„Ich bin das Brot des Lebens“
„Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten“ (Joh 6,35).
Israel murrte gegen Gott, sowohl bevor das Manna ihnen gegeben worden war als auch nachher. Bei der ersten Begebenheit begegnet Gott ihnen, indem er ihnen dieses Brot vom Himmel gibt. Dieses Brot ist ein Bild von dem Kommen Christi aus dem Himmel auf die Erde, um den Menschen in ihren Bedürfnissen zu begegnen. Er antwortete der Sünde und Rebellion des Menschen nicht mit dem Brot der Engel, sondern mit dem Brot, an dem er selbst seine Freude hat. Gott der Vater hat immer seine Freude in seinem geliebten Sohn genießen können, wie es in Spr 8 beschrieben wird. Und so gibt er uns Christus. Er öffnet den Himmel und sagt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17). Gott ist ein „seliger Gott“, wie 1Tim 1,11 andeutet, und dieser Gott hat ein Verlangen, seine Freude mit dem Menschen zu teilen. Daher hat er seinen Sohn gesandt, damit wir in ihm leben und lieben könnten und mit seiner Freude erfüllt sein könnten.
„Ich bin das Brot des Lebens“, sagt Jesus. „Jeder, der zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten.“ Das bedeutet nicht nur, dass wir als Sünder zu ihm gekommen sind, um gerettet zu werden, sondern auch, dass wir uns täglich durch das Wort von Christus nähren können. Das Verb „kommen“ in Joh 5,35 steht im Präsens, in der beständigen Form der Gegenwart.
Nachdem das Volk das Manna für einige Jahre bekommen hatte, haben sie wiederum gemurrt. Aber dann hat Gott sie nicht wieder gesegnet, wie er es bei dem vorhergehenden Mal getan hatte. Gott sandte feurige Schlangen unter sie, um sie wegen ihrer Sünde zu züchtigen. Genau so ist das auch mit den Gläubigen, wenn sie das Verlangen an Gottes Wort nicht mehr haben, dass Gott seine züchtigende Hand auf sie legt. Wie oft bezeugt unsere Praxis: „Unsere Seele ekelt vor dieser Speise!“
Beachte, dass in Joh 5,51 unseres Kapitels der Herr Jesus sich selbst das „lebendige Brot“ nennt. Das ist ein stärkerer Ausdruck als wenn er sagt „Ich bin das Brot des Lebens“. Wenn er von der Errettung, die durch seinen Tod bewirkt wird, spricht, dann wird der Ausdruck „lebendiges Brot“ verwendet. Hier ist das Brot nicht die Speise des Gläubigen, sondern die Errettung des Sünders. Gott sei gepriesen! Christus ist das lebendige Brot, das in der Lage ist, Leben aus dem Tod hervorzurufen. Das gewöhnliche Brot ist nicht in der Lage, Leben zu geben, sondern es erhält das Leben, das bereits vorhanden ist. Aber Jesus verkündet hier, dass er als das lebendige Brot, das in den Leiden am Kreuz durch seine Hingabe „gebrochen“ wurde, tatsächlich dem toten Sünder Leben gibt. Er ist beides, sowohl das lebendige Brot, um Leben zu geben, als auch das Brot des Lebens, um das Leben zu erhalten.
„Wie kann dieser Mensch uns sein Fleisch zu essen geben?“, fragten die verwunderten Juden. Wie? Indem es „gebrochen“ wurde. Er musste sterben, bevor der Mensch essen könnte. Es ist unmöglich, sich von einem Brot zu ernähren, und gleichzeitig das Brot unbeschadet zu lassen. So musste Christus sterben, wenn andere leben wollten. Er gab seinen Leib als Opfer für uns, auf dass wir auch unseren Leib als ein „lebendiges Schlachtopfer“ (Röm 12) ihm wieder zurückgeben. Der Herr hatte Tausende mit den fünf Broten und zwei Fischen gesättigt. Genauso genügt auch sein Opfer für die ganze Welt, für jeden, der sich ihm zuwendet.
Lasst mich noch einmal betonen, dass Christus sowohl das Brot für unsere Errettung ist als auch für das christliche Leben und Wachstum. Man muss sein Fleisch essen und sein Blut trinken, um ewiges Leben zu erlangen (Joh 5,54). Auch der Christ muss sich von Christus nähren, wenn er Gemeinschaft mit ihm haben möchte. Und das geschieht durch das Wort Gottes, dass wir uns von Christus nähren. Sammelst du auch das Manna täglich, wie Israel das in der Wüste tat?
Noch einmal dürfen wir uns daran erinnern, dass der Leib und das Blut des Herrn auch in dem Mahl des Herrn dargestellt werden. Erfüllst du schon diesen Wunsch des Herrn, indem du an dem Gedächtnismahl des Herrn teilnimmst? Wenn nicht, dann versäumst du die schönsten Augenblicke, die der Gläubige auf dieser Erde verleben kann. 3
Ein Zusammenfassung über die sieben Ich-bin-Aussagen des Herrn befindet sich im Abschnitt "Die 7 Mal 'Ich bin'" unter Joh 8,58.
Anm. d. Übers.: Es ist an dieser Stelle sicher nicht die Absicht des Autors, die Belehrungen von Joh 6 und 1Kor 11 zu vermengen. In Joh 6 geht es um ein „geistliches Essen“, indem der Mensch an den Herrn glaubt und sich von ihm nährt. In 1Kor 11 geht es um ein „natürliches Essen“, indem man von dem Brot isst und dadurch seinen Tod verkündigt. Manche haben in Joh 6,50 die Vergebung der Sünden durch das Teilnehmen an dem Mahl sehen wollen, was völlig absurd ist.
Der Vers wird im Abschnitt "Auslegung: 'Ich gebe ihnen ewiges Leben' " unter Joh 10,27 behandelt.