Behandelter Abschnitt 2Sam 14,12-17
Verse 12–17 | Die Frau erklärt die Geschichte
12 Und die Frau sprach: Lass doch deine Magd ein Wort zu meinem Herrn, dem König, reden! 13 Und er sprach: Rede! Da sprach die Frau: Und warum hast du so etwas gegen Gottes Volk im Sinn? Denn da der König dieses Wort geredet hat, ist er wie schuldig, weil der König seinen Verstoßenen nicht zurückholen lässt. 14 Denn wir müssen gewiss sterben und sind wie Wasser, das auf die Erde geschüttet ist, das man nicht wieder sammeln kann; und Gott nimmt nicht das Leben weg, sondern er sinnt darauf, dass der Verstoßene nicht von ihm weg verstoßen bleibe. 15 Und nun, dass ich gekommen bin, um dieses Wort zum König, meinem Herrn, zu reden, ist, weil das Volk mich in Furcht versetzt hat. Da dachte deine Magd: Ich will doch zum König reden, vielleicht wird der König das Wort seiner Magd tun; 16 denn der König wird erhören, um seine Magd aus der Hand des Mannes zu erretten, der mich und meinen Sohn zusammen aus dem Erbteil Gottes vertilgen will. 17 Und deine Magd dachte: Das Wort meines Herrn, des Königs, möge doch zur Beruhigung sein; denn wie ein Engel Gottes, so ist mein Herr, der König, um das Gute und das Böse anzuhören; und der HERR, dein Gott, sei mit dir!
Die Frau kommt nun zur Sache. Sie fragt, ob sie sagen darf, was ihre Absicht ist. Sie tut dies auf dieselbe heimtückische Weise, ganz auf einer Linie mit ihrer Geschichte, ohne den Namen Absaloms zu erwähnen. Sie beschuldigt David, das Volk eines wertvollen Mannes zu berauben, indem er Absalom fortschickt. Damit handele er „gegen Gottes Volk“. Mit anderen Worten sagt sie zu David, was auch Nathan zu ihm sagte: „Du bist der Schuldige.“ Diese Schuld besteht in der Tatsache, dass er „seinen Verstoßenen“, also Absalom, nicht zurückholt.
Absalom scheint beim Volk beliebt zu sein. Sie möchte, dass David Gnade walten lässt, aber sie hat keinen anderen Grund dafür als seine Beliebtheit. Sie sagt kein Wort von seiner Reue über die Sünde. Das zeigt, dass sie Gott aus dieser Angelegenheit heraushält und vor allem, dass Joab Gott außen vor lässt. Gott gewährt keinem Menschen die Gnade der Vergebung, wenn dieser Mensch nicht zuerst seine Sünde bekennt. Nur wenn Sünde bekannt wird, vergibt Gott. David wird von Joab durch diese Frau zu einem Akt der Gnade verführt, ohne dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.
Sie fügt hinzu, dass Absalom nicht zu ihm zurückkehren kann, wenn er stirbt. Der Tod eines Menschen sei wie das Gießen von Wasser auf die Erde. Dieses Wasser kann nicht mehr aufgefangen werden. Es ist in der Erde verschwunden. Und ist es nicht so, dass Gott versucht, jemanden zurückzubringen, der verstoßen wurde? Sie benutzt ein frommes Argument und stellt Gott als den liebenden Gott dar, der auch will, dass Absalom zurückkehrt. Es ist wahr, dass Gott den Verstoßenen zurückbringt, aber auf dem Weg der Reue und Buße. Er beweist Gnade auf der Grundlage von Gerechtigkeit. Aber wenn es keine Reue gibt, gibt es auch keine Gnade. Für uns ist die Lektion hier, dass wir lernen, wie Gott es macht, das Leben nicht wegzunehmen, sondern Wege zu finden, dass der Verstoßene nicht von Ihm verstoßen bleibt (Vers 14b).
Nach den Argumenten, die David dazu bringen sollten, Absalom wieder zurückkehren zu lassen, wartet sie nicht auf eine Antwort des Königs. Sie spricht direkt weiter und kehrt zu ihrer Geschichte zurück. Sie erinnert ihn an ihre Angst vor ihrer Familie in Bezug auf ihren Sohn. Sie will ihn mit der nötigen Dramatik zu einer Entscheidung zwingen.
Nach der Dramatik schaltet sie plötzlich auf Schmeichelei um. Das ist alles Teil der Rhetorik, die sie benutzt. Niemand außer ihm, König David, könne den drohenden Tod ihres Sohnes zum Besseren wenden. Er sei „wie ein Engel Gottes“ und wie kein anderer in der Lage, sich ein Problem anzuhören und die richtige Unterscheidung zwischen Gut und Böse zu treffen. Schließlich wünscht sie ihm, dass der HERR, sein Gott, mit ihm sei.