Behandelter Abschnitt Ps 20,1-4
Verse 1b–4 | Wünsche für den König
1b Der HERR erhöre dich am Tag der Drangsal, der Name des Gottes Jakobs setze dich in Sicherheit; 2 er sende deine Hilfe aus dem Heiligtum, und von Zion aus unterstütze er dich; 3 er gedenke aller deiner Speisopfer, und dein Brandopfer möge er annehmen! – Sela. 4 Er gebe dir nach deinem Herzen, und alle deine Pläne erfülle er!
Der Psalm beginnt mit „erhöre“ und „am Tag der Drangsal“ (Vers 2) und endet mit „erhöre“ und „am Tag unseres Rufens“ (Vers 10). Wir können diesen Psalm als ein Gebet des Volkes für den König sehen, wenn er in den Krieg zieht. Es ist ein Gebet in Form eines Wunsches für den König, was wir an den verwendeten Verbformen erkennen können. Der König wird hier von seinem Volk angesprochen.
Im prophetischen Sinn hören wir hier den treuen Überrest, der zum Messias spricht. Sie bitten um Erhörung für Ihn „am Tag der Drangsal“ (Vers 2). Es zeigt das tiefe Interesse, das im Herzen des Gottesfürchtigen in Bezug auf die Trauer und das Leiden Christi auf der Erde ist. Dieses Gebet, diese Fürbitte, wird durch den Geist Christi in das Herz Davids gelegt als Vertreter all derer, oder des treuen Überrestes, die auf die Erlösung gewartet haben.
Alle Tage Christi auf der Erde waren Tage der Drangsal. Er war ein Mann der Schmerzen (Jes 53,3). Er hatte seine eigenen Sorgen und Er trug die Sorgen anderer (Jes 53,4). Er wurde von dem Teufel versucht in der Wüste. Er wurde ständig von den Schriftgelehrten und Pharisäern bedrängt und war betrübt über die Verstocktheit ihres Herzens (Mk 3,5). Er vergoss Tränen am Grab des Lazarus wegen der Folgen der Sünde (Joh 11,35). Seine Seele wurde in Gethsemane wegen der Aussicht, zur Sünde gemacht zu werden, sehr bestürzt und beängstigt (Mk 14,33b.34).
Wenn der Überrest in Drangsal ist, wissen sie, dass der Messias bei ihnen ist und ihnen vorausgeht. Er hat sich mit ihnen verbunden, kennt ihre Gefühle und teilt sie mit ihnen: „In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt“ (Jes 63,9). Deshalb wünschen sie ihm das, was ihrer Befreiung dient. Wenn sie um Erhörung beten, so geschieht dies durch den Geist Christi, der in ihnen betet.
Ihr Wunsch und ihr Gebet ist, dass „der Name des Gottes Jakobs“ ihn „in Sicherheit“ setze. „In Sicherheit“ ist buchstäblich „in einem hohen Ort“, ein Ort, der für den Feind unzugänglich ist, ein Ort, an dem jemand „unantastbar“ ist. Es ist der hohe Felsen von Psalm 19 (Ps 19,14). Der „Name“ Gottes (4Mo 6,27) ist verbunden mit dem Segen und Frieden Gottes (4Mo 6,24-26). Der „Name des Gottes Jakobs“ ist HERR, Jahwe, „Ich bin, der ich bin“ (2Mo 3,13.14), der Gott der Verheißungen.
Dreimal appelliert der Überrest in diesem Psalm an „den Namen“ (Verse 1b.5.7). Hier ist es das erste Mal. Dass Gott „der Gott Jakobs“ ist, zeigt an, dass Er alle Versprechen, die Er Jakob gegeben hat, erfüllen wird, trotz der vielen Male, die Jakob untreu war. Dies ist eine große Ermutigung für den Überrest, der auch seine eigene Untreue kennt. Es ist auch eine große Ermutigung für uns, die wir ebenfalls so oft untreu sind, dass Gott alle seine Verheißungen erfüllen wird. Die sichere Festung gibt die Gewissheit, dass niemand seinem König oder einem der Seinen die Erfüllung seiner Versprechen entgehen lassen kann.
Der Wunsch oder das Gebet um seinen Schutz weist darauf hin, dass der Herr Jesus als Mensch gesehen wird. Nur als Mensch kann Er mit den Menschen verbunden sein. Zugleich ist und bleibt Er in seiner Person auch der ewige Gott. Er, der Mensch wurde, ist auch der Gott Jakobs. Wir können dieses Geheimnis seiner Person nicht ergründen (Mt 11,27a), aber wir können es im Glauben annehmen, bewundern und anbeten. Dieses Geheimnis, das wir auch schon früher in den Psalmen gesehen haben, begegnet uns immer wieder. Als Mensch ist Er völlig abhängig von der Hilfe Gottes. Er zählt auch im Vertrauen auf diese Hilfe. Der Überrest weiß das durch den Geist Christi, der in ihnen wirkt.
Dies gilt auch für den Wunsch, dass Ihm „aus dem Heiligtum“ Hilfe gesandt wird und dass Gott Ihn „von Zion aus unterstütz“ (Vers 3). Seine Hilfe kommt nicht von Menschen, sondern aus Zion, wo Er seinen Namen als irdisches Abbild seiner himmlischen Wohnstätte hat wohnen lassen (5Mo 12,5; 14,23). Gott zeigt durch seine Hilfe und Unterstützung seine Gegenwart zugunsten seines Gesalbten, seines auserwählten Königs. Zugleich zeigt Er seinem Volk seine Gunst. Jahwe, der HERR, zieht vor sein Volk aus wie in den alten Tagen (2Mo 15,13.17).
Der Überrest erinnert Gott an all die Opfer, die sein König Ihm gebracht hat (Vers 4). Opfer sind die Grundlage für den Sieg. Bei den Opfern bekommt der HERR erst seinen Teil und dann gibt er den Sieg (1Sam 7,10). Der Herr Jesus hat keine buchstäblichen Opfer gebracht. David tat es. In Bezug auf den Herrn Jesus sprechen diese Opfer von Ihm selbst. Diese Opfer sind in Ihm erfüllt (Heb 10,5-9).
Das Speisopfer, ein unblutiges, freiwilliges Opfer (3Mo 2,1-16), stellt sein ganz Gott gewidmetes Leben dar. Das Brandopfer, ein blutiges, freiwilliges Opfer (3Mo 1,1-17), stellt seine vollkommene Hingabe am Kreuz an Gott dar. Sein Opfer, in all seinen Aspekten, ist die Grundlage für die Erhörung des Gebets.
Es heißt „aller deiner Speisopfer“, Plural. Dies deutet darauf hin, dass jede einzelne Handlung, jedes einzelne Wort, jeder einzelne Gedanke des Herrn Jesus Christus vollständig Gott gewidmet ist. Im Alter von zwölf Jahren kann Er sagen, dass Er immer in dem ist, was seines Vaters ist (Lk 2,49). Die „Brandopfer“– auch „Brandopfer“ ist im Plural – deuten darauf hin, dass alle Aspekte seines Werks am Kreuz auch für Gott vollkommen sind. Er brachte das Opfer seines Lebens ein für allemal, damit wir ein für allemal geheiligt werden (Heb 10,10).
Der Überrest kennt den Herzenswunsch des Messias und wünscht, dass er Ihm gegeben wird (Vers 4). In Psalm 21 sehen wir die Erhörung dieses Gebetes (Ps 21,3). Sie können dies sagen, weil sie wissen, dass der einzige Wunsch, der sein Herz erfüllt, die Verherrlichung Gottes ist. Sie beten, dass Gott alle diesbezüglichen Anliegen des Messias erfüllt. Alles, was der Herr Jesus getan hat und tun wird, hat sich erfüllt. Er hat Gott verherrlicht und wird dies auch weiterhin tun, bis der ganze Wille Gottes erfüllt ist und auch immer danach.