Behandelter Abschnitt 2Chr 20,5-13
Verse 5–13 | Das Gebet Josaphats
5 Und Josaphat stand in der Versammlung Judas und Jerusalems im Haus des HERRN, vor dem neuen Vorhof; 6 und er sprach: HERR, Gott unserer Väter, bist du es nicht, der da Gott im Himmel ist, und [bist] du [nicht] der Herrscher über alle Königreiche der Nationen? Und in deiner Hand ist Kraft und Macht; und niemand vermag gegen dich zu bestehen. 7 Hast nicht du, unser Gott, die Bewohner dieses Landes vor deinem Volk Israel vertrieben und es den Nachkommen Abrahams, deines Freundes, gegeben auf ewig? 8 Und sie haben darin gewohnt und haben dir ein Heiligtum darin gebaut für deinen Namen und gesagt: 9 Wenn Unglück über uns kommt, Schwert, Strafgericht oder Pest oder Hungersnot, und wir treten vor dieses Haus und vor dich – denn dein Name ist in diesem Haus – und schreien zu dir aus unserer Bedrängnis, so wirst du hören und retten. 10 Und nun, siehe, die Kinder Ammon und Moab und die vom Gebirge Seir, unter die zu kommen du Israel nicht gestattet hast, als sie aus dem Land Ägypten kamen, sondern sie sind ihnen ausgewichen und haben sie nicht vertilgt – 11 siehe da, sie vergelten es uns, indem sie kommen, um uns aus deinem Besitztum zu vertreiben, das du uns zum Besitz gegeben hast. 12 Unser Gott, willst du sie nicht richten? Denn in uns ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die gegen uns kommt; und wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf dich sind unsere Augen [gerichtet]. 13 Und ganz Juda stand vor dem HERRN, samt ihren kleinen Kindern, ihren Frauen und ihren Söhnen.
Nachdem der Aufruf von Josaphat ergangen und das Volk gekommen ist, übernimmt er selbst die Leitung im Gebet (Vers 5). Er übernimmt die Führung im Gebet, während er inmitten des gesamten Volkes von Juda und Jerusalem steht. Er ist eins mit seinem Volk. Der Ort des Gebets ist „im Haus des HERRN, vor dem neuen Vorhof“. Er weiß, dass das Haus Gottes ein Haus des Gebets ist und appelliert weiter unten ausdrücklich daran (Verse 9.10).
Der Chronist erwähnt auch, dass Josaphat „vor dem neuen Vorhof“ steht. Möglicherweise hat dies mit dem von seinem Vater Asa erneuerten Altar zu tun (2Chr 15,8). Die Betonung liegt auf dem, was neu ist. Josaphat ist neu und frisch in seinem Nahen zu Gott. Er nähert sich Gott nicht aus einem Trott heraus, sondern aus einem neu entstandenen Wunsch heraus.
Josaphat betet geordnet, sein Gebet ist zusammenhängend. Dies ist wichtig für das Beten in der Öffentlichkeit. Er beginnt damit, Gott als „HERR, Gott unserer Väter“ anzusprechen, den Gott, der durch alle Zeitalter hindurch ihr Gott gewesen ist (Vers 6). Seine Wohnstätte ist kein begrenzter Ort auf der Erde, wie es bei Götzen der Fall ist, sondern Er wohnt im Himmel, der über die ganze Erde ausgespannt ist. Sicherlich hat Er Jerusalem und den Tempel als seine Wohnstätte auf Erden erwählt, aber auch Salomo hat bereits gesagt, dass dieses Haus und selbst der Himmel Himmel Ihn nicht fassen können (2Chr 6,18).
Josaphat beschreibt Gott in seiner Allmacht und Erhabenheit. Er ruft zu dem Gott, der über alle Königreiche herrscht, auch über feindliche Nationen mit ihren Göttern. Die Feinde, die sich gegen ihn erheben, sind in seiner Hand, einer Hand, in der Kraft und Stärke sind, sodass Ihm niemand standhalten kann.
Josaphat weiß, wie Gott früher gehandelt hat, um seinem Volk sein Land zu geben, und erinnert Ihn daran (Vers 7). Er weiß, dass dies gemäß seiner Verheißung an Abraham, „deines Freundes“, geschah (Jes 41,8; Jak 2,23; vgl. Joh 15,14). Abraham ist sein Vertrauter, dem Er seine Gedanken offenbart hat. Hat Er das Land nicht auf ewig den Nachkommen Abrahams gegeben? Dann kann es doch nicht sein, dass die Feinde sie daraus vertreiben werden. Josaphat fleht auf der Grundlage der Verheißungen Gottes zu Gott. Das Gleiche dürfen wir auch tun.
Die Nachkommen sind gekommen, um im Land zu wohnen und haben dort ein Heiligtum für den Namen des HERRN gebaut (Vers 8). Es ist, als ob Josaphat den Bau des Heiligtums für den HERRN als den großen Zweck des Wohnens im Land darstellt. So ist es auch. Gottes Ziel mit der Befreiung seines Volkes aus Ägypten ist es, inmitten seines Volkes zu wohnen. Darauf wies bereits Mose in dem Lied hin, das er unmittelbar, nachdem er das Volk aus Ägypten herausgeführt hatte, sang (2Mo 15,13.17).
Josaphat erinnert sich an das, was Salomo in seinem Gebet bei der Einweihung des Tempels sagte (Vers 9; 2Chr 6,20-25). Er und seine Leute befinden sich jetzt in einer von Salomo erwähnten Situation. Salomo hat gesagt, dass der HERR sie erhören und erlösen möge, wenn sie aus ihrer Not heraus zu Ihm rufen. Ist dies nicht auch eine große Ermutigung für uns, den Herrn in unserer Not anzurufen und dabei auf seine Zusagen hin zu flehen, zu hören und sie einzulösen? Dann weist Josaphat den HERRN mit den Worten „Und nun, siehe“ auf die unmittelbare Gefahr hin (Vers 10). Er bittet sozusagen, dass der HERR die Gefahr, in der sie sich befinden, bitte aufmerksam ansehen möge. Den Völkern, die jetzt auf sie zukommen, erlaubte der HERR damals nicht, sie anzugreifen. Und nun kommen die Nationen, die sie verschonen und ihnen ihr Erbe lassen mussten, um sie aus dem Erbe zu vertreiben, das Gott seinem Volk gegeben hat (Vers 11; 5Mo 2,8.9.19). Das darf doch wohl nicht passieren? Es wird doch sicher nicht so sein, dass ihr früherer Gehorsam jetzt bestraft wird?
Josaphat gebraucht jetzt die Anrede „unser Gott“ und stellt eine Frage, die die Antwort bereits enthält (Vers 12). Wird Gott denn kein Gericht an ihnen üben? Natürlich wird Er das tun. Schließlich weiß Er ja, dass Josaphat und sein Volk angesichts der großen Truppenstärke des Feindes nicht stark genug sind.
Obwohl er selbst eine große Armee hat und mächtig ist, drückt Josaphat seine Ohnmacht aus. Dass er eine große Armee hat, deutet darauf hin, dass er seine Verantwortlichkeit nicht vernachlässigt; er hat seine Hausaufgaben gemacht. Aber als es darauf ankommt, ist er sich auch der Tatsache bewusst, dass ihm ohne den HERRN all diese Vorkehrungen nichts nützen und keine Bedeutung haben werden. Darum wenden er und sein Volk ihre Augen auf den HERRN. Damit sagen sie: HERR, wenn Hilfe kommen soll, muss sie von dir kommen. Deshalb blicken wir auf dich.
Als Josaphat gebetet hat, steht das ganze Volk schweigend vor dem Angesicht des HERRN und wartet auf seine Reaktion (Vers 13). Bei diesem Gebet sind auch die kleinen Kinder anwesend. Vor Gott nehmen sie einen wichtigen Platz ein (1Chr 25,8; 26,13; 2Chr 31,15; 2Kön 23,2). Für sie ist es eine wichtige und ermutigende Erfahrung zu sehen, wie die Älteren den HERRN suchen. Die Tatsache, dass mehrere Gruppen des Volkes genannt werden, zeigt, dass das ganze Volk, jung und alt, Männer und Frauen, eine Seele, eins im Denken und eins im Wünschen ist.