Einleitung
Von Kapitel 4,25–6,9 finden wir die drei großen Gebiete des Lebens, wo wir die Kennzeichen des neuen Menschen entfalten sollen: „Werdet erneuert in dem Geist eurer Gesinnung und habt angezogen den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (4,24): Die Glaubensgemeinschaft (4,25–5,21), die Wohngemeinschaft (5,22–6,4) und die Arbeitsgemeinschaft (6,5–9).
Wir sind als Kinder Gottes berufen, seine Liebe (5,2), Licht (V. 8) und Weisheit (V. 15) widerzuspiegeln. Darum geht es im Epheserbrief. Im Kolosserbrief geht es darum, die sittlichen Charakterzüge des Herrn Jesus zu offenbaren.
Im vorigen Abschnitt leitete Paulus von dem Verhältnis von Mann und Frau über auf Christus und die Versammlung. So können wir in diesem Abschnitt an die Familie Gottes denken und schließlich im Folgenden an unser Verhältnis zu Christus als dem Herrn, dem wir dienen. So dürfen wir in unserem täglichen Leben diese tiefgründigen Wahrheiten des Christentums zum Ausdruck bringen.
Die Bereiche der Ehe, der Familie und der Arbeit gehören alle zum natürlichen Leben. In allen Bereichen geht es um eine Beziehung der Unterordnung. Darin unterscheidet sich der Kreis der Gläubigen, weil wir dort solch ein direktes Verhältnis der Unterordnung nicht finden. Niemand ist Haupt oder Herr unter Gläubigen, sondern allein der Herr. Allerdings gibt es eine moralische Autorität, die in Verantwortung gegenüber dem Herrn ausgeübt wird. Bei der Ehe ist keine Rede von Gehorsam, sondern von Unterordnung. In dem Familien- und Arbeitsbereich geht es um Gehorsam (V. 1.5).
Als Haupt ist Christus das Zentrum der Versammlung, aus dem ein Strom des Segens hervorkommt, wodurch der Leib aufgebaut wird. Das ist ein Verhältnis der Zuneigung und Unterordnung. Christus ist nicht nur Haupt der Versammlung, sondern auch Haupt der gesamten Schöpfung im Friedensreich, und das in alle Ewigkeit. Daneben ist Er natürlich König und Herr. Gott ist das Haupt des Christus und Christus das Haupt jedes Mannes (1Kor 11). Der Herr ist aber nicht nur Haupt der Versammlung, sondern auch der Herr jedes individuellen Gläubigen. Jedes irdische Verhältnis der Unterordnung ist eine Widerspiegelung des Herrn Jesus im Blick auf den Gläubigen. Der einzelne Gläubige ist dem Herrn Jesus absoluten, bedingungslosen Gehorsam schuldig. Er ist unser Herr. Wir sind sein Eigentum. Das ist mehr der Bereich des Reiches Gottes. Jeder Gläubige ist jetzt ein Untertan in diesem Reich. Erst in Zukunft werden wir in diesem Reich herrschen. Zugleich befinden wir uns hier auf der Erde in solchen Autoritätsverhältnissen.
Einteilung
Kinder und Eltern (V. 1‒4)
Diener und Herren (V. 5‒9)
Der Kampf in himmlischen Örtern (V. 10)
Die Macht des Feindes (V. 11.12)
Die Waffenrüstung Gottes (V. 13‒24)
Vers 1
Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht. „Ehre deinen Vater und deine Mutter“: Die Autoritätsverhältnisse sind vom Herrn abgeleitet. Kinder sollen wissen, dass Eltern Autorität vom Herrn empfangen haben. Ein wichtiger Grundsatz: Autorität darf nicht verwechselt werden mit Unfehlbarkeit (wichtig auch bei Versammlungsbeschlüssen). Selbst wenn Eltern unangenehme Dinge verlangen – sofern sie nicht gegen das Wort Gottes sind –, müssen Kinder gehorchen. Der Gehorsam gründet sich nicht auf ihre eigene Würde, obwohl Eltern sich den Kindern gegenüber so verhalten sollten, dass es ihnen nicht schwer fällt, zu gehorchen. Indem Kinder ihren Eltern gehorchen, gehorchen sie indirekt dem Herrn.
Im Herrn: Gläubige Eltern erziehen ihre Kinder zum Herrn hin, so dass sie durch ihre eigene Beziehung zum Herrn den Eltern gehorsam sind.
Das ist recht: nach der rechten Ordnung, die Gott für die Familie eingerichtet hat. Wir unterwerfen uns allerlei Autoritätsinstanzen (Eltern, Arbeitgebern und der Obrigkeit), weil wir Untertanen im Reich Gottes sind. Alle diese Instanzen haben vom Herrn abgeleitete Autorität. Die Familie ist vor allem der Bereich, wo die Kennzeichen des Reiches Gottes gefunden werden.
In diesen ersten vier Versen ist keine Rede davon, ob die Kinder gläubig oder ungläubig sind. Gehorsam gilt für alle Kinder in einer christlichen Familie. Außerdem sind die Kinder von gläubigen Eltern, auch wenn nur ein Teil der Eltern gläubig ist, geheiligt. Sogar Bedienstete kommen unter den Einfluss des Segens in einer christlichen Familie. Das gilt für alle, die zum Haus gehören. Für das ganze Haus gelten die Grundsätze des Reiches (daher empfangen alle im Haus die entsprechenden Segnungen). Das Reich darf nicht mit der Versammlung verwechselt werden. Eltern erziehen ihre Kinder nicht als Heiden bis sich das Gegenteil erweist, sondern als Christen.
Die Verheißung des Heiligen Geistes, d. h. des segensreichen Einflusses des Geistes Gottes, gilt den Eltern und den Kindern (Apg 2,39). Die Kinder sind Teilhaber des Heiligen Geistes (Heb 6). Natürlich müssen Kinder sich bekehren. Doch durch die Bekehrung der Eltern ändert sich auch das Leben der Kinder. Sie erfahren eine völlig andere Erziehung und geraten in die Segenssphäre des Reiches. Eltern lehren ihre Kinder, aufrichtig ihre Sünden zu bekennen. Wenn die Kinder lernen, ihre Sünden zu bekennen, wird Gott darauf zu seiner Zeit mit dem Werk der Wiedergeburt antworten.