Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist: „Geliebte“ kommt sechsmal vor (2,7; 3,2.21; 4,1.7.11). Die nochmalige Bestätigung der Tatsache, dass wir Kinder Gottes sind. Was bedeutet es für eine Frau, wenn sie weiß, dass sie geliebt ist! Was bedeutet es Kindern, wenn sie sich der Liebe ihrer Eltern bewusst sind! Was bedeutet es für einen Christen, wenn er weiß, dass der Vater ihn mit einer Liebe liebt, die nicht zunehmen kann, da sie bereits unendlich ist.
Das ist eine dreifache Bestätigung, eine dreifache Schnur. Der Nachdruck liegt auf „jetzt“. Wir sind zwar Kinder Gottes, wir sind Ihm aber noch nicht gleich.
Und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden: Dieser Satzteil knüpft an Vers 1 an, dass die Welt uns nicht kennt (ginwvskw). Wir werden also vor der Welt offenbar, von den Menschen, die zur Welt gehören.
Hier finden wir wieder das Wort „wenn“, und wieder ist es nicht in zeitlicher Hinsicht zu verstehen, sondern an einen Umstand geknüpft (griech. ean, im Fall dass o. ä.). Wenn man z. B. in diesem Satz „Wenn er offenbar werden wird“ das „wenn“ als Zeitangabe versteht, könnte man zu der falschen Schlussfolgerung kommen, dass mit seinem Offenbarwerden auch der Zeitpunkt gemeint ist, an dem wir Ihm gleichgestaltet werden. Diese Auffassung hat sicher viele verwirrt, aber wir wissen aus 1. Korinther 15,51-52; 1. Thessalonicher 4,16-17 sowie 2. Thessalonicher 2,1, dass unsere Umgestaltung in dem Augenblick stattfinden wird, wenn Er für uns kommt. Dann ist unser Leib seinem Leib gleichförmig, und wir werden sein, wie Er ist. Und wenn wir Ihm bei seinem Kommen für uns bereits gleichgestaltet werden, dann ist es gewiss, dass das auch unser Zustand bei seiner Erscheinung oder seinem Offenbarwerden sein wird. Die ganze Welt wird uns mit Ihm so sehen und erkennen, dass wir Ihm gleich sind und mit Ihm dieselbe Herrlichkeit besitzen (vgl. Joh 17,22-23 und Kol 3,4). Unsere Verwandlung wird also nicht zu diesem Zeitpunkt geschehen, sondern sie wird schon vorher stattgefunden haben, und darum ist es wichtig, das Wort „wenn“ hier richtig zu verstehen. Ich sage das nicht, um etwas zu behaupten, was durch einen Beweis aus der Schrift erhärtet werden müsste, sondern einfach deswegen, weil das grammatisch die Bedeutung dieses Partikels ist: Wenn (oder unter der Voraussetzung, dass) Er offenbart werden wird (was ganz gewiss der Fall sein wird), werden wir Ihm gleich sein (WK).
Offenbar [fanerovw]: Vor der Welt noch nicht sichtbar. Sie wird uns erst erkennen, wenn offenbar wird (fanerovw), was wir sein werden. Das ist der Augenblick der „öffentlichen“ Offenbarung, der Erscheinung (Kol 3,4; vgl. Joh 17,22); die Verwandlung findet bei der Entrückung statt.
Ihm gleich sein werden: Der folgende Vers 3 macht klar, dass dieses Gleichsein vor allem auf moralischer Ebene liegt: Wir werden vollkommen sündlos sein. Wir werden rein sein wie Er.
Denn wir werden ihn sehen, wie er ist: Das beginnt bei seinem Kommen zur Heimholung der Seinen und wird niemals enden. Dann werden wir Ihn zum ersten Mal sehen, wie Er ist.