Behandelter Abschnitt 1Kön 22,15-28
Verse 15–28 | Die Botschaft Michas
15 Und als er zum König kam, sprach der König zu ihm: Micha, sollen wir nach Ramot-Gilead in den Kampf ziehen, oder sollen wir davon abstehen? Und er sprach zu ihm: Zieh hinauf, und es wird dir gelingen; denn der HERR wird es in die Hand des Königs geben. 16 Und der König sprach zu ihm: Wievielmal muss ich dich beschwören, dass du nichts zu mir reden sollst als nur Wahrheit im Namen des HERRN? 17 Da sprach er: Ich sah ganz Israel auf den Bergen zerstreut wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und der HERR sprach: Diese haben keinen Herrn; sie sollen jeder in sein Haus zurückkehren in Frieden. 18 Und der König von Israel sprach zu Josaphat: Habe ich dir nicht gesagt: Er weissagt nichts Gutes über mich, sondern nur Böses? 19 Und er sprach: Darum höre das Wort des HERRN! Ich sah den HERRN auf seinem Thron sitzen und alles Heer des Himmels bei ihm stehen, zu seiner Rechten und zu seiner Linken. 20 Und der HERR sprach: Wer will Ahab bereden, dass er hinaufziehe und in Ramot-Gilead falle? Und der eine sprach so, und der andere sprach so. 21 Da trat ein Geist hervor und stellte sich vor den HERRN und sprach: Ich will ihn bereden. Und der HERR sprach zu ihm: Wodurch? 22 Und er sprach: Ich will ausgehen und will ein Lügengeist sein im Mund aller seiner Propheten. Und er sprach: Du wirst ihn bereden und wirst es auch ausrichten; geh aus und tu so! 23 Und nun, siehe, der HERR hat einen Lügengeist in den Mund all dieser deiner Propheten gelegt, und der HERR hat Böses über dich geredet. 24 Da trat Zedekia, der Sohn Kenaanas, herzu und schlug Micha auf die Wange und sprach: Wo wäre der Geist des HERRN von mir gewichen, um mit dir zu reden? 25 Und Micha sprach: Siehe, du wirst es an jenem Tag sehen, wenn du von Gemach zu Gemach gehen wirst, um dich zu verstecken. 26 Und der König von Israel sprach: Nimm Micha und führe ihn zurück zu Amon, dem Obersten der Stadt, und zu Joas, dem Sohn des Königs, 27 und sage: So spricht der König: Setzt diesen ins Gefängnis und speist ihn mit Brot der Trübsal und mit Wasser der Trübsal, bis ich in Frieden heimkomme. 28 Und Micha sprach: Wenn du je in Frieden zurückkehrst, so hat der HERR nicht durch mich geredet! Und er sprach: Hört es, ihr Völker alle!
Dort steht Micha vierhundert Propheten gegenüber, Vertretern der religiösen Schicht und auch den höchsten Regierenden, den Vertretern des ganzen Volkes. Da die Regierenden über das Volk Gottes herrschen, sind sie auch religiöse Führer. Der Anblick allein muss einen großen Eindruck auf Micha machen. Die düstere und feindliche Atmosphäre wird ihm zugesetzt haben. Der Eine gegenüber der Menge. Der Bote, der ihn abgeholt hat, hat bereits auf ihn eingeredet, wie die anderen zu reden und sich nicht als einziger gegen die anderen zu stellen.
Durch die Kraft des Glaubens und des Vertrauens auf den HERRN unterliegt Micha nicht dem Druck. Im Gegenteil, er verspottet die ganze Gesellschaft. Das geht aus seiner ersten Antwort hervor. In dieser Antwort scheint er dasselbe zu sagen, was die anderen Propheten gesagt haben,
und scheint sich ihnen anzuschließen. Aber es gibt einen starken sarkastischen Unterton in dem, was er sagt. Er imitiert die vierhundert und gibt vor, einer von ihnen zu sein. Ahab erkennt, dass das, was Micha sagt, sarkastisch gemeint ist. Deshalb ist er mit dieser Antwort nicht zufrieden. Er will wissen, was die wahre Botschaft von Micha ist.
Micha antwortet mit dem, was er in einer Vision gesehen und gehört hat. Er beschreibt, dass die beabsichtigte Mission zu einer Zerstreuung des Volkes führen wird. Der Grund dafür ist, dass das Volk keinen Führer hat, der auf Gott vertraut. Ein Führer, der das Volk auf Gott vertrauen lässt, hält das Volk Gottes zusammen (4Mo 27,16.17). Ein Führer, der nicht mit Gott rechnet, lässt das Volk im Stich und die Schafe werden zur Beute des Wolfes (Joh 10,12). Der Herr Jesus ist besorgt um Schafe, die keinen Hirten haben (Mt 9,36), und zu seinen Jüngern spricht Er von dem Schlagen des Hirten und der Zerstreuung der Schafe (Mt 26,31).
Nach dieser Prophezeiung wendet sich Ahab an Josaphat und weist darauf hin, dass er mit dem, was er über Micha gesagt hat, Recht hatte. Siehst du jetzt, dass Micha ein Prophet des Unheils ist? Aber weiter schaut Ahab nicht, weil er von dem Fürsten der Finsternis geblendet ist.
Aber Micha ist noch nicht fertig. Er hat eine weitere Botschaft. Diese Botschaft zeigt, dass es eine unsichtbare Welt gibt, die diese vierhundert Propheten sagen lässt, was Ahab gerne hört. Micha mag zwar als Gefangener vor Ahab stehen, aber das Wort des HERRN lässt sich nicht binden. Ahab diente den Götzen und damit den Dämonen. Als ein toter Götze existiert Baal an sich zwar nicht; er existiert aber sehr wohl durch die hinter dem Bild stehenden Dämonen. In der unsichtbaren Welt arbeiten Dämonen zusammen, um Menschen in die Irre zu führen, mit dem Tod als Endergebnis.
Wir können eine Anwendung für heute machen. In der großen Christenheit geht es allgemein nicht mehr darum, was das Wort Gottes sagt, sondern darum, was man gerne hört und was mit der Erfahrung übereinstimmt. Vor allem die charismatische Bewegung ist dafür verantwortlich. In vielen Fällen müssen wir zu dem Schluss kommen, dass es geistliche Mächte dahinter gibt, die die Menschen von Christus und dem Wort Gottes wegführen, weil es einzig um das Gefühl des Menschen geht.
Es wird immer deutlicher, wie falsch bestimmte Einflüsse sind, insbesondere bei manchen Liedern, die gesungen werden. In verschiedenen Liedern sind Aussagen zum Beispiel über die Versöhnung enthalten, die Aspekte der Versöhnung des Herrn Jesus weglassen oder auf eine Weise hervorheben, die nicht mit dem Wort übereinstimmt. Wir müssen deutlich davor warnen, denn es führt die Menschen vom Gehorsam gegenüber dem Wort und von der Einzigartigkeit Christi und seines Werkes weg. Deshalb müssen wir auch stets auf der Hut sein, indem wir nach dem Willen Gottes in jeder Situation fragen: Was sagt das Wort Gottes?
Micha sagt aus einer neuen Vision, dass die Dämonen letztendlich unter der Autorität Gottes stehen. Was Micha in der Vision sieht, wird uns menschlich vorgestellt, damit wir es verstehen können. Wir werden Zeugen einer beginnenden Diskussion. Der eine sagt dies, der andere das, alles sehr menschlich. Dann kommt ein Geist und sagt: „Ich werde ihn in die Irre führen“. Nach einer Frage des HERRN und einer Antwort des Geistes spricht der HERR: „Du wirst ihn bereden und wirst es auch ausrichten; geh aus und tu so“! Wir sehen deutlich, dass der HERR bei diesem ganzen Geschehen die Kontrolle hat. Er bestimmt letztlich über den Einsatz böser Geister und den Erfolg ihres Unternehmens. Auch die bösen Geister dienen gegen ihren Willen seinem Ziel.
Wir sehen das Unheil, das Gott über Ahab beschlossen hat. Dieses Unheil steht fest (Vers 23), es ist nichts mehr daran zu ändern. Es steht auch fest, wie dieses Unheil geschehen wird: „Und der HERRN sprach: Wer will Ahab bereden, dass er hinaufziehe und in Ramot-Gilead falle“ (Vers 20)?
Durch diese Botschaft wird der Aufstand im Herzen von Zedekia offenbar. Zedekia behauptet, dass das, was er sagte, vom Heiligen Geist stammt und dass das von Micha Gesagte es folglich nicht sein kann. Seine hochtrabenden Worte werden von Gewalt begleitet. Er gibt Micha einen Schlag auf die Wange. Die Menschen der Welt können nicht annehmen, dass die 400 falsch liegen und dass ein einzelner Recht hat. Micha soll der Einzige sein, der den Geist des HERRN hat? Es gibt ein einstimmiges Zeugnis der Menge. Haben nur die wenigen treuen Christen Recht?
Micha protestiert nicht gegen die Misshandlung. Er sagt nur, dass es sich herausstellen wird, dass seine Worte Wahrheit sind. Das wird auch Zede-
kia feststellen, wenn er flieht und ängstlich nach einem Ort sucht, an dem er vor dem Gericht sicher ist, einen Ort, den er vergebens suchen wird.
Die „Belohnung“, die Ahab für Micha hat, weil er die Wahrheit gesagt hat, ist das Wegschließen ins Gefängnis. Die Worte, die Ahab bei der Anordnung der Haft gesprochen hat, geben Micha einen weiteren Grund zum Zeugnis. Es ist keine Angst bei diesem Mann Gottes zu bemerken. Gewalt und Gefängnis bewegen ihn nicht dazu, seine Botschaft abzuändern. Er verwässert den guten Wein nicht, sondern predigt das reine Wort Gottes. Jede Misshandlung führt dazu, dass er eine Bestätigung dessen ausspricht, was er zuvor gesagt hat.
In all dem gibt es keine Anmaßung oder Selbstgerechtigkeit. Er weist darauf hin, dass er Gottes Worte ausgesprochen hat und dass ihre Wahrheit in der Erfüllung dessen, was er angekündigt hat, bewiesen werden wird. Er wagt es sogar hinzuzufügen, dass er sich als Lügner erweisen wird, wenn Ahab in Frieden zurückkehrt, wenn also seine Worte nicht eintreffen würden (vgl. 5Mo 13,1-4; 18,20-22).
In seinen Schlussworten spricht er nicht mehr Ahab an, sondern alle Völker. Er macht seine Worte zu einem Zeugnis für alle Völker. Später wird ein anderer Prophet Micha die gleichen Worte sprechen (Mich 1,2). Es ist ein Wort, das sich auf den Herrn Jesus und die Zeit bezieht, in der Er unter den Nationen bekannt sein wird.