Behandelter Abschnitt 2Chr 1,7-13
Verse 7–13 | Salomo bittet um Weisheit und Erkenntnis
7 In jener Nacht erschien Gott Salomo und sprach zu ihm: Bitte, was ich dir geben soll. 8 Und Salomo sprach zu Gott: Du hast ja an David, meinem Vater, große Güte erwiesen, und du hast mich zum König gemacht an seiner statt; 9 nun möge sich, HERR, Gott, dein Wort als zuverlässig erweisen, das du zu meinem Vater David geredet hast! Denn du hast mich zum König gemacht über ein Volk, [das] zahlreich [ist] wie der Staub der Erde. 10 Gib mir nun Weisheit und Erkenntnis, dass ich vor diesem Volk ausund eingehen möge; denn wer könnte dieses dein großes Volk richten? – 11 Und Gott sprach zu Salomo: Weil dies in deinem Herzen gewesen ist und du nicht gebeten hast um Reichtum, Güter und Ehre und um das Leben derer, die dich hassen, und auch nicht um viele Tage gebeten, sondern dir Weisheit und Erkenntnis erbeten hast, damit du mein Volk richten mögest, über das ich dich zum König gemacht habe, 12 so sind dir Weisheit und Erkenntnis gegeben; und Reichtum und Güter und Ehre will ich dir geben, dergleichen die Könige, die vor dir gewesen sind, nicht gehabt haben und dergleichen keiner nach dir haben wird. 13 Und Salomo kam von der Höhe, die in Gibeon war, von dem Zelt der Zusammenkunft nach Jerusalem. Und er regierte über Israel.
Gott erscheint Salomo. Der HERR sagt zu ihm, dass er bitten kann, was er will. Das ist eine einladende Aussage, bei der keine Einschränkungen gemacht werden. Auch uns stellt sich dies als Frage, wenn der Herr Jesus sagt: „Bittet, und es wird euch gegeben werden; … Denn jeder Bittende empfängt“ (Mt 7,7.8). Neben einer uneingeschränkten Einladung ist dies auch eine Prüfung für unseren Glauben. Was antworten wir auf die Frage des Herrn?
Salomo betet um Weisheit und Erkenntnis (Spr 2,6). Das ist der Maßstab für unsere Fähigkeit zu bauen. Beides ist in Christus zu finden (Kol 2,3). Der Maßstab für den Gemeindebau ist Christus. Es gibt alle möglichen Formen des Gemeindebaus, die aus unseren Vorstellungen darüber entstehen, wie es uns am besten erscheint, aber der einzige Maßstab für die Gemeinde und das Zusammenkommen als Gemeinde ist Christus.
Es muss sozusagen zuerst über Gibeon nachgedacht werden, um zu sehen, was der Maßstab für unser Zusammenkommen als Gemeinde ist, um „Tempel“ zu sein. Salomo ist hier nicht nur ein Bild Christi, sondern auch ein Bild des Geistes Christi im Gläubigen. Dieser Geist kennzeichnet Paulus, als er für die Epheser um den „Geist der Weisheit und … Erkenntnis seiner selbst“ (Eph 1,17) betet.
Die Antwort aus Salomos Mund ist wunderbar. Er misst dem Volk Israel einen besonderen Wert bei, nicht weil es sein Volk ist, sondern weil es Gottes Volk ist. Dass er das Volk nicht als sein Volk, sondern als Gottes Volk sieht, ist auch in unseren Tagen von großer Bedeutung. Die Gemeinde ist nicht das Eigentum von Menschen, sondern von Gott. Wer sich dessen bewusst ist, wird mit den anderen Gliedern dieses Volkes mit großer Sorgfalt umgehen, wobei er anerkennt, dass jedes Glied dem Herrn gehört und seine eigene einzigartige Aufgabe hat.
Gott lobt Salomo für seine Bitte. Die Könige der Völker bitten die Götter um alles, worum Salomo nicht bittet. Salomo bekommt das zusätzlich, weil ihm in seinem Gebet nur Gottes Interessen am Herzen liegen. Aus dem Inhalt des Gebetes können wir viel lernen. Salomo beginnt nicht damit, um etwas zu bitten, sondern er erinnert Gott zunächst an das, was er in der Vergangenheit getan hat und in der Gegenwart tut.
Welche Aufgabe wir auch immer zu erledigen haben, wir können immer darauf vertrauen, dass Gottes Unterstützung für uns da ist, so wie sie es für diejenigen war, die Ihm vor uns gedient haben. Wir dürfen auch an die „große Güte“ erinnern, die Er ihnen entgegengebracht hat, so wie Salomo das mit Blick auf seinen Vater David tut, dessen Aufgabe er jetzt erhält (Vers 8). Dann appelliert Salomo an alle von Gott gegebenen Verheißungen. Es gibt kein besseres Argument im Gebet, als sich auf Gottes Verheißungen zu beziehen (Vers 9).
Der beste Weg, das zu erreichen, was wir uns wünschen, ist, um Weisheit und Erkenntnis für unsere Aufgabe zu bitten (Vers 10). Wie z. B. Mose (2Mo 3,11), David (1Sam 18,18) und Jeremia (Jer 1,6) erkennt auch Salomo seine Unfähigkeit für diese große Aufgabe an und bittet um „Weisheit und Erkenntnis“. Die „Weisheit“ findet die richtige Einschätzung zur richtigen Zeit, indem sie zwischen Gut und Böse unterscheidet. „Erkenntnis“ (oder: „Einsicht“) hat mit dem Erkennen und Verstehen der Umstände zu tun, um die richtige Wahl für den einzuschlagenden Weg zu treffen.
Salomo spricht über sein „Ausund Eingehen“ vor dem Volk. Das kann darin bestehen, zum Tor hinauszugehen, um Recht zu sprechen, und zum HERRN hineinzugehen, um seinen Rat über die Rechtsfälle zu erbitten. Im weiteren Sinn bezieht sich das „ausund eingehen“ auf den gesamten Lebenswandel Salomos, um für sein Volk ein guter König zu sein.
Gott gibt ihm, was er erbeten hat, weil er darum gebeten hat. Er gibt ihm zusätzlich, worum er nicht gebeten hat, obwohl er nicht darum gebeten hat (Verse 11.12). Gott erklärt im Detail, warum Salomo das bekommt, worum er gebeten hat, und warum er zusätzlich das bekommt, worum er nicht gebeten hat. Gott gibt entsprechend dem Reichtum seiner Gnade, was in seinem Herzen ist. Es ist eine Veranschaulichung des Wortes des
Paulus, dass Gott „über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als was wir erbitten oder erdenken“ (Eph 3,20; vgl. Mt 6,33).
Nach seiner Begegnung und seinem Gespräch mit Gott kann Salomo nun regieren (Vers 13). Das ist die richtige Reihenfolge: zuerst die Stiftshütte und der Altar und dann der Thron.