Indem ich den ungeheuchelten Glauben in dir in Erinnerung habe, der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch in dir: erinnere ist uJpovmnhsiς: wörtlich eine Erinnerung empfangen. Nicht die eigene Erinnerung, sondern der Anlass, wodurch jemand etwas neu bewusst wird.
Des ungeheuchelten Glaubens in dir: Paulus hebt im Blick auf Timotheus angesichts der Verflachung und des Verfalls den Glauben hervor. Im ersten Brief sagt der Apostel, dass Liebe aus ungeheucheltem Glauben hervorkommt (1,5). Der allgemeine Verfall war für Timotheus ein zusätzlicher Anlass zur Betätigung seines Glaubens. Timotheus hatte ‒ was seinen Glauben betraf ‒ ein gutes Zeugnis (Apg 16,2).
Ungeheuchelt: Die Gefahr der Heuchelei ist bei Gesetzlichkeit sehr groß. Heuchelei ist das äußere Vortäuschen von Dingen, die innerlich nicht vorhanden sind. Der Sauerteig der Pharisäer ist Heuchelei (Lk 12,1; Gal 2,13).Wo ungeheuchelter Glaube vorhanden ist, ist auch eine Ermahnung oder Ermunterung angebracht (V. 6).
Der zuerst wohnte in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike, ich bin aber überzeugt auch in dir: Dieser Vers schließt an den Anfang von Vers 3 an: Ich danke Gott ... Durch den Hinweis auf seine eigenen Vorfahren zieht Paulus eine Parallele zu Timotheus. Hatten die Mutter und die Großmutter von Timotheus einen ungeheuchelten Glauben (was weiter geht als ein reines Gewissen) wie Timotheus, so war das der christliche Glaube. Timotheus ist ein schönes Beispiel dafür, dass echter Glaube in der „dritten Generation“ vorhanden sein kann.
Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Paulus an die Zeit vor ihrer Bekehrung dachte. Dass die Mutter des Timotheus, Eunike, es jedenfalls mit dem jüdischen Glauben nicht genau nahm, beweist die Heirat mit einem Griechen. – Es gibt einen Unterschied in der Art und Weise, wie Paulus von seinen Vorfahren spricht, verglichen mit der weiblichen Linie der Gläubigen vor Timotheus. Er behauptet nicht, dass seine Vorfahren in demselben Sinne gläubig waren, wie es die seines Kindes im Glauben waren. Es scheint nicht mehr zu sein als das, was er von „unseren ganzen zwölf Stämmen“ in Apostelgeschichte 26,7 behauptet. Er diente Gott aber ganz sicher mit reinem Gewissen und konnte davon sprechen, ihm im Gedenken an Timotheus zu danken. Es war nicht nur eine gnädige Zuneigung zu seinem trauernden und ängstlichen Mitarbeiter; sondern er hatte das Gedenken an Timotheus in seinem Flehen unaufhörlich, während er sich Tag und Nacht danach sehnte, ihn zu sehen. Beides war wahr. Man kann sich keinen gröberen Irrtum vorstellen, als dass der Glaube die Zuneigung vernichtet. Es gibt kein Leben, das so einflussreich ist wie das von Christus, kein Band, das dem des Heiligen Geistes gleichkommt (W Kelly).