Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen: Paulus beginnt seinen Brief mit dem Wunsch um Gnade, und so beendet er ihn.
Anhang: Der Tag des Herrn
Weil der Begriff Tag des Herrn in 2. Thessalonicher 2 eine sehr wichtige Rolle spielt, soll in diesem Anhang noch etwas näher darauf eingegangen werden. Der Tag des Herrn umfasst einen Zeitraum von etwa tausend Jahren. Er beginnt mit der Erscheinung Christi und dauert bis zur Neuschaffung von Himmel und Erde (Off 20,1-6; 21,1). Der Tag des Herrn ist die Zeit des tausendjährigen Friedensreiches einschließlich der kurzen Zeit der Gerichte, die diesem Reich vorausgeht.
Wenn der Herr sein Reich zu Beginn dieses Tages errichtet, wird Er zuerst einmal für Israel erscheinen, und zwar als die „Sonne der Gerechtigkeit ... mit Heilung in ihren Flügeln“ (Mal 4,2). Doch gleichzeitig wird dieser Tag wie ein brennender Ofen für alle Übermütigen und Gottlosen kommen (Mal 4,1). Der Herr wird aber nicht nur sein Reich für Israel errichten, sondern es auf die ganze Erde ausdehnen (Ps 8; 72). Der Tag des Herrn (oder: Jahwes) wird in den Prophezeiungen des Alten Testaments also einerseits als ein Tag der Befreiung für die Gerechten beschrieben, andererseits aber auch als ein Tag des Gerichts und der Dunkelheit für die Ungerechten.
Einige kennzeichnende Bibelstellen zum Tag des Herrn im Alten Testament sind:
Jesaja 2,12-18; 13,5-11; 61,2-3; 66,15-16
Micha 1,3-4 (vgl. Hab 3,3-4); 4,1–5
Zephanja 1,7.14-18; 2,2-3; 3,16-17
Sacharja 12-14 (siehe die beständige Wiederholung von „an jenem Tag“)
Einige Bibelstellen im Neuen Testament:
Die Bibelstellen, die zeigen, dass der Tag des Herrn auch eine Zeit der Gerichte ist, machen deutlich, dass die vorausgehende Gerichtszeit der großen Drangsal (Mt 24,15) mit zum Tag des Herrn gehört. Die Drangsalszeit gleicht der Morgendämmerung vor dem Aufgehen der Sonne. Und bevor der Tag hell zu werden beginnt, erscheint der Morgenstern, der in den Prophezeiungen des Wortes Gottes ein Hinweis auf die Entrückung der Gläubigen vor den Gerichten ist (vgl. 1Thes 4,13-18).
Abschließend ein Zitat von Friedrich Keil über den Tag des Herrn, entnommen aus einer Betrachtung zum Propheten Obadja: „Obadja, nicht Joel hat diesen Ausdruck gebildet, und von Ob[adja] haben ihn Joel, Jesaja u[nd] die folg[enden] Propheten sich angeeignet. Die Grundbedeutung ist nicht der Gerichtstag, sondern der Tag, an welchem Jahve seine Majestät und Allmacht in herrlicher Weise offenbart, um alle widergöttlichen Mächte zu stürzen und sein Reich zu vollenden. Daraus fließt erst der Begriff des Tages des Gerichts und der Vergeltung, der in den prophetischen Verkündigungen vorwaltet, aber nur die eine Seite der Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit bildet, wie gleich unsere Stelle zeigt, indem nach ihr Jahve an diesem Tage nicht nur Gericht über alle Völker halten und ihnen nach ihrem Thun vergelten (vgl. 15.16), sondern auch auf Zion Rettung schaffen (V. 17) und sein Königtum aufrichten wird (V. 21).“ Carl-Friedrich Keil, Die kleinen Propheten, Giessen/Basel (Brunnen-Verlag) 1888, Neudruck 19853, S. 265.