Denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, so lasse sie sich auch das Haar abschneiden (keivrw); wenn es aber für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten (keivrw) oder sie geschoren (xuravw) werde, so lass sie sich bedecken: Sowohl die Bedeckung als auch das lange Haar sind ein Zeichen für die Unterordnung der Frau unter den Mann. Bedeckt sie sich nicht, sollte sie sich konsequenterweise auch das Haar abschneiden lassen. Eine Frau kann auch mit abgeschnittenem Haar einem Mann treu sein, doch sie hat das entsprechende Zeichen dafür abgeschnitten. Es geht also nicht um ein Gebot, sondern um eine Selbstverständlichkeit. So haben die meisten Völker und Kulturen das immer gesehen (vgl. V. 14).74
So kann man beispielsweise auch an den Herrn denken, ohne dass man das Abendmahl feiert. Man kann auch dem Herrn nachfolgen, ohne sich taufen zu lassen. Doch warum hat der Herr diese Zeichen gegeben? Er hat sie für die sichtbare und die unsichtbare Welt gegeben.
Scheren [xuravw]: ganz kahl scheren, rasieren lassen (Apg 21,24; 1Kor 11,5.6). Scheren geschieht mit einer Schere, abschneiden mit einem Messer.
Abschneiden [keivrw]: Scheren (von Schafen), sich scheren lassen (Apg 8,32; 18,18; 1Kor 11,6). Im Alten Testament kommt keivrw vor in 1Mo 31,19; 38,12.13; 5Mo 15,19; 1Sam 25,2.4.7.11; 2Sam 13,23.24; Hiob 1,20; Hld 4,2; Jes 53,7; Jer 7,29; Mich 1,6.
Scheren und Abschneiden bedeutet also nicht einen Unterschied in Bezug auf die Länge des Haares, sondern nur in Bezug auf das Instrument, mit dem das Haar geschnitten wird. Aus 2. Samuel 14,26 kann man vermuten, dass Absalom sein Haar schneiden, das heißt kurzschneiden ließ, sicherlich aber nicht kahlscheren. Die Betonung liegt auf kurz im Gegensatz zu langem Haar (1Kor 11,5).
Bedeutung des Haares in der Schrift: siehe 4. Mose 6; Hohelied 4,1; 6,5; Offenbarung 9,7; 4. Mose 5,18; 5. Mose 21,12.
In 4. Mose 5,18 musste das Haar offengemacht werden.
Der Nasir musste seine Haare lang wachsen lassen. Das lange Haar war ein Zeichen der Hingabe an Gott (4Mo 6,5).
Eine Kriegsgefangene musste kahl geschoren werden; ihre Haare mussten einen „Neuanfang“ machen (5Mo 21,12).
Der Frau wird im Gericht statt der Locken eine Glatze gegeben (Jes 3,24)
Heuschrecken (= dämonische Mächte) hatten Männerangesichter, doch von hinten Frauenhaare (Off 9).
So lass sie sich bedecken: Die Bedeckung ist die Anerkennung der Macht (Autorität), die eine Frau über sich hat; sie ist das Zeichen der Unterordnung. Das Abschneiden ist das Zeichen der Untreue, deren Extrem Hurerei ist.
Fazit: Die Frau ist immer bedeckt, wenn sie öffentlich betet oder weissagt. Sie sollte sich auch im Gottesdienst bedecken. Wenn sie betet oder weissagt, befindet sie sich in der Gegenwart Gottes, und so befindet sie sich auch im Gottesdienst in der Gegenwart Gottes.
74 In Kolumbien tragen heute die meisten Frauen langes Haar. Das gehört zum kulturellen Erbe der Kolumbianer.↩︎