tarsis-Schiffe. 7 Wie wir gehört hatten, so haben wir es gesehen in der Stadt des HERRN der Heerscharen, in der Stadt unseres Gottes: Gott wird sie befestigen bis in Ewigkeit. – Sela.
Endlich gibt es Ruhe für den gläubigen Überrest. Gott hat sich auf den Thron seiner Heiligkeit gesetzt (Ps 47,8). Das veranlasst sie zu dem Ausruf: „Groß ist der HERR und sehr zu loben“ (Vers 1b). Gott ist „groß“. Gottes Größe spiegelt sich in diesem Psalm in der Schönheit Zions, der Stadt des großen Königs. Wir sehen als Vergleich das Gleiche bei König Salomo, dessen Größe sich in dem Haus, das er baute, und in seinen Dienern widerspiegelt (1Kön 10,4.5).
Gott ist erhaben über alle Völker und ihre Götter. Er hat seine Macht über sie gezeigt und alle feindlichen Mächte, die gegen seine Stadt aufgezogen waren, gestürzt. Deshalb ist Er „sehr zu loben“. Er ist allen Lobes und aller Anbetung würdig, sowohl in seiner Person als auch in seinen Taten.
Er wohnt „in der Stadt unseres Gottes“. Es ist die Stadt Gottes, weil Er dort wohnt und seinen Thron bestiegen hat. Er hat sich diese Stadt selbst ausgesucht. Die Söhne Korahs sprechen von „der Stadt unseres Gottes“, weil der Gott, der in seiner Stadt wohnt, ihr Gott ist. Sein Thron und sein Tempel befinden sich beide auf „seinem heiligen Berg“, der der Berg Zion ist. Es ist sein „heiliger“ Berg, was noch einmal unterstreicht, dass Gott dort ist.
In diesem Lied wird vor allem die Stadt Jerusalem als hohe Festung und sichere Behausung besungen. Aber sie beginnen ihr Lied, indem sie von der Schönheit der Stadt singen, die vollkommen ist (Vers 2; Ps 50,2). Dies ist das erste, was ihnen auffällt, wenn sie die Stadt sehen (vgl. Hes 16,14; Klgl 2,15; Mk 13,1). Die Stadt „ragt schön empor“. Das Wort „schön“ wird außer hier für die Stadt nur für den Messias verwendet (Ps 45,2). Dies weist darauf hin, dass die Stadt wegen des Messias, der dort wohnt, „schön“ ist. Dass die Stadt emporragt, bedeutet, dass sie sich vor allen anderen Städten auszeichnet. Dies ist sowohl wegen der Anwesenheit des großen Königs in dieser Stadt als auch geographisch so (Sach 14,10b).
Weil Christus als König-Priester auf seinem Thron sitzt, gibt es Freude für die ganze Erde. Von der Stadt Gottes, wo der Thron des Messias steht und Er regiert, geht der Segen über die ganze Erde aus (vgl. Jes 2,1-5). Es herrscht überall Frieden und Freude. Mit „dem Berg Zion“ ist die Stadt Jerusalem gemeint. Dass er „an der Nordseite“ ist, bedeutet, dass es der Ort der Regierung Gottes ist (Jes 14,13). Gottes Regierung war zuerst vom Himmel aus, ist aber jetzt auch auf der Erde. Dies ist die Erfüllung von zwei Versen aus dem Gebet, das der Herr Jesus seine Jünger lehrte: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf [der] Erde“ (Mt 6,10).
Gott ist in den Palästen oder hohen Festungen der Stadt, in denen die Fürsten wohnen (Vers 3). Die Stärke und Sicherheit Jerusalems liegt in der Gegenwart Gottes in der Stadt. Weil man weiß, dass Gott die Stadt als seine Wohnstätte erwählt hat, haben die Bewohner der Stadt keine Angst vor den im nächsten Vers erwähnten Drohungen von außen.
Solche Drohungen von außen gab es in früheren Tagen häufig (Vers 4). Feindliche Könige haben sich in der Vergangenheit gegen die Stadt verbündet. Wir können an die Feinde denken, die gegen Josaphat zum Kampf kamen und durch Gottes Handeln besiegt wurden (2Chr 20,1.2.22.23).
Ein weiterer deutlicher Beweis für Gottes Schutz ist seine Befreiung Jerusalems in den Tagen, als Sanherib die Stadt belagerte (Jes 37,36). In der Zukunft wird Er Jerusalem vom König des Nordens befreien und noch später von den Heeren, die vom äußersten Norden her heraufziehen (Dan 11,45; Hes 39,1-6).
An diesem Vorgehen Gottes gegen diejenigen, die die Dreistigkeit besitzen, seine Stadt anzugreifen, sehen wir, wie wertvoll diese Stadt für Ihn ist. Es ist seine Wohnstätte, die Er inmitten seines Volkes hat. Es ist der Ort, an dem Er von ihnen angebetet und Ihm gedient werden möchte. Gott wird jeden Angriff auf seinen Augapfel vergelten. Das gilt auch für uns, die wir die Gemeinde des lebendigen Gottes sind (1Kor 3,16.17).
Gott sorgt dafür, dass die Angreifer seiner Stadt etwas sehen werden, das sie „erstaunen“ und „bestürzen“ wird (Vers 6). Was sie sehen werden, wird nicht erwähnt. Es ist nicht wahrscheinlich, dass der Anblick der Stadt sie in Erstaunen versetzen wird. Wahrscheinlicher ist, dass sie eine Erscheinung eines himmlischen Heeres oder des HERRN selbst sehen werden (vgl. 2Kön 6,14-17; Jes 37,36).
In jedem Fall wird das, was sie sehen werden, sie dazu veranlassen, ängstlich weg zu fliehen. Sie kamen (Vers 5), sie sahen (Vers 5a) und … sie flohen (Vers 5b). Sie haben gedacht, dass sie mit den Worten von Julius Cäsar: Veni, Vidi, Vici (Ich kam, ich sah, ich siegte), Jerusalem einnehmen würden. Stattdessen wird es für sie, um ein Wortspiel von Julius Cäsars Spruch Veni, Vidi, Verschwunden zu verwenden. So schnell sie können, werden sie sich von der Stadt entfernen. Es wird jedoch niemand entkommen.
Was ihnen als leichter Sieg erschien, wird zu einem dramatischen Misserfolg. Sie werden von „Beben“ ergriffen (Vers 6). Sie zittern vor Angst und fühlen den Schmerz und die Qualen „wie eine Gebärende“. Diese Beschreibung der Zerstörung der Feinde lässt den Überrest umso mehr den Wert dieser Stadt und dieses Tempels auf dem Berg für Gott erkennen.
Ermutigt durch Gottes Handeln für sie, wie gerade beschrieben, wenden sie sich an Ihn (Vers 7). Sie drücken ihre Zuversicht aus, dass Er „durch den Ostwind … die Tarsis-Schiffe“ zertrümmern wird. So wie die TarsisSchiffe machtlos gegen einen Ostwind sind, so sind die Feinde des großen Königs machtlos gegen den Anblick seiner Majestät (Vers 5).
Sie haben diese Perspektive erfüllt „gesehen“ (Vers 8), nachdem sie zuvor aus dem Munde der alttestamentlichen Propheten davon „gehört hatten“. Sie haben auch gehört, was Gott in der Vergangenheit für sein Volk getan hat (Ps 44,1). Gott hat sich in der Vergangenheit für sein Volk eingesetzt und Er tut es auch jetzt wieder.
In der Stadt wohnt der Befehlshaber der himmlischen Heere. Gott beschützt nicht mehr vom Himmel aus, wie in der Vergangenheit, sondern jetzt beschützt Er die Stadt, indem Er selbst in der Stadt ist. Er setzt seine himmlischen Heere ein, sobald seine Stadt angegriffen wird. Diese Stadt ist „die Stadt unseres Gottes“, die Stadt, in der Er selbst ist. Deshalb ist es die Stadt seines Volkes. Deshalb ist jeder Angriff ein Selbstmordversuch. Es ist eine unmögliche Aufgabe, diese Stadt zu belagern, geschweige denn sie zu erobern, denn „Gott wird sie befestigen bis in Ewigkeit“.
Wir können dies auch auf die Gemeinde anwenden. Wir, die Gemeinde, sind das neue Jerusalem, in dem Gott wohnt. Auch wir können uns an dieser Tatsache erfreuen. Auch wir dürfen wissen, dass nichts und niemand uns trennen kann von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist (Röm 8,31-39).
Es gibt keine Macht auf der Erde oder im Himmel, die Gottes neutestamentlicher Stadt, der Gemeinde, etwas anhaben oder gar schaden kann (Off 21,9.10). Diese Stadt ist auf dem Felsen gebaut, der der Sohn des lebendigen Gottes ist. Deshalb werden die Pforten des Hades oder die Macht des Totenreiches sie nicht überwältigen können (Mt 16,16-18). Sie wird in der Vollkommenheit des Sohnes für alle Ewigkeit fortbestehen.