Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen: Vers 18 ist die Überschrift über den ganzen Abschnitt bis Kapitel 3,20. Gottes Gerechtigkeit ist nicht im Evangelium offenbart, wohl aber zusammen mit dem Evangelium, obwohl nirgends so deutlich geworden ist, was das Gericht Gottes ist, wie auf dem Kreuz. Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart. Die Kinder Israel waren nicht unwissend über Gerichte Gottes auf der Erde (z. B. die Gefangenschaften nach Assyrien und Babylon; die Auslöschung Sodoms; das Gericht an der Rotte Korahs und so weiter). Hier in Römer 1,18 geht es nicht um zeitliche Gerichte, sondern um das Gericht, das dem Friedensreich vorausgeht. Vom Himmel (siehe das Buch der Offenbarung; besonders Kap. 19). Irdische Unterschiede fallen dabei weg.
Dieser Vers ist nicht Zukunft wie beispielsweise Kapitel 2,5, sondern Gegenwart: Gleichzeitig mit dem Evangelium wird nämlich auch der Zorn Gottes durch die Predigt offenbart. Bevor die Gerechtigkeit verkündigt werden kann, muss der Zorn Gottes verkündigt werden. Der umfassende Zorn Gottes ist auf dem Kreuz offenbar geworden. Die völlige Offenbarung von Gerechtigkeit (Wahrheit) und Zorn (Gericht) fand auf dem Kreuz statt, indem Gott Christus im Gericht schlug. Zugleich hat der Sohn des Menschen dort Gott offenbart und verherrlicht (Joh 13,31-32). Der Gerechte litt für die Ungerechten (1Pet 3,18). Was in Apostelgeschichte 17 geschehen ist, ist nicht so sehr die Verkündigung des Evangeliums, sondern vor allem das Predigen des Zorns Gottes.
Alle bezieht sich sowohl auf Gottlosigkeit als auch auf Ungerechtigkeit. Ist Gottlosigkeit das besondere Kennzeichen der Heiden und Ungerechtigkeit der Juden? Jedenfalls kennen die Menschen, die diese Ungerechtigkeit üben, die Wahrheit!
Gottlosigkeit: [ajsevbeia], ein Handeln, das völlige Ehrfurchtslosigkeit vor Gott offenbart (Gegenteil: eujsebeiva). ajsebeiva kommt nur noch vor in Römer 11,26; 2. Timotheus 2,16; Titus 2,12; Judas 15.18. Kann auch Frevel bedeuten (= Abfall von Gott), engl. impiety.
Ungerechtigkeit: [ajdikiva] Gottes Wahrheit und Rechte zu kennen, sie aber trotzdem zu missachten und seinen eigenen Willen zu tun (vgl. Joh 7,18). Wahrheit und Ungerechtigkeit bilden häufig einen Gegensatz (Joh 7,18; Röm 2,8; Jak 3,6).
Besitzen: ist „festhalten“ (Joh 5,4 „behaften“, Röm 7,6 „festhalten“; 1Kor 11,2; 1Thes 5,21).