Behandelter Abschnitt Hiob 13,13-19
Verse 13–19 | Hiob wird seine Sache bei Gott vorbringen
13 Schweigt, lasst mich, und ich will reden, was auch über mich ergehen möge. 14 Warum sollte ich mein Fleisch zwischen meine Zähne nehmen und mein Leben in meine Hand legen? 15 Siehe, tötet er mich – ich werde auf ihn warten; nur will ich meine Wege ihm ins Angesicht rechtfertigen. 16 Auch das wird mir zur Rettung sein, dass ein Ruchloser nicht vor sein Angesicht kommen darf. 17 Hört, hört meine Rede, und meine Erklärung [dringe] in eure Ohren! 18 Sieh doch, ich habe die Rechtssache gerüstet! Ich weiß, dass ich Recht behalten werde. 19 Wer ist es, der mit mir rechten könnte? Denn dann wollte ich schweigen und verscheiden.
Wenn die Freunde den Mund halten, wird er reden (Vers 13). Er wird sich nicht zurückhalten. Er wird vor Gott ausschütten, was ihn bedrückt. Er kümmert sich nicht um die Konsequenzen. Es komme, was da wolle. Wenn er sagt, „Warum sollte ich mein Fleisch zwischen meine Zähne nehmen“ (Vers 14), will er damit sagen, dass er ein Risiko eingeht, denn das kann man nicht lange durchhalten. „Mein Leben in meine Hand legen“, heißt, er riskiert sein Leben (vgl. Ri 12,3; 1Sam 19,5; 28,21), um sein Recht bei Gott zu bekommen. Er wird reden, auch wenn die Gefahr groß ist, dass er wegen seiner eigenen Worte verschlungen wird und umkommt.
In Vers 15 bringt Hiob ein großartiges Paradoxon zum Ausdruck, einen scheinbaren Widerspruch, der nur durch den Glauben verstanden werden kann. Gott zerschmettert sein Leben, doch er hält daran fest, dass Gott gut ist. Er strahlt Hoffnung und Gottvertrauen aus. Er versteht nicht, warum er so leiden muss. Gott soll es ihm sagen, auch wenn das bedeutet, dass Gott ihn töten muss. Aber sein Tod ändert nichts an seiner Hoffnung auf Gott. Er wird sich vor Gott verteidigen. Er empfindet Gott als seinen Ankläger, aber auch als seinen Anwalt, als jemanden, der für ihn eintritt. Hiob erwartet seine Rettung von Ihm (Vers 16). Er wagt es, in die Gegenwart Gottes zu kommen, etwas, das für einen Heuchler nicht möglich ist. Hiob ist ja auch kein Heuchler, wie seine Freunde, unter der Hand, von ihm behaupten.
In Vers 17 fordert er seine Freunde erneut auf, ihm zuzuhören (Verse 6.13). Er hat seinen Fall klar dargelegt. Sie sollen sich das von ihm Gesagte mal zu Herzen nehmen. Hiob sieht sich in einem Gerichtssaal, wo er als Angeklagter seinen Fall dargelegt hat (Vers 18). Am Ergebnis hat er keinen Zweifel: Er ist „gerecht“, d. h. er sieht sich von allen Vorwürfen freigesprochen. Es gibt keinen Beweis dafür, dass er gesündigt hat. Alles, was die Freunde gesagt haben und was sie ihm vorgeworfen haben, gründet sich auf bloße Unterstellungen. Seine Verteidigung ist nach seiner eigenen Meinung überzeugend.
Die Frage Hiobs, ob es noch jemanden gibt, der es wagt, mit ihm vor Gericht zu treten, klingt fast trotzig (Vers 19). Sollen sie doch kommen, die Ankläger. Er ist sich sicher, dass gegen seine Verteidigung nichts einzuwenden ist. Er hat keinerlei Angst, dass Gott seinen Anklägern Recht geben könnte, so sicher ist er sich eines guten Ausgangs. Er musste sprechen, er konnte sich nicht zurückhalten. Hätte er geschwiegen, hätte dies seinen Tod bedeutet. Er konnte nicht weiterleben, ohne auf so viele ungerechtfertigte Anschuldigungen zu reagieren. Seine Verteidigung machte ihm sein Leben lebenswert.