Behandelter Abschnitt Hiob 34,23-30
Verse 23–30 | Gott richtet
23 Denn er braucht nicht lange auf einen Menschen Acht zu geben, damit er vor Gott ins Gericht komme. 24 Er zerschmettert Gewaltige ohne Untersuchung und setzt andere an ihre Stelle. 25 Daher kennt er ihre Handlungen und kehrt sie um über Nacht, und sie werden zermalmt. 26 Er schlägt sie wie Übeltäter auf öffentlichem Platz, 27 weil sie von seiner Nachfolge abgewichen sind und alle seine Wege nicht bedacht haben, 28 um zu ihm hinaufdringen zu lassen das Schreien des Geringen, und damit er das Schreien der Elenden höre. 29 Schafft er Ruhe, wer will beunruhigen? Und verbirgt er das Angesicht, wer kann ihn schauen? So handelt er sowohl gegen ein Volk als auch ebenso gegen einen Menschen, 30 damit der ruchlose Mensch nicht regiere, damit sie nicht Fallstricke des Volkes seien.
Gott verlangt nichts Unredliches vom Menschen (Vers 23). Er hat ihn geschaffen und ihm auch die Fähigkeit gegeben, Ihm zu dienen. Er bürdet dem Menschen auch nicht zu viele Lasten auf. Für den Gläubigen gilt, dass Er ihn nicht über Vermögen versucht (1Kor 10,13). Hiob hat damit Schwierigkeiten, was wir gut verstehen können. Aber er will damit Gott vor Gericht ziehen, und darin geht er zu weit. Niemand kann Gott für das zur Rechenschaft ziehen, was Er einem Menschen in seiner Weisheit auferlegt.
Elihu weist erneut auf die Erhabenheit und Souveränität Gottes hin (Vers 24). Wie könnte ein Mensch (wie Hiob) diesem mächtigen, richtenden Gott in dem widersprechen, was Er mit ihm tut? Gott hat das Recht und die Macht, die Mächtigen zu zermalmen und andere in ihre Schranken zu weisen (vgl. Dan 2,21; Spr 8,15.16). Er tut dies nicht willkürlich und ohne Grund. Die Tatsache, dass der Mensch diese Gründe nicht erkennen kann, gibt ihm nicht das Recht, von Gott zu verlangen, dass Er ihm sagt, warum Er dies tut.
Dennoch gibt Elihu eine Erklärung, wie wir aus dem Wort „daher“ (Vers
25) entnehmen können. Gott tut dies, weil Er die Werke dieser Mächtigen kennt. Wie Er mit Pharao und seinem Volk, den Ägyptern, umging, ist ein Beispiel dafür. Gott zerschlug den Pharao, als Er alle Erstgeborenen im Land Ägypten bei Nacht tötete und damit seine Macht zerbrach (2Mo 12,29.30; Ps 105,36). Andere Beispiele sind die assyrischen Soldaten, die in der Nacht getötet wurden, und Belsazar, der ebenfalls in der Nacht getötet wurde (2Kön 19,35; Dan 5,30).
Gott ist vollkommen gerecht, wenn Er gottlose Menschen niederstreckt, weil sie gottlos sind (Vers 26). Das hat Er unter anderem mit den gottlosen Bewohnern Kanaans getan. Er tut es an einem Ort, an dem andere Menschen es sehen können. Er vollstreckt sein Gericht vor aller Augen, sodass alle es sehen können. Er verbirgt seine Macht und Gerechtigkeit nicht. Für die Gerechten ist dies eine Ermutigung und eine Freude, während die Gottlosen gewarnt werden, nicht weiter gottlos zu leben, sondern sich zu bekehren.
Gottes Gericht trifft vor allem die Abtrünnigen, diejenigen, die Ihm zunächst gefolgt sind, aber „von seiner Nachfolge abgewichen sind“ (Vers 27). Es handelt sich hierbei um Herrscher, die gottlos leben (Vers 26), indem sie die Armen unterdrücken (Vers 28a), deren Hilfeschreie aber vom HERRN erhört werden (Vers 28b). Die Tat dieser Gottlosen wird als eine verblüffende Abkehr von Gottes Geboten und als ein Abweichen von Ihm gesehen. Sie haben seine Wege, die Er in seiner Regierung mit den Menschen und Nationen geht, nicht beachtet. Sie wollen nicht sehen, dass Er in das Leben der Menschen und Nationen eingreift, sondern schreiben alles natürlichen Ursachen oder eben dem Pech zu. Dass eine höhere Hand alles regiert, wollen sie nicht sehen.
Der Gottlose wird von Gott bestraft, weil er die Armen unterdrückt. Gott reagiert damit auf die Hilferufe der Elenden. Er hört, wenn Menschen in ihrer Not zu Ihm schreien. Gott reagiert nicht immer sofort mit einem Gericht über Ungerechtigkeit oder mit Hilfe in der Not. Er kann auch schweigen (Vers 29). Hiob wirft Gott vor, dass Er schwieg und die Dinge gewähren ließ. Aber wenn Er nicht richtet oder hilft, wer kann Ihn dann dafür anklagen? Das ist es, was Hiob tat.
Für Hiob war es, als ob Gott sein Gesicht verbarg. Auch wir können manchmal das Gefühl haben, dass Gott sich vor uns verbirgt, dass wir Ihn nicht wahrnehmen können, weil wir nur Elend sehen, wie Hiob es tat. Gott kann sich sowohl vor einem Volk als auch vor einem einzelnen Menschen verborgen halten. Für Ihn sind die Völker „wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der Waagschale“ (Jes 40,15).
Wenn Gott sein Angesicht verbirgt, hat das ein Ziel, was durch das Wort „damit“ (Vers 30) angezeigt wird. Er möchte damit bewirken, dass die Menschen seine fehlende Präsenz spüren und anfangen nach Ihm zu fragen. Wenn sie das tun, wird Er dafür sorgen, dass kein Heuchler an die Macht kommt oder an der Macht bleibt. Ein Heuchler ist jemand, der den Menschen schöne Dinge zu sagen hat, sie aber nur benutzt, um sie zu manipulieren und auszubeuten (2Sam 15,2-6). Er legt den Menschen Fallstricke in den Weg und bringt sie ins Verderben. Diese Fallstricke sind die gottlosen Gesetze, die er erlässt, und das unsittliche Leben, das er führt.