Behandelter Abschnitt Hld 4,5
„Deine beiden Brüste sind wie ein Zwillingspaar junger Gazellen, die unter den Lilien weiden“ (Hld 4,5).
Die siebente und letzte Eigenschaft der Geliebten ist zunächst ein Zeichen voller moralischer Entwicklung, der Bildung des Herzens für Christus, und dann ein Bild der Ernährung, ein Mittel des Wachstums und Segens für andere. Der Gegensatz zwischen der Braut und „der kleinen Schwester“ von in Hld 8,8 ist bestimmt und belehrend. Man denkt, dass die völlige Entwicklung der Braut den moralischen Zustand Judas oder der zwei Stämme, und das Fehlen der Entwicklung bei der „kleinen Schwester“ den moralischen Zustand Ephraims oder der zehn Stämme darstellt. Wenn die zwölf Stämme wiederhergestellt sein werden, wird der Unterschied sich zeigen. Nichtsdestoweniger werden auch die zehn Stämme sich der gesegneten Resultate dessen, was geschehen ist, erfreuen.
Ephraim aber werden jene tiefen Herzensübungen fremd sein, durch die Juda in Verbindung mit dem Messias gegangen ist; und demzufolge wird es auch die moralische Entwicklung entbehren, die durch diese Übungen hervorgerufen wird. Als Christus auf Erden wandelte und verworfen und gekreuzigt wurde, waren nur die zwei Stämme im Lande. Die zehn sind nie aus ihrer Gefangenschaft zurückgekehrt; und bevor sie wieder aus allen Völkern gesammelt und, in ihr Land zurückgeführt werden, wird Christus sich schon dem Hause Juda zu erkennen gegeben haben als Der, der „in Macht und Herrlichkeit“ kommt.
Der Überrest wird bei der Rückkehr des Messias zumeist aus Angehörigen des Stammes Juda bestehen. „Das Zwillingspaar junger Gazellen, die unter den Lilien weiden“, weist vielleicht auf die einheitliche Verbindung zwischen Herz und Geist hin, die dann bei dem Überrest vorherrschen wird im Blick auf den lange ersehnten Messias. Sie finden ihre Freude jetzt da, wo Er sie findet. „Er weidet unter den Lilien.“ Ihr Herz fühlt sich zu Ihm hingezogen, alle ihre Zuneigungen vereinigen sich in Ihm, der Sich ihnen offenbart hat.
Zugleich wird Juda ein Mittel der Ernährung und Segnung sein, sowohl für die zehn Stämme als auch für alle Völker der Erde. „Freuet euch mit Jerusalem und frohlocket über sie, alle, die ihr sie liebt! seid hocherfreut mit ihr, alle, die ihr über sie trauert! damit ihr saugt und euch sättigt an der Brust ihrer Tröstungen, damit ihr schlürft und euch ergötzt an der Fülle ihrer Herrlichkeit! Denn so spricht der Herr: Siehe, ich wende ihr Frieden zu wie einen Strom, und die Herrlichkeit der Nationen wie einen überflutenden Bach, und ihr werdet saugen; auf den Armen werdet ihr getragen und auf den Knien liebkost werden“ (Jes 66,10-12).