Behandelter Abschnitt Esra 10,5-11
Verse 5–11 | Esra ruft das Volk zum Bekenntnis auf
5 Da stand Esra auf, und er ließ die Obersten der Priester, der Leviten und des ganzen Israel schwören, nach diesem Wort zu tun. Und sie schworen. 6 Und Esra stand auf vor dem Haus Gottes und ging in die Zelle Jochanans, des Sohnes Eljaschibs; und er ging dorthin, er aß kein Brot und trank kein Wasser, denn er trauerte über die Treulosigkeit der Weggeführten. 7 Und sie ließen durch Juda und Jerusalem einen Ruf ergehen an alle Kinder der Wegführung, dass sie sich nach Jerusalem versammeln sollten. 8 Und jeder, der nicht innerhalb von drei Tagen käme, nach dem Rat der Obersten und Ältesten, dessen ganze Habe sollte verbannt und er selbst sollte aus der Versammlung der Weggeführten ausgeschlossen werden. 9 Da versammelten sich alle Männer von Juda und Benjamin innerhalb von drei Tagen nach Jerusalem – das war der neunte Monat –, am Zwanzigsten des Monats. Und das ganze Volk saß auf dem Platz des Hauses Gottes, zitternd um der Sache willen und infolge der Regengüsse. 10 Da stand Esra, der Priester, auf und sprach zu ihnen: Ihr habt treulos gehandelt und habt fremde Frauen heimgeführt, um die Schuld Israels zu mehren. 11 So legt nun ein Bekenntnis ab vor dem HERRN, dem Gott eurer Väter; und tut sein Wohlgefallen und sondert euch ab von den Völkern des Landes und von den fremden Frauen!
Menschlich gesprochen ist Esra anfangs fast allein. Aber Gott ist mit ihm und so geschieht es, dass alle, die zu ihm kommen, schwören, dem Gesetz gehorchen zu wollen (Vers 5). Dann stand Esra auf und ging in die Zelle Jochanans, um dort zu fasten und zu trauern (Vers 6). Seine Traurigkeit hielt so lange an, wie es Sünde gab, denn er fühlte tief in seinem Herzen die Schmach, die dem Namen Gottes zugefügt wurde. Das Geheimnis geistlicher Kraft ist immer: mit Gott allein sein.
Das mächtige Wirken des Geistes Gottes wird auch im Verhalten des Volkes offenbar. Sie fordern alle Weggeführten auf, nach Jerusalem zu kommen, um die entstandene Situation zu besprechen (Vers 7). Die Zucht, die durch die geistliche Schwachheit des Volkes völlig vernachlässigt wurde, wird nun wieder nach den Gedanken Gottes ausgeübt. Wenn man sich nun weigert, auf das Wort Gottes zu hören, wird eine Verhärte des Herzens und ein eigenwilliger Geist offenbar, der unter seinen Brüdern nicht hingenommen werden kann (Vers 8).
Der Aufruf findet Gehör. Alle Männer von Juda und Jerusalem kommen innerhalb der festgelegten Frist nach Jerusalem (Vers 9). Dort versammeln sie sich auf dem Platz des Hauses Gottes. Sie zittern sowohl wegen ihres schlechten Gewissens aber auch wegen des Schmerzes und der Trauer, die mit der Trennung der Blutbande verbunden ist. Der starke Regen gab ihnen ein zusätzliches Gefühl der göttlichen Unzufriedenheit mit ihrer Untreue.
Esra richtet das Wort an das versammelte Volk (Vers 10). In seinem Bekenntnis in Esra 9 vereinigte er sich mit der Sünde des Volkes. Dort spricht er mit Gott über „uns”. Das ist die wahre Haltung gegenüber Gott. Wenn er hier zu dem Volk spricht, spricht er von „ihr”. Hier spricht er so, weil er ihre Herzen und ihr Gewissen berühren will.
Es gibt nur einen Weg, die Aufrichtigkeit eines Bekenntnisses zu beweisen, und zwar durch die Beseitigung des Bösen. Bekenntnis allein reicht nicht aus, sie müssen sich auch dem Willen Gottes unterwerfen. Bekenntnis, ohne die Sünde zu verurteilen und zu überwinden ist Selbstbetrug. Selbstverurteilung und Trennung vom Bösen sind notwendig (Spr 28,13). Sie müssen ihren Umgang mit den Völkern des Landes aufgeben und die ausländischen Frauen wegschicken. Das zweite ist eine Folge des ersten, daher ist es notwendig, in dieser Reihenfolge vorzugehen. Die Wurzel des Bösen muss zuerst gerichtet werden.
Die Wegsendung der Frauen und Kinder ist ohne Frage ein bewegendes Ereignis gewesen sein, das mit großem Schmerz und mit viel Flehen verbunden war. Wahre Buße ist immer begleitet von Leid und Schmerz über die begangene Sünde.