Behandelter Abschnitt 2Chr 10,6-14
Verse 6–14 | Beratungen und Beschluss Rehabeams
6 Und der König Rehabeam beriet sich mit den Alten, die vor seinem Vater Salomo gestanden hatten, als er [noch] am Leben war, und sprach: Wie ratet ihr, diesem Volk Antwort zu geben? 7 Und sie redeten zu ihm und sprachen: Wenn du zu diesem Volk gütig und ihnen gefällig bist und gütige Worte zu ihnen redest, so werden sie deine Knechte sein alle Tage. 8 Aber er verließ den Rat der Alten, den sie ihm gegeben hatten; und er beriet sich mit den Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren, die vor ihm standen. 9 Und er sprach zu ihnen: Was ratet ihr, dass wir diesem Volk zur Antwort geben, das zu mir geredet und gesagt hat: Erleichtere das Joch, das dein Vater auf uns gelegt hat? 10 Und die Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren, redeten zu ihm und sprachen: So sollst du zu dem Volk sprechen, das zu dir geredet und gesagt hat: Dein Vater hat unser Joch schwer gemacht, du aber erleichtere es uns; so sollst du zu ihnen reden: Mein kleiner Finger ist dicker als die Lenden meines Vaters! 11 Nun denn, mein Vater hat euch ein schweres Joch aufgeladen, ich aber will zu eurem Joch hinzutun; mein Vater hat euch mit Geißeln gezüchtigt, ich aber [will euch] mit Skorpionen [züchtigen]. 12 Und Jerobeam und alles Volk kamen am dritten Tag zu Rehabeam, so wie der König geredet und gesagt hatte: Kommt am dritten Tag wieder zu mir. 13 Und der König antwortete ihnen hart; und der König Rehabeam verließ den Rat der Alten 14 und redete zu ihnen nach dem Rat der Jungen und sprach: Mein Vater hat euer Joch schwer gemacht, ich aber will zu diesem hinzutun; mein Vater hat euch mit Geißeln gezüchtigt, ich aber [will euch] mit Skorpionen [züchtigen].
Rehabeam bittet zunächst die „Alten, die vor seinem Vater Salomo gestanden hatten, als er noch am Leben war“ (Vers 6), um Rat. Die Ältesten geben eine Antwort, die auf zwei Arten ausgelegt werden kann, positiv und negativ (Vers 7). Der positive Ansatz ist, dass Rehabeam, indem er ihrem Rat folgt, dem Volk entgegenkommt und ihr Diener wird. Die Ältesten sagen ihm, dass das Beste, was er tun kann, ist, gut zu dem Volk zu sein. Sie raten ihm, dass er gut zu dem Volk sein sollte und dass seine Worte an das Volk gute Worte sein sollten.
Ihr Rat ist, dass er, um der Höchste zu sein, der Geringste werden sollte. Wenn er das tut, ist er wie der Herr Jesus, der inmitten seiner Jünger der Dienende war (Lk 22,26.27). Dienen führt zum Thron, um über die zwölf Stämme zu herrschen. Mit dem Wunsch zu dienen, lernt man zu regieren. Das ist der Rat der Alten. Die Bereitschaft, der Geringste zu sein, führt zu dem höchsten Platz.
Als eine negative Seite müssen wir feststellen, dass auch die Ältesten nur ihre eigenen Interessen im Auge haben. Sie haben Salomo gedient, aber offenbar sind sie ihm auf seinem falschen Weg gefolgt. Jetzt sehen sie, dass sie ihre Position verlieren werden, wenn sie das Volk gegen sich aufbringen. Sie erkennen, dass Salomo seinen ganzen Kredit verspielt hat und dass sie, die zur alten Garde gehören und sich an das harte Joch erinnern, sich mit einer harten Haltung nur noch mehr verhasst machen. Ihr Rat kommt in diesem Fall nicht aus der aufrichtigen Suche nach dem Willen Gottes, sondern von der Suche nach der Gunst der Menschen (vgl. 1Thes 2,4b).
Ganz gleich, wie wir den Rat der Ältesten betrachten, er gefällt Rehabeam nicht, denn ihrem Rat zu folgen bedeutet, dass er seine absolute Autorität aufgeben muss. Er verwirft ihren Rat (Vers 8). Mit dieser Haltung geht er zu „den Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren, die vor ihm standen“. Er fragt also nicht erst beide Parteien um Rat und wählt dann aus, sondern er lehnt den Rat der Alten ab, noch bevor er die jungen Männer konsultiert hat. Er hat keinen Respekt vor der Weisheit der Alten. Er zog es vor, seine Wünsche auf seine Altersgenossen abzustimmen, die in seinen Diensten standen.
Obwohl er ihr Vorgesetzter ist, stellt er sich auf ihre Ebene. Er fragt sie, was „wir“ – also er und sie, und nicht er als König – „diesem Volk zur Antwort geben“ (Vers 9). Er hat bereits zu den Ältesten von „diesem Volk“
(Vers 6) gesprochen, was eine gewisse Verachtung deutlich macht. Er wiederholt gegenüber den jungen Männern, dass das Volk ihn gebeten hat, das Joch zu erleichtern.
Seine Altersgenossen, „die mit ihm aufgewachsen waren“, nutzen ihre Chance (Vers 10). Sie sind die neue Generation, die um jeden Preis an die Macht kommen will. Die Alten sind für sie erledigt. Ein neuer Wind muss wehen, ihr Wind. Aber dieser Wind ist nicht der Wind einer angenehmen Kühle, sondern ein Tod und Verderben bringender Orkan. Sie sagen ihm, er müsse dem Volk noch schwerere Lasten aufbürden, als es bereits hat.
Die jungen Männer legten ihm auch die Worte in den Mund, die er zu dem Volk sagen sollte: „So sollst du zu ihnen reden: Mein kleiner Finger ist dicker als die Lenden meines Vaters!“. Die vorgeschlagene Rede besagt, dass anstelle der erbetenen Erleichterung die Lasten des Volkes so weit erhöht werden, dass die Lasten seines Vaters verglichen damit nichts sind.
Rehabeam hat sich selbst in die Lage gebracht, zum Diener seiner Altersgenossen zu werden. Anstatt die guten Worte zu sprechen, die ihm die Ältesten geraten haben, sagen sie ihm, er solle Worte sprechen, die nur den Zorn und die Wut des Volkes erregen können. Ihr Rat ist, dass er das Volk mit eiserner Faust regieren soll. Das Volk muss und wird ihm gehorchen (Vers 11). Sein Vater Salomo mag Geißeln benutzt haben, um das Volk Gehorsam zu lehren, aber er wird dazu Skorpione einsetzen.
Wie vereinbart, kommen Jerobeam und das ganze Volk nach drei Tagen zu Rehabeam, um seine Antwort zu hören (Vers 12). Rehabeam gibt eine harte Antwort (Vers 13) statt einer sanften Antwort (Spr 15,1; 16,18). Noch einmal wird gesagt, dass er diese Antwort gibt, weil er den Rat der Ältesten verwirft (Vers 8). Im völligen Gegensatz zum Joch des Herrn Jesus, das sanft ist (Mt 11,30), sagt er dem Volk, dass er ihm ein schweres Joch auferlegen wird.
Viele haben sich selbst und andere ruiniert, indem sie ihre Untergebenen mit Füßen getreten und gequält haben. Rehabeam trägt zwar die Krone seines Vaters, verfügt aber nicht über die Weisheit seines Vaters. Er hat nicht die Weisheit Hiobs, der die Sache seines Sklaven oder seiner Sklavin in einem Streit mit ihm nicht verachtete (Hiob 31,13), sondern ihnen geduldig zuhörte, ihre Gründe überdachte und ihnen eine sanfte Antwort gab.
Diese Haltung sollte all jene schmücken, die ein gewisses Maß an Autorität über andere haben. Freundlichkeit bringt Dinge zustande, während Gewalt zerbricht.