Schon seid ihr gesättigt, schon seid ihr reich geworden; ihr habt ohne uns geherrscht, und ich wollte wohl, dass ihr herrschtet, damit auch wir mit euch herrschen möchten: Voller Ironie lässt Paulus sich nun darüber aus, dass die Korinther nicht bereit waren, mit Christus zu leiden. Die Korinther betrogen sich selbst. Darin glichen sie Laodizea (Off 3,14-22).
Herrschen: Die Korinther verhielten sich wie Könige und weltliche Fürsten. Sie maßten sich aufgrund ihrer Gaben gewisse Stellungen an. Herrschen ist nicht verkehrt, aber es ist eine Haushaltung zu früh. In Zukunft werden Christen herrschen. Christus war verworfen, und die Apostel teilten seine Verwerfung. Die Reihenfolge ist: „Wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen“ (2Tim 2,12; vgl. Off 20,4). Das ist ein starkes Argument gegen die Einmischung von Christen in die aktuelle Politik. Wo Christen herrschen, geht das Christentum zugrunde, wo sie bedrückt werden, blüht es auf.
Paulus beschreibt in diesen Versen nun den Weg der Leiden von Dienern in der Welt. Das tut er nicht zu unserer Beschämung, sondern zu unserer Warnung. Wenn die Apostel auch in der Versammlung die höchste Stellung einnahmen, so nahmen sie doch im Blick auf die Welt den niedrigsten Platz ein. Diese Verse brauchen keine großen Erklärungen.
Leiden kann nur der Glaube ertragen, der mit der Liebe verbunden ist. Der Sieg über die Welt ist sicher. Hat Paulus nicht selbst durch Leiden das ergänzt, was noch rückständig war von den Leiden des Christus für seinen Leib (Kol 1,24)? Wie völlig falsch war der Weg, den die Korinther eingeschlagen hatten, besonders der verführerischen Lehrer unter den Korinthern. In der Vorstellung vieler Christen und besonders der Namenschristen ist das Christentum eine Macht auf der Erde. Paulus betrachtete sich und die Apostel als Auskehricht und Auswurf aller bis jetzt. Wenn das Christentum Anerkennung von der Welt bekommt, ist es weder ein Zeugnis für Gott noch ein Zeugnis gegen die Sünde.