Behandelter Abschnitt Ps 35,22-26
Verse 22–26 | Bitte, Gerechtigkeit zu üben
22 Du hast es gesehen, HERR; schweige nicht! Herr, sei nicht fern von mir! 23 Wache auf und erwache zu meinem Recht, mein Gott und Herr, zu meiner Rechtssache! 24 Verschaffe mir Recht nach deiner Gerechtigkeit, HERR, mein Gott! Und lass sie sich nicht über mich freuen! 25 Lass sie nicht in ihrem Herzen sagen: Haha, so wollten wir es! Lass sie nicht sagen: Wir haben ihn verschlungen! 26 Lass sie beschämt und mit Scham bedeckt werden allesamt, die sich über mein Unglück freuen! Lass mit Scham und Schande bekleidet werden, die gegen mich großtun!
Die Feinde sagen in Vers 21, dass sie „es“ gesehen haben, aber David sagt zum HERRN: „Du hast es gesehen“ (Vers 22). Und das ist der Punkt. Der HERR lässt nichts von sich hören, aber David weiß, dass Er es gesehen hat. Er ruft Ihn auf, sein Schweigen zu brechen. Er bittet den „Herrn“, Adonai, nicht fern von ihm zu bleiben, womit er meint, dass der Herr ihm nahe kommen wird, um ihm tatsächlich zu helfen (vgl. Ps 22,11).
David ruft Gott auf, aufzuwachen (wörtlich: aufzustehen) und zu erwachen (Vers 23; vgl. Ps 44,23). Er weiß, dass Gott alles gesehen hat. Aber weil Gott nichts tut, scheint es David, dass Er schläft. Laut David ist es höchste Zeit, dass Gott handelt, in der Rechtssache seines gesalbten Königs. Er appelliert leidenschaftlich an Gott, den er „mein Gott und Herr“ nennt, seine Rechtssache zu führen. Dann kann er die Ankläger zum Schweigen bringen.
Bei David geht es darum, dass Gott ihm nach seiner, d. h. Gottes, Gerechtigkeit Recht verschafft (Vers 24). Nur wenn Gott, an den er sich erneut mit Nachdruck wendet, diesmal als „HERR, mein Gott“, ihm nach seiner Gerechtigkeit Recht verschafft, wird jeder Vorwurf endgültig zurückgewiesen werden. Den Anklägern wird der Grund entzogen, sich über ihn zu freuen. Er wird von Gott gerechtfertigt und erlöst werden.
Sie sollen nicht einmal die innere Befriedigung seiner Verurteilung erhalten und sollen nicht in der Lage sein, „in ihrem Herzen“ zu sagen, dass sie ihren Willen bekommen haben (Vers 25). Ihr Vorhaben, ihn zu verschlingen (vgl. Klgl 2,16), darf nicht in Erfüllung gehen. Sie sollen hinausschleichen, beschämt und ganz rot vor Scham werden, all jene, die sich über sein Unglück freuen (Vers 26). Gott soll sie mit Scham und Schande bekleiden (vgl. Vers 4), all jene Menschen, die gegen ihn großtun, um ihn loszuwerden.