Behandelter Abschnitt Esra 8,15-20
Verse 15–20 | Aufruf an die Leviten
15 Und ich versammelte sie am Fluss, der nach Ahawa fließt; und wir lagerten dort drei Tage. Und ich sah mich unter dem Volk und unter den Priestern um, und ich fand keinen von den Söhnen Levis dort. 16 Da sandte ich nach Elieser, Ariel, Schemaja und Elnathan und Jarib und Elnathan und Nathan und Sekarja und Meschullam, [den] Häuptern, und Jojarib und Elnathan, [den] einsichtigen [Männern], 17 und schickte sie zu Iddo, dem Haupt in der Ortschaft Kasiphja, und ich legte ihnen Worte in den Mund, die sie zu Iddo reden sollten [und] zu seinem Bruder, den Nethinim, in der Ortschaft Kasiphja, dass sie uns Diener für das Haus unseres Gottes brächten. 18 Und sie brachten uns, weil die gute Hand unseres Gottes über uns war, einen einsichtsvollen Mann von den Söhnen Machlis, des Sohnes Levis, des Sohnes Israels; und Scherebja und seine Söhne und seine Brüder: 18; 19 und Haschabja und mit ihm Jesaja, von den Söhnen Meraris, seine Brüder und ihre Söhne: 20; 20 und von den Nethinim, die David und die Fürsten zur Bedienung der Leviten gegeben hatten: 220 Nethinim; sie alle waren mit Namen angegeben.
Esra und seine Gruppe bleiben „drei Tage” am Fluss (Vers 15a). „Drei Tage” erinnert uns an den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus. Der Herr Jesus war drei Tage lang im Tod gewesen und stand am dritten Tag aus dem Grab auf (Mt 16,21; 17,23; 20,19; Lk 24,7.46; Apg 10,40; 1Kor 15,4; vgl. Jos 3,1.2). Die geistliche Bedeutung dieser drei Tage besteht darin, dass jede Rückkehr zu den Grundsätzen der Schrift nur in der Erkenntnis des Todes und der Auferstehung des Herrn Jesus stattfinden kann. Durch seinen Tod und seine Auferstehung öffnet sich dem Gläubigen eine andere Welt, die Welt des Vaters. Dort befindet sich der Gläubige im Glauben, und dort werden die geistlichen Wirklichkeiten erlebt.
Am Fluss stellt Esra fest, dass es keine Leviten gibt (Vers 15b). Die Abwesenheit von Leviten ist ein trauriges Kennzeichen von Verfall. Die Leviten reagierten nicht auf den Aufruf zur Rückkehr. Sie sehen es offenbar nicht als ein Vorrecht an, wieder in Jerusalem in der Gegenwart Gottes dienen zu können, sondern fühlen sich in Babel zu Hause, dem Ort, an dem sie durch Gottes Gericht gelandet sind.
Wo sind die Diener des Volkes Gottes heute? Mit uns wird es in gleicher Weise geschehen, wenn wir anfangen, an irdische Dinge zu denken, anstatt an das „was droben ist, wo Christus ist, sitzend, zur Rechten Gottes” (Kol 3,1.2). Wir werden dann gleichgültig gegenüber unseren geistlichen Vorrechten und können sogar „die Feinde des Kreuzes des Christus” sein (Phil 3,18). Kein Kind Gottes, das seine himmlische Berufung versteht, kann damit zufrieden sein, „in Babel” weiterhin zu wohnen.
Esra gibt sich nicht damit zufrieden, dass die Leviten zurückbleiben, und ergreift Maßnahmen. Er schickt neun Führer und zwei „einsichtige [Männer]“, aus (Vers 16), um die Leviten zu überreden, mit ihm nach Jerusalem hinaufzuziehen. Die Häupter sind wichtig wegen ihrer Position und die beiden Männer wegen ihrer Einsicht. Es ist ein Vorrecht, dass es in einer
Zeit des Verfalls solche Menschen gibt. Die neun Häupter haben Verantwortungsbewusstsein und die beiden mit Einsicht ergänzen dies. Werden in der Gemeinde Defizite festgestellt, ist es wichtig, dass diejenigen, die sie bemerken oder auf sie aufmerksam gemacht werden, einander helfen, diese auszugleichen.
Esra befiehlt den elf Männern, zu Iddo zu gehen (Vers 17). Iddo hat eine Autoritätsposition in Kasiphja. Wie die Männer mit Iddo und denen, die bei ihm sind, sprechen sollen, wird ihnen von Esra gesagt. Sie müssen sie bitten, ihnen „Diener für das Haus Gottes” zu bringen. Esra geht es nicht um seine eigenen Interessen, sondern um die Interessen Gottes. Er kennt die Bedürfnisse von Gottes Haus und darum geht es ihm. Er ähnelt dem, der im Eifer für Gottes Haus verzehrt wurde (Ps 69,9; Joh 2,17). Es ist schmerzhaft für Esra zu sehen, dass sich niemand gemeldet hat, der den Dienst in Verbindung mit dem Heiligtum tun kann.
Durch den Segen und Schutz Gottes, durch „die gute Hand unseres Gottes über uns” (Vers 18), hat sein Handeln Erfolg. „Ein einsichtsvoller Mann”, Scherebja, mit „seinen Söhnen und seinen Brüdern”, insgesamt 18 Männer, werden gebracht. Das Wort „brachten” erweckt den Eindruck, dass einiges Zureden nötig war, um diese Leviten dazu zu bringen, sich Esra anzuschließen. Scherebja ist „der Sohn Israels”. Dass er so genannt wird, zeigt etwas von Gottes Wertschätzung für sein Kommen, auch wenn er sozusagen erst geweckt werden musste und er sich erst in letzter Minute Esra anschloss. Obwohl spät, ist seine Ankunft doch „fürstlich“ (Israel bedeutet „Fürst Gottes“).
Außerdem werden zwei Nachkommen von Merari mit Brüdern und Söhnen, insgesamt 20 Männer, zu Esra gebracht. Das bedeutet, dass insgesamt nur 38 Leviten mit Esra gehen. Der Rest bleibt bei ihrem angenehm gebauten Umfeld in Babel. Die Vorrechte des Dienstes Gottes üben keine Kraft mehr auf ihr Herz und ihr Gewissen aus.
Wo sind heute die Gaben, die der Herr der Gemeinde gegeben hat? Wer übt noch seine Gabe aus? Viele Gläubige fühlen sich in einem System wohl, in dem alles geregelt ist und in dem sie unverbindlich kommen und gehen können, wenn ihnen der Sinn danach steht. Es ist gut, Gläubige zu ermutigen, die Gabe auszuüben, die ihnen gegeben wurde, so wie Paulus die Kolosser auffordert, den Archippus zu ermutigen: „Und sagt Archippus: Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst” (Kol 4,17).
Die Nethinim (oder: Tempeldiener) sind zahlreicher (Vers 20). Sie sind auch „mit Namen angegeben”. Dies unterstreicht die Zustimmung Gottes zu ihrer Bereitschaft. Tempeldiener sind nicht im Vordergrund wie die Leviten. Sie arbeiten mehr im Hintergrund. Ihr Dienst ist jedoch unerlässlich, denn sie sorgen dafür, dass die Leviten ihre Arbeit tun können. So gibt es auch heute viele Aufgaben, die nicht so auffallend sind, die aber für andere Geschwister von großer Bedeutung sind, damit diese ihre Aufgabe reibungslos tun können. Auch hierin zeigt sich die Wertschätzung Gottes. Tempeldiener sind in erster Linie Geschenke, „die David und die Fürsten zur Bedienung der Leviten gegeben hatten“. Zweitens sind „sie alle … mit Namen angegeben”. Sie mögen den Menschen vielleicht unbekannt sein, aber Gott kennt sie persönlich mit Namen.