Behandelter Abschnitt 2Sam 11,14-15
Verse 14–25 | David lässt Urija töten
14 Und es geschah am Morgen, da schrieb David einen Brief an Joab und sandte ihn durch Urija. 15 Und er schrieb in dem Brief Folgendes: Stellt Urija voran, wo der Kampf am stärksten ist, und zieht euch hinter ihm zurück, damit er erschlagen werde und sterbe. 16 Und es geschah, als Joab die Stadt einschloss, da stellte er Urija an den Ort, von dem er wusste, dass tapfere Männer dort waren. 17 Und die Männer der Stadt zogen heraus und kämpften gegen Joab, und es fielen einige vom Volk, von den Knechten Davids; und auch Urija, der Hethiter, starb. 18 Da sandte Joab hin und berichtete David alle Begebenheiten des Kampfes. 19 Und er befahl dem Boten und sprach: Wenn du geendet hast, dem König alle Begebenheiten des Kampfes zu melden, 20 so geschehe es, wenn der Grimm des Königs aufsteigt und er zu dir spricht: Warum habt ihr euch der Stadt genähert, um zu kämpfen? Wusstet ihr nicht, dass sie von der Mauer herab schießen würden? 21 Wer hat Abimelech, den Sohn Jerubbeseths, erschlagen? Warf nicht eine Frau den oberen Stein [einer Handmühle] von der Mauer auf ihn herab, dass er in Tebez starb? Warum habt ihr euch der Mauer genähert? – so sollst du sagen: Auch dein Knecht Urija, der Hethiter, ist tot. 22 Und der Bote ging hin; und er kam und berichtete David alles, wozu Joab ihn gesandt hatte. 23 Und der Bote sprach zu David: Da die Männer die Oberhand über uns hatten und gegen uns aufs Feld herauszogen, so drangen wir auf sie ein bis zum Eingang des Tores. 24 Da schossen die Schützen von der Mauer herab auf deine Knechte, und einige von den Knechten des Königs starben; und auch dein Knecht Urija, der Hethiter, ist tot. 25 Da sprach David zu dem Boten: So sollst du zu Joab sagen: Lass diese Sache nicht böse sein in deinen Augen, denn das Schwert frisst bald so, bald so; verstärke deinen Kampf gegen die Stadt und zerstöre sie! So ermutige ihn.
David gibt Joab den Auftrag, dafür zu sorgen, dass Urija getötet wird. Es ist nichts weniger als ein Befehl, ihn umbringen zu lassen. Der tapfere Mann, der bereit ist, für die Ehre seines Königs zu sterben, wird von seinem König getötet. David hat durch seinen Ehebruch den Verstand verloren (Spr 6,32). Er tötete Goliath am helllichten Tag und vor den Augen des ganzes Volks. Den Mord an Urija lässt er heimlich geschehen, es ist ein Werk der Finsternis.
David ist sogar so sehr verhärtet, dass er den Auftrag für den Mord erteilt, indem er den Brief an Joab, mit den Anweisungen dazu, Urija selbst mitgibt. Die Tatsache, dass er den Brief an Urija gibt, ist ein zusätzlicher Beweis für die Unbestechlichkeit Urijas. David weiß, dass dieser treue Soldat den Brief niemals öffnen wird. Indem er Joab zum Komplizen seiner Missetat macht, macht er sich gleichzeitig zu seinem Sklaven. Übrigens musste Joab dies nicht tun. Zu einem späteren Zeitpunkt weiß er auch, wie er sich zu verhalten hat, als David in seinen Augen Unrecht vorhat (2Sam 19,5-7; 24,3).
Wie tief ist David gesunken! Als er von Saul wie ein Rebhuhn auf den Bergen nachgejagt wurde (1Sam 26,20), war er glücklicher als jetzt. Da hatte er einen lebendigen Glauben und ein gutes Gewissen.
Joab ist mit Davids Denkweise gut vertraut, und so weiß er, wie er reagieren wird (Verse 18–21). Im Hinblick darauf soll der Bote dann sagen, dass Urija tot ist. Als David den Bericht gehört hat, weiß er, dass er sein Ziel erreicht hat. Seine Antwort ist eine allgemeine Bemerkung, ohne jegliches Mitgefühl wegen des Todes seiner Untertanen. Urija ist tot. Genau darum ging es. Er beruhigt Joabs Gewissen, aber sein eigenes Gewissen scheint verhärtet zu sein.