Behandelter Abschnitt Est 8,10-14
Verse 10–14 | Der Befehl des Königs wird bekannt gegeben
10 Und er schrieb im Namen des Königs Ahasveros und untersiegelte mit dem Siegelring des Königs; und er sandte durch die berittenen Eilboten, die auf den Rennern der königlichen Gestüte ritten, Briefe, 11 worin der König den Juden, die in jeder einzelnen Stadt waren, gestattete, sich zu versammeln und für ihr Leben einzustehen, zu vertilgen, zu töten und umzubringen alle Heeresmacht von Volk und Landschaft, die sie, [ihre] kleinen Kinder und Frauen bedrängen würden, und ihre Habe zu plündern: 12 an [einem] Tag in allen Landschaften des Königs Ahasveros, am dreizehnten Tag des zwölften Monats, das ist der Monat Adar. 13 Und damit die Anordnung in jeder einzelnen Landschaft erlassen würde, wurde eine Abschrift des Schreibens allen Völkern bekannt gemacht, und zwar damit die Juden auf diesen Tag bereit wären, sich an ihren
Feinden zu rächen. 14 Die Eilboten, die auf den königlichen Rennern ritten, zogen auf das Wort des Königs schleunigst und unverzüglich aus. Und die Anordnung wurde in der Burg Susan erlassen.
Der Brief, den Mordokai diktiert, ist ein Brief „im Namen des Königs Ahasveros“ (Vers 10). Was Mordokai spricht und niedergeschrieben hat, sind die Worte des Königs. Dass der Brief tatsächlich vom König stammt, geht aus dem Siegel hervor, das mit dem Siegelring des Königs an dem Brief befestigt ist. Alles, was Mordokai befiehlt, trägt die Autorität und den Stempel der Zustimmung des Königs. Nachdem der Brief übersetzt wurde, werden die Briefe versandt. Haman schickte seine Briefe durch Eilboten (Est 3,13), Mordokai schickt sie durch „berittene Eilboten“. Mordokais Gebote und der neue Befehl verbreiten sich viel schneller im ganzen Reich.
Dieser zweite Befehl gibt an, wie die Juden die Bedrohung durch den ersten Befehl abwenden können (Vers 11). Der König sagt ihnen, dass sie sich versammeln dürfen. Zusammensein gibt Kraft und Ermutigung. Wir erfahren dies, wenn wir uns als Gläubige versammeln, während die Welt uns bedroht (vgl. Apg 4,23-31). Es ist nicht gut für Gläubige, ihr Zusammenkommen zu versäumen (Heb 10,25), denn dann werden sie leichte Beute für die Gegner. In der Zusammenkunft bauen die Gläubigen einander auf und ermahnen sich gegenseitig, dem Herrn treu zu bleiben.
Haman hat den Befehl erteilt, „alle Juden zu vertilgen, zu ermorden und umzubringen“ (Est 3,13). Mordokais Befehl kehrt dies um und erlaubt es den Juden, alle diejenigen „zu vertilgen, zu töten und umzubringen“, die sie bedrohen, wo auch immer sie leben. Gemäß dem ersten Befehl sollen die Feinde die Frauen und Kinder der Juden töten und ihren Besitz plündern. Mordokais Befehl besagt, dass die Juden die Frauen und Kinder der Feinde töten und ihren Besitz plündern dürfen. Mordokai ermöglicht es seinem Volk, sich gegen jeden zu verteidigen, der es bedroht, ohne zu verlangen, dass es wahllos abgeschlachtet wird.
Mordokais Gesetz hat den gleichen Umfang und die gleiche Gültigkeit wie das von Haman (Vers 12). Es betrifft den gesamten Autoritätsbereich des Königs Ahasveros und es geht um diesen einen Tag, „den dreizehnten Tag des zwölften Monats, das ist der Monat Adar“. An diesem Tag können die Juden gemäß dem verkündeten schriftlichen Gesetz „bereit“ sein, „sich an ihren Feinden zu rächen“ (Vers 13). Dies steht im Gegensatz zu dem ersten Gebot, das erlassen und veröffentlicht wurde „allen Völkern …, damit sie auf diesen Tag bereit wären“ (Est 3,14), um die Juden auszurotten.
Mordokai wird freie Hand gelassen, um das zu tun, was notwendig ist. So wird der Herr Jesus bald sein Volk über den Weg des Kampfes zum Sieg führen. Er wird sein jetzt noch geteiltes Volk wieder zu einem Volk machen und ihm die Kraft geben, seine Feinde als ein Volk zu besiegen (Jes 11,14).
Die weitgehenden Ähnlichkeiten zwischen den beiden Befehlen verstärken die Wirkung der Unterschiede. Der Hauptunterschied besteht darin, dass die Rollen vertauscht sind und die Juden ihren Feinden das antun dürfen, was ihren Feinden befohlen wurde, ihnen anzutun. Dies entspricht dem alttestamentlichen Gebot, Böses mit Bösem zu vergelten, nach dem Prinzip der Vergeltung, wie das Gesetz sagt: „Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß“ (2Mo 21,24). Für den neutestamentlichen Gläubigen gilt: Er soll nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern lernen, zu ertragen und zu suchen, was für alle Menschen gut ist (Röm 12,17).
Die Verkündigung des Gebotes läuft parallel zur ersten Bekanntmachung, nur dass die Eilboten jetzt auf den königlichen Rennern ritten (Vers 14; Est 3,15a). Bei der Errettung des Volkes ist mehr Eile geboten als bei der drohenden Ausrottung des Volkes. Wenn wir dies auf das Evangelium anwenden, sehen wir, dass das Evangelium eine Kraft ist, die den am tiefsten gefallenen Menschen, der unter dem Gericht steht, vom Gericht erretten kann. Aber es besteht die dringende Notwendigkeit, das Evangelium zu bringen. Die Botschaft der Gnade muss sozusagen die Botschaft des Gerichts überholen.
Die Erlaubnis zum Widerstand kommt von der höchsten Autorität, für uns von Gott. Es bedeutet, dass Er für uns ist. Wir haben allen Grund, diesen Kampf mutig zu beginnen. Der Feind ist am Kreuz gerichtet – siehe Vers 7, wo der König auf die Erhängung Hamans hinweist – und der Sieger ist mit uns. Gott sagt sozusagen: „Seht, was ich für euch am Kreuz getan habe.“ Dann können wir sagen: „Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns?“ (Röm 8,31b). Als Gläubige sind wir nicht auf der Erde zurückgelassen worden, um die glücklichsten Menschen zu werden, sondern um von unserem eigenen Willen befreit zu werden, sodass wir uns seiner Sache widmen werden. Wir haben die größten Segnungen empfangen (2Pet 1,3.4), aber ermutigt es uns, Ihm treu zu dienen?