Behandelter Abschnitt 1Mo 40,20-22
Verse 20–22 | Die Erfüllung der Deutung
20 Und es geschah am dritten Tag, dem Geburtstag des Pharaos, da machte er allen seinen Knechten ein Festmahl; und er erhob das Haupt des Obersten der Mundschenken und das Haupt des Obersten der Bäcker unter seinen Knechten. 21 Und er setzte den Obersten der Mundschenken wieder in sein Schenkamt, dass er den Becher in die Hand des Pharaos gab; 22 und den Obersten der Bäcker ließ er hängen, so wie Joseph ihnen gedeutet hatte.
So wie es Joseph gedeutet hat, so geschieht es. Der Pharao erhöht das Haupt sowohl des Mundschenks als auch des Bäckers. Am Geburtstag des Pharaos, als er ein Festmahl für alle seine Knechte veranstaltet, setzt er den Mundschenk wieder in sein Schenkamt ein und lässt den Bäcker hängen.
Dann kommt die Frage auf: Warum wird der Mundschenk begnadigt und warum wird der Bäcker verurteilt? Es heißt in Vers 1, dass beide gesündigt hatten. Wir haben bereits gesehen, dass nur die gerettet werden, die den
Grundsatz der Gnade annehmen, und diejenigen, die durch eigene Werke gerettet werden wollen, verloren gehen.
Aber das ist noch keine Antwort auf die Frage, warum der eine Mensch einsieht, dass er nur aufgrund der Gnade gerettet werden kann, während der andere unerbittlich verfolgt seine eigene Gerechtigkeit aufzubauen. Auf diese Frage gibt es keine logische Antwort, keine Antwort, die wir mit unserem menschlichen und dementsprechend begrenzten Verstand erfassen können. Hier stoßen wir an das für uns unbegreifliche souveräne Handeln Gottes. Warum glaubte der eine Übeltäter am Kreuz an den Herrn Jesus und der andere nicht?
Diese Frage zieht sich von Anfang an durch die ganze Bibel. Warum hat Gott zwei Bäume ins Paradies gesetzt, den einen zum Leben und den anderen zur Erkenntnis des Guten und Bösen? Warum brachte Abel ein vorzüglicheres Opfer als Kain? Warum erwählte Gott Jakob und verwarf Esau? So kann man fortfahren. Warum, so sagte jemand, den ich kenne, zum wiederholten Mal, ich und nicht mein Bruder? Diese erstaunliche Tatsache kann man in der heutigen Zeit mit zahllosen Beispielen fortsetzen.
Die einzige Art, wie wir dieses Geheimnis betrachten können, ist, daran zu denken, dass es sich um zwei Seiten der Wahrheit handelt. Die eine Seite ist die Auserwählung durch Gott, die andere Seite die Verantwortlichkeit des Menschen. Diese beiden Seiten sind für uns nicht zusammenzubringen, aber bei Gott völlig miteinander vereinbar. Wir müssen die beiden Seiten nebeneinander bestehen lassen und nicht versuchen, sie zu verknüpfen. Das kann nur Gott, und dieses Recht müssen wir Ihm lassen. Wenn wir Ihm wirklich vertrauen, werden wir wissen, dass Er nichts Unrechtes tut.
Noch ein Gedanke dazu. Der Mundschenk und der Bäcker hatten beide gesündigt (Vers 1). Ebenso haben alle Menschen gesündigt. Alle verdienen das Gericht. Wenn Gott in seiner Barmherzigkeit einige auserwählt, um für ewig errettet zu werden, und wir wissen dürfen, dass wir dazu gehören, ist das etwas, wofür wir Ihm jetzt und ewig danken sollen. Dann bleibt, was uns betrifft, nur Erstaunen übrig, denn wir sind in uns selbst nicht besser als die anderen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Gott die anderen zuvorbestimmt hat, verloren zu gehen. Wer verloren geht, hat sich das selbst zuzuschreiben, weil
er oder sie sich nicht hat bekehren wollen (Mt 23,37b) und somit Gottes Aufruf zur Bekehrung nicht gehorcht hat (Apg 17,30).