Einleitung
1. Entstehung des Briefes
Dieser zweite Brief ist kurz nach dem ersten, zwischen dem Winter 52 und dem Frühjahr 54 n. Chr., entstanden, nachdem Paulus von Seiten der Juden gelitten hatte (3,2), nach den Ereignissen in Apostelgeschichte 18,14-17, also am Ende seines Aufenthalts in Korinth. Jedenfalls ist der Brief vor dem zweiten Besuch des Apostels in dieser Gegend geschrieben worden (Apg 20). In Beröa trennten sich Paulus einerseits und Silas und Timotheus blieben dort (Apg 17,14). Kelly vermutet, dass der zweite Brief noch in demselben Jahr entstanden ist, in dem auch der erste geschrieben wurde (W. Kelly, Was von Anfang war, S. 129).
2. Hauptinhalt des ersten und zweiten Briefs
Im ersten Brief ging es um ein Missverständnis bezüglich der entschlafenen Gläubigen. Die Thessalonicher dachten, die kürzlich Entschlafenen würden die Errichtung des Reiches Gottes in Herrlichkeit nicht miterleben. Das nahm der Apostel zum Anlass, Einzelheiten über die vorausgehende Entrückung und die einige Jahre später stattfindende Wiederkunft Christi zur Errichtung des Reiches mitzuteilen. Im zweiten Brief sehen wir, dass falsche Lehrer die Gläubigen belehren wollten, und das taten sie, indem sie sich auf neue Offenbarungen beriefen und auf Aussprüche und sogar Briefe des Apostels. Der Inhalt ihrer Belehrung war im Wesentlichen, dass der Tag des Herrn bereits gekommen sei. Mit dieser falschen Behauptung setzt der Apostel sich in diesem Brief auseinander. Wenn wir das im Auge behalten, ist der Brief nicht schwer zu verstehen.
Sicher ist der Tag des Herrn ein Tag des Gerichts, das zeigen unzählige Stellen im Alten Testament (siehe z. B. Jes 13; Joel 2; Am 5,18). Doch die Frage ist, für wen ein Gericht? Für die Gottlosen! Die Gläubigen in Thessalonich erlebten Verfolgungen. Doch war das ein Gericht? Nein, es war Gnade (Phil 1,29).
3. Jüdische Irrlehrer (Judiasten)
Die Gläubigen waren noch sehr jung im Glauben. Es bestand die Gefahr der Verführung durch falsche Lehrer.
Ein gewisses Maß jüdischer Dunkelheit war auf ihrem Geist; sie waren in manchen Punkten immer noch dem Einfluss dieser unglücklichen Nation ausgesetzt, die sich beständig abmühte, eine Stellung aufrechtzuerhalten, die sie durch ihren Unglauben verloren hatte (JND).
Bereits im ersten Brief führte dieser Einfluss dazu, dass die Gläubigen zu sehr die irdische Offenbarung im Auge hatten und weniger die himmlische Seite des Kommens Christi. Dadurch fielen sie in den Fehler zu glauben, dass die Entschlafenen das Kommen Christi nicht miterleben würden. Diesem Irrtum war Paulus begegnet. In diesem Brief hatte der jüdische Einfluss einen anderen Charakter. Für die Juden ist es völlig angebracht, mit Schrecken an den Tag des Herrn zu denken, denn für sie bedeutet dieser Tag eine furchtbare Bedrängnis (Jes 2,1 - 4,13; Jer 30; Joel 2; 3; Amos 5; Zeph 1-3).
4. Vorgehensweise des Apostels
Wie in seinem 1. Brief behandelt der Apostel nicht sofort den Irrtum, sondern bereitet die Herzen der Gläubigen allmählich vor, stellt die Wahrheit vor und schließt den Irrtum aus, sobald er entlarvt ist. Das ist die Art und Weise der göttlichen Gnade und Weisheit; das Herz ist zurechtgerückt und nicht nur die Sache des Irrtums oder des Bösen behandelt. Gerade die Falle wird dadurch zu einer Gelegenheit frischen und tieferen Segens; und wenn alle Wahrheit zusammengebracht ist, kann man sich mehr am Herrn erfreuen (WK).
5. Literaturhinweise
Kelly, William, Der zweite Brief an die Thessalonicher, https://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/NT-14-2Thessalonicher-WKelly-D.pdf
Kapitel 1
Einleitung
Die Kraft in Schwierigkeiten resultiert aus der Erwartung Christi. – Viele Christen betrachten das Tausendjährige Reich als gegenwärtig bestehend.
Dieses Thema interessiert Jungbekehrte.
Zur Echtheit des Briefes: siehe Kapitel 3,16–18
Einteilung
Absender und Empfänger sowie Gruß des Briefes (V. 1.2)
Wachstum in Glauben und Liebe inmitten von Leiden, ein Beweis des Teilhabens am Reich (V. 3–5)
Das Kommen Christi wird Gericht für die Feinde bedeuten und Segen für die Gläubigen (V. 6–9)
Der Herr Jesus wird mit den Gläubigen erscheinen und in ihnen verherrlicht (V. 10)
Das Gebet des Apostels Paulus für die Thessalonicher (V. 11.12)
Vers 1
Paulus und Silvanus und Timotheus der Versammlung der Thessalonicher in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: Silvanus und Timotheus waren jetzt wieder bei Paulus. Beide hatten den Apostel auf seiner ersten Missionsreise begleitet und die Entstehung der Versammlung in Thessalonich miterlebt. Sie waren daher in Thessalonich bekannt (Apg 17,1-9).
Der Versammlung der Thessalonicher in Gott: Jede örtliche Versammlung darf sich dessen bewusst sein, dass sie in eine enge Beziehung zu Gott gebracht ist. Es ist wahr, dass jeder Einzelne eine persönliche Beziehung zu Gott hat und auch die Versammlung insgesamt die Versammlung des lebendigen Gottes ist, doch auch die örtliche Versammlung ist in Gott. Das ist ihre Stellung. Es ist eine Stellung des Segens und der sich daraus ergebenden Verantwortung. Bei „in Gott“ kann man auch an Kolosser 3,1-4 denken („verborgen in Gott“).
Unserem Vater: In Johannes 4,23.24 wird deutlich, dass die Beziehung zu „Gott“ vor allem die Seite der Verantwortung und die Beziehung zum „Vater“ die Seite herrlicher Segnungen ist.
Und dem Herrn Jesus Christus: Die Versammlung ist in Gott und in seinem Sohn, dem Herrn Jesus Christus. Es sind die Menschen, die Gott sich durch das Werk seines Sohnes erworben hat. Herr Jesus Christus kommt sowohl im ersten Brief als auch im weiten Brief jeweils siebenmal vor. Von Ihm heißt es: „wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (Eph 5,2).