Behandelter Abschnitt Phil 3,20-21
Phil 3,20.21: Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.
Bei dem wahren Christen ist es nicht so. Sein Wandel ist in den Himmeln, nicht auf der Erde. Sein inneres Leben bewegt sich in den Himmeln, seine wahren Beziehungen sind dort. Von dorther erwartet er Christus als Heiland, das heißt, um durch Ihn von der Erde, von diesem irdischen System, welches fern von Gott ihn hier umgibt, befreit zu werden. Denn die Seligkeit wird in diesem Brief immer als das endliche Ergebnis des Kampfes betrachtet, das Ergebnis, das der allmächtigen Kraft des Herrn gebührt. Wenn Christus kommen wird, um die Versammlung zu sich zu nehmen, dann werden die Christen Ihm gleich sein in seiner himmlischen Herrlichkeit, weil sie in Wahrheit himmlisch sind. Es wird eine Gleichheit sein, wonach sie sich immer gesehnt haben (vgl. 1Joh 3,2). Christus wird dies an ihnen erfüllen, indem Er „ihren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leibe der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen“. Dann werden der Apostel und alle Christen das Ziel, die Auferstehung aus den Toten, erreicht haben. Das ist der wesentliche Inhalt dieses Kapitels. Wie wir im zweiten Kapitel gefunden haben, dass der sich selbst erniedrigende Christus die Quelle der christlichen Gnade im Wandel ist, so ist Christus, in Herrlichkeit gesehen, die Quelle der Kraft für ein christliches Leben, das Christus gewinnen will, so dass alles andere Verlust ist. Das sind die beiden Teile des christlichen Lebens, von denen wir nur zu bereit sind, das eine dem anderen zum Opfer zu bringen oder wenigstens dem einen nachzustreben und das andere zu vergessen. In beiden glänzte Paulus auf ganz besondere Weise. Im folgenden Kapitel finden wir das Erhabensein über die Umstände. Auch darin zeigen sich die Erfahrung und der Zustand des Apostels. Denn man wird bemerken, dass es persönliche Erfahrung ist, seine (menschlich geredet) fehlerlose Erfahrung, nicht Vollkommenheit, die sich durch alle seine Belehrungen hindurchzieht. Christus in der Herrlichkeit ähnlich zu sein, ist der einzige Maßstab dafür.
Was dieses dritte Kapitel betrifft, so haben einige die Frage aufgeworfen, ob das Ziel des Apostels eine geistliche Ähnlichkeit mit Christus auf der Erde gewesen sei oder eine vollkommene Gleichförmigkeit mit Ihm in der Herrlichkeit. Es geht hier aber weder um das eine noch um das andere. Es geht vielmehr darum, dass nämlich das Anschauen der himmlischen Herrlichkeit und das Verlangen danach, das Verlangen, den verherrlichten Christus selbst zu besitzen, dasjenige ist, was das Herz auf der Erde christusähnlicher macht. Hier auf der Erde ist nichts zu finden, das wir in uns erlangen müssten, seitdem Christus droben ist. Christus hier auf der Erde ist nicht der Gegenstand, dem wir gleichförmig werden sollen. Sonst würden wir ja von Ihm selbst abgezogen, weil Er ja im Himmel ist. Wir schauen Ihn also im Himmel an, um Ihm dort gleichförmig zu werden. Aber obwohl wir das Ziel auf der Erde nie erreichen, weil es ein verherrlichter Christus und die Auferstehung aus den Toten ist, so macht uns doch die Verfolgung dieses Zieles Ihm mehr und mehr ähnlich. Der Gegenstand in der Herrlichkeit verändert das Leben, das diesem Gegenstand hier auf der Erde dadurch mehr und mehr entspricht. Wenn am Ende einer langen geraden Straße ein Licht brennt, so habe ich dasselbe nicht eher, als bis ich zu ihm gelangt bin. Aber je näher ich dem Ende komme, desto mehr nimmt das Licht für mich zu; ich erkenne es besser, ich bin selbst mehr im Licht. So ist es auch mit einem verherrlichten Christus; und so ist das christliche Leben (vgl. 2Kor 3).
Behandelter Abschnitt Phil 3,20-21
Phil 3,20.21: 21 Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, 21 der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.
Jetzt habe ich den Leib Adams, dann werde ich den Leib Christi haben; alle unsere Lebensverbindungen sind dort, wo Christus ist. Er wird als Heiland kommen und alles erfüllen, indem Er unseren Leib der Niedrigkeit zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit umgestalten wird. Der Preis ist bezahlt worden, aber die endgültige Befreiung, für die er bezahlt wurde, ist noch nicht gekommen. „Der uns aber eben dafür zubereitet hat, ist Gott“ (2Kor 5,5); doch die Sache selbst haben wir noch nicht empfangen; wir warten, bis Christus kommt, um uns in ihren Besitz zu setzen.
Wenn unsere Herzen wirklich von dem Bewusstsein durchdrungen wären, dass Gott uns Christus gleichmachen will; wenn wir in praktischer Weise glauben würden, dass Gott uns dahin bringen will, um als Brüder bei und gleich Christus zu sein, dann würden wir ganz andere Gedanken über die Welt haben. Wir würden vollkommen sein und nach dem vorgesteckten Ziel uns ausstrecken. Sollte ich auf meinem Weg dem Tod begegnen, so bin ich dennoch stets voller Vertrauen. Ich wünsche nicht, zu sterben; ich wünsche, dass „das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben“ (2Kor 5,4). Sollte aber der Tod kommen, so erschüttert er mein Vertrauen nicht im Geringsten, denn „ausheimisch von dem Leib“ ist „einheimisch bei dem Herrn sein“.
In 2. Korinther 5 spricht der Apostel zuerst von der Hoffnung, von dem, was ich wünsche; hernach richtet er seinen Blick auf die beiden Dinge, die das Teil des Menschen sind: auf den Tod und das Gericht; denn „es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“ (Heb 9,27). Handelt es sich nun um den Tod – er ist ein Gewinn für mich; denn für mich ist ausheimisch vom Leib zu sein, einheimisch bei dem Herrn sein. Handelt es sich um das Gericht – es ist eine feierliche Sache, es ist „der Schrecken des Herrn“. Es richtet meine Gedanken auf diejenigen, die noch nicht errettet sind, und ich überrede die Menschen. Der Richterstuhl lässt Paulus nicht an sich selbst denken, sondern an die übrigen Menschen, obwohl er sagt: „Wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden.“ – „Wir überreden die Menschen und sind Gott offenbar geworden.“ Der Tag des Gerichts übte seinen Einfluss auf den Apostel aus; er ließ ihn die Wirkung der Gegenwart Gottes so fühlen, wie es am Tag des Gerichts der Fall sein wird. Der Gedanke an diesen Tag erhält das Gewissen wach und lebendig; er ist eine Macht, die mich heiligt, aber nicht erschreckt. Die göttliche Macht wird uns ergreifen, und so wie Eva dem Adam dargestellt wurde, so wird Christus, der Gott ist, sich selbst, dem zweiten Adam, seine Eva, seine Versammlung darstellen.
Die Frage ist aufgeworfen worden, ob die Worte „um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung“ (Phil 3,10) die Gegenwart oder die Zukunft betreffen. Ich antworte: Es ist die gegenwärtige Kraft, die dadurch hervorgebracht wird, dass mein Blick auf Christus und seine Auferstehung gerichtet ist. „Jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist“ (1Joh 3,3). Dies wird dadurch bewirkt, dass das Auge stets auf Ihn gerichtet bleibt und wir Ihn erwarten. Die endgültige Erlösung wird kommen und für den Leib das vollbringen, was hinsichtlich der Seele jetzt schon geschehen ist. Er wird uns sich gleichmachen in dem Haus des Vaters und, was ich so überaus köstlich finde, Er will uns dort haben, ohne dass wir eines Gewissens bedürfen. Hier unten muss mein Gewissen stets auf der Hut sein, wenn ich nicht unversehens in eine Schlinge Satans geraten will; droben aber, wo ich nur von Segnungen umgeben sein werde, ist dies nicht mehr nötig. Wir werden auch dann den Heiligen Geist haben, und seine ganze Macht wird dazu dienen, uns zu befähigen, die Herrlichkeit zu genießen. Jetzt „ist die Liebe Gottes ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5). Jedoch ein großer Teil seiner Macht wird dazu verwendet, das Schiff flott zu erhalten.
Die meisten unter uns haben Sorgen, Prüfungen und Versuchungen, doch Gott hat an dies alles gedacht. Er hat sogar die Haare unseres Hauptes gezählt und uns etwas gegeben, was uns durch alles hindurchhilft. Er denkt sogar an das Wetter für die Seinen: „Betet aber, dass eure Flucht nicht im Winter stattfinde“ (Mt 24,20). Nicht einmal ein „Sperling fällt auf die Erde ohne euren Vater“ (Mt 10,29). Gott denkt an alles und befähigt uns, über allem zu stehen.