Behandelter Abschnitt Hiob 33,8-13
Verse 8–13 | Gott ist größer als Hiob
8 Gewiss, du hast vor meinen Ohren gesprochen, und ich hörte die Stimme der Worte: 9 Ich bin rein, ohne Übertretung; ich bin makellos, und keine Ungerechtigkeit ist an mir. 10 Siehe, er erfindet Feindseligkeiten gegen mich; er hält mich für seinen Feind. 11 Er legt meine Füße in den Stock, beobachtet alle meine Pfade. – 12 Siehe, darin hast du nicht Recht, antworte ich dir; denn Gott ist erhabener als ein Mensch. 13 Warum hast du gegen ihn gehadert? Denn über all sein Tun gibt er keine Antwort.
Elihu hat Hiob gesagt, dass er nicht hart zu ihm sein wird. Das bedeutet nicht, dass er Hiob nicht auf seine Fehler hinweist und ihn darauf anspricht. Dennoch spricht er anders als die Freunde. Daher gibt Hiob keine Wiederworte. Hiob ist bereit, Elihu zuzuhören.
Elihu beginnt damit, Hiob an etwas zu erinnern, das er aus seinem Mund gehört hat (Vers 8). Dies ist nicht vage, rätselhaft oder unterstellend, sondern konkret. Jeder, der bei den Gesprächen anwesend ist, wird deren Richtigkeit bestätigen. Elihu zitiert nicht wörtlich, was Hiob gesagt hat, sondern dem Inhalt nach. Er fasst die Rede Hiobs zusammen und gibt ihre Grundzüge wieder.
Hiob hat wiederholt behauptet, er sei aufrichtig und unschuldig (Vers
9; Hiob 9,21; 10,7; 13,18.23; 16,17; 23,10; 27,5). Besonders in Hiob 31
plädiert er eindringlich für seine Unschuld. Elihu fasst dies in den
vier Begriffen „rein“, „ohne Übertretung“, „makellos“ und „keine Ungerechtigkeit
[begangen]“ zusammen. Das war keine Anmaßung von Hiob. Und Elihu wirft
Hiob dies auch nicht als Anschuldigung vor die Füße. Hiobs
Unschuldsbehauptung ist berechtigt, wie wir aus Hiob 1 wissen (Hiob 1,1). Hiob meint hier nicht, dass er sündlos ist (vgl.
Es stimmt jedoch, dass Hiob zu weit gegangen ist, indem er Gott verdächtigt hat, etwas an ihm zu suchen, und dass Er deshalb so mit ihm umgeht (Vers 10). Hiob glaubt, dass Gott etwas an ihm sucht, um ihn anzuklagen, und dass Er sich ihm gegenüber wie ein Feind verhält (Hiob 13,24; 19,11; 30,21). Elihu hörte Hiob sagen, dass Gott seine Füße in den Stock legt und alle seine Wege beobachtet (Hiob 13,27). Darauf geht Elihu ein (Vers 11).
Die Antwort Elihus lautet, dass Hiob in diesem Punkt „nicht Recht“ hat (Vers 12). Damit ist er dem, was Gott ist und wer er selbst ist, nicht gerecht geworden. Er hat vergessen, wer Gott ist und wer er selbst ist, „denn Gott ist erhabener als ein Mensch“, wie Hiob. Wie konnte Hiob es wagen, Gott, der so viel größer ist als ein Sterblicher, zur Verantwortung zu ziehen (Vers 13)? Dass Gott größer ist als ein Sterblicher, bezieht sich nicht nur auf Gott als Schöpfer, sondern hier besonders auf die Größe und Majestät seines Handelns mit dem Menschen.
Außerdem klagte Hiob Gott an, dass er zu Ihm schrie, aber Gott antwortete ihm nicht (Hiob 19,7; 30,20). Das kann Gott doch nicht tun?! Er kann doch wenigstens sagen, warum Er ihn so leiden lässt? Hat er denn nicht ein Recht darauf? Aber Gott ist Gott. Er ist in keinster Weise verpflichtet, den Menschen Rechenschaft über sein Handeln abzulegen, auch nicht den Seinen.
Was Hiob sagt, sehen wir in viel stärkerer und rebellischerer Form immer wieder in der Geschichte der Menschheit bis heute. Bei Hiob gibt es keine Rebellion, sondern einen Kampf. Er reißt nicht sein Maul gegen Gott auf. Bei den rebellischen Menschen ist das sehr wohl so. Im Menschen gibt es Widerstand, Opposition und Rebellion gegen Gottes Handeln, die durch Unglauben und Selbsterhöhung motiviert sind. Der Mensch setzt Gott auf die Anklagebank und fordert Ihn heraus, mal zu erklären, warum Er Dinge zulässt oder tut (Röm 9,20).