Behandelter Abschnitt Hiob 27,7-12
Verse 7–12 | Gegensatz zum Charakter eines Gottlosen
7 Mein Feind sei wie der Gottlose, und der gegen mich auftritt, wie der Ungerechte. 8 Denn was ist die Hoffnung des Ruchlosen, wenn Gott abschneidet, wenn er seine Seele herauszieht? 9 Wird Gott sein Geschrei hören, wenn Bedrängnis über ihn kommt? 10 Oder wird er sich an dem Allmächtigen ergötzen, Gott anrufen zu aller Zeit? 11 Ich will euch belehren über die Hand Gottes; was bei dem Allmächtigen ist, will ich nicht verhehlen. 12 Siehe, ihr selbst habt es alle geschaut, und warum denn schwatzt ihr so unnütz?
In den Versen 7–10 spricht Hiob über das Schicksal der Gottlosen und Heuchler, wie es die Freunde immer wieder darstellen und auf Hiob anwenden. Er stimmt dem zu, was die Freunde gesagt haben, denn das ist tatsächlich die allgemeine Regel. Gott ist ein Richter des Bösen. Hiob wendet diese Wahrheit jedoch ganz anders an als die Freunde es getan haben. Das sehen wir ab Vers 11, wenn er beginnt, über „die Hand Gottes“ zu belehren, über das Handeln Gottes.
Hiob bezeichnet seine Freunde als „mein Feind“ und „der gegen mich aufritt“ (Vers 7). Sie bezeichneten ihn als einen Gottlosen, einen, der Unrecht tut, und behandelten ihn auf diese Weise als Feind und Gegner. Er will ihnen klarmachen, dass es unmöglich ist, jemanden wie ihn mit einem Gottlosen und einem Ungerechten zu verwechseln. So ein Mensch ist er nicht.
In der Tat gibt es für den Heuchler – für die Freunde ist Hiob ein solcher Mensch – keine Hoffnung, wenn Gott ihm das Leben abschneidet und seine Seele, sein Leben wegnimmt (Vers 8). Aber Hiob ist kein Heuchler und auch nicht ohne Hoffnung. Er hofft weiterhin auf Gott, trotz all der Fragen, die er wegen seines Leidens hat.
Gott hört den Hilfeschrei des Heuchlers nicht, wenn er in seiner Not zu Ihm schreit (Vers 9). Der Grund dafür ist, dass der Heuchler keine echte Beziehung zu Gott, dem Allmächtigen, hat. Das will er auch nicht, denn er findet keine Freude an Ihm (Vers 10). Deshalb ruft er Gott nicht ständig an, sondern nur, wenn er in Bedrängnis gerät. Bei Hiob ist das anders. Hiob ergötzt sich an dem Allmächtigen und ruft Ihn zu jeder Zeit an. Das hat er auch getan, als er im Wohlstand lebte. Obwohl Hiob (noch) keine Antwort auf seinen Hilferuf erhält, weiß er, dass Gott ihn hört.
Anstatt sich von seinen Freunden über die Taten Gottes belehren zu lassen, kann Hiob sie „über die Hand Gottes“ belehren (Vers 11). Er vertauscht die Rollen. Er kennt den Allmächtigen und wird ihnen nicht verheimlichen, was er über Ihn weiß. Sie haben mit eigenen Augen gesehen, wie er früher war, dass es keine Ungerechtigkeit bei ihm gab (Vers 12). Warum bleiben sie dann bei ihrem Geschwätz, ihrem leeren Gerede, ihren leeren Phrasen?