Behandelter Abschnitt Joh 1,50-51
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst du? Du wirst Größeres als dieses sehen. 51 Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen: Durch das Kommen Christi [Gottes zu den Menschen] steht die Engelwelt dem Menschen zur Verfügung. Nun nennt der Herr sich zum ersten Mal in diesem Evangelium Sohn des Menschen. Als Sohn Gottes nach Psalm 2 ist Er König über Israel, als Sohn des Menschen hingegen herrscht Er über die ganze Welt, ja, über das ganze Universum (Ps 8).
Wahrlich, wahrlich [ajmhVn, ajmhVn]: Siehe 1,51; 3,3.5.11; 5,19.24.25; 6,26.32.47.53; 8,34.51.58; 10,1.7; 12,24; 13,16.20.21.38; 14,12; 16,20.23; 21,18.
V43–51 Zusammenfassung
Der vorhergehende Abschnitt ist kennzeichnend für die Zeit der Gemeinde – jetzt finden wir einen Überrest in Israel.
Nicht Philippus hat den Herrn gefunden, sondern umgekehrt (vgl. Jes 65,1; Röm 10,20).
Jesus von Nazareth – der Verworfene
Nathanaels Vorurteil – sonst ein aufrichtiger Mann – einfach mitbringen
Die Allwissenheit Christi – so wird auch Israel den Herrn einmal erkennen.
Rabbi – Sohn Gottes – König Israels (Ps 2)
Es warten noch viele Herrlichkeiten auf Nathanael.
Der Sohn des Menschen herrscht über das gesamte Weltall (Ps 8).
Anhang: Herrlichkeiten des Herrn Jesus in Johannes 1
Einleitung
Die Schriften des Johannes sind als letzte entstanden (90–95 n. Chr.). Durch die philosophische Richtung des Gnostizismus kursierten manche zersetzende Lehren über die Person des Herrn Jesus. Gottes Antwort darauf waren die Schriften des Johannes. Sie offenbaren insbesondere die Herrlichkeit des Herrn Jesus als der ewige Sohn Gottes (Joh), dann das ewige Leben in den Gläubigen (1Joh), ihr Verhalten gegenüber bösen Verkündigern (2Joh) und Klerikalismus (3Joh) und schließlich das Gericht über die abgefallene Christenheit bis hin zur Erschaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde (Off).
Verschiedene Herrlichkeiten in Johannes 1
Das Wort Gottes: Allein Jesus Christus ist es, der Gott offenbart hat. Alles, was wir über Gott wissen, wissen wir aus dem Wort Gottes. Er ist das „fleischgewordene“ Wort Gottes (1,14). Die Bibel beschreibt von 1. Mose 1 an bis zur Offenbarung seine Herrlichkeit und die Bemühungen, den Sünder zu retten. – Durch das Reden offenbart sich ein Mensch, so dass wir ihn kennenlernen können.
War im Anfang bei Gott war – der Ewige: Die ewige Existenz des Wortes, des Herrn Jesus, der selbst Gott ist. Das Geheimnis der Dreieinheit Gottes. Im Alten Testament war Gott einer (5Mo 6,4). Im Neuen Testament ist dieser eine Gott in den drei Personen offenbart. Jehova oder Jahwe ist der Ewige.
Alles wurde durch dasselbe – der Schöpfer: Die Herrlichkeit des Herrn Jesus als Schöpfer (Kol 1; Heb 1). Ps 33,6.9. Die Krone der Schöpfung ist der Mensch. Der erlöste Mensch ist zur Gemeinschaft mit Gott als Kind Gottes bestimmt. Es gibt nichts, das Ihm nicht seinen Ursprung verdankte.
Licht der Menschen: Licht und Finsternis ziehen sich vom 1. Blatt der Bibel bis zum letzten Blatt durch. Gott ist seinem Wesen nach Licht. Der Gläubige hat an dem Licht teil (= Kinder des Lichts). Licht ist vor allem die Erkenntnis Gottes.
Der Verworfene: Unbekannt, unerkannt und abgelehnt, zog der himmlische Fremdling seinen Weg. Die Welt war moralisch von Gott getrennt, ein System, das durch den Fürsten dieser Welt beherrscht wurde – doch dass Er auch von den Menschen abgelehnt wurde, die Ihn hätten kennen können, die Seinen (Eigenen), wie schmerzlich muss das für Ihn gewesen sein.
In Matthäus 11 berichtet der Evangelist davon, dass Johannes der Täufer gefangen genommen wurde. Der Herr kündigt einigen Städten Israels Gericht an – Weise und Verständige erkannten Ihn nicht, sondern nur Unmündige. Ihnen rief Er – das Kreuz schon vorwegnehmend – zu, dass sie zu Ihm kommen sollten, damit Er ihnen Ruhe gäbe.
Ja, Vater, sind seine Worte, mit denen Er seine Verwerfung annimmt. Und: Ich preise dich, Vater ... Nimm dem Herrn seine messianischen Kleider als König Israel weg, und was kommt zum Vorschein: seine Herrlichkeit als der Sohn.
Der eingeborene Sohn, den Vater kundgemacht: Eingeboren: ein = einzig(artig); geboren = dieselbe Natur wie der Vater; der Sohn ist dem Vater in der Gottheit gleich. – Im Schoß des Vaters: Die Beziehung der Vertrautheit und Liebe. „Da war ich Werkmeister bei ihm“ (Spr 8,30). – Nicht nur Gott kundgemacht, sondern den Vater. Im Alten Testament Elohim, Jehova, der Allmächtige, der Herr (Adonai), Herr der Heerscharen, der Höchste. Die Offenbarung des Vaters war dem eingeborenen Sohn vorbehalten (Joh 20,17-18).
Lamm Gottes: Hunderttausende von Lämmer sind zur Zeit des Alten Testaments geschlachtet worden (Abel, usw., Passah, tägliches Brandopfer, Lämmer zu verschiedensten Gelegenheit, bei der Einweihung des Tempels 120 000 – 1Kön 8,63 usw.). – Vor allem Leidensbereitschaft: Zahmes Lamm (Jer 11,19); Jesaja 53. – Sühnung: Grundlage der Vergebung – Versöhnung der Welt = Wegnehmen der Sünde der Welt
Der mit Heiligem Geist tauft: Taufe = Einführen in einen Bereich des Segens. Im Gegensatz zu Johannes, der mit Wasser taufte, und zwar zur Vergebung der Sünden. Voraussetzung für einen Bereich des Segens auf der Erde. Der Heilige Geist wird Gläubige befähigen, an himmlischen Segnungen teilzuhaben. – Durch die Gabe des Geistes werden Gläubige einsgemacht mit Christus und ein Teil seines Leibes. Sie bilden eine unzerbrechliche Einheit mit Christus als ihrem Haupt.
Messias – Christus – der Gesalbte: Einziges ausdrückliches Vorkommen im Alten Testament in Daniel 9,25-26 (EÜ); im Neuen Testament hier und Johannes 4,25. Im Alten Testament wurden Priester, Propheten und Könige gesalbt. Alle drei Ämter vereinigt der Herr Jesus in sich. – Mit Freudenöl über die Genossen gesalbt (Ps 45,7). – Griechisch: Christus: ca. 300-mal im Neuen Testament. – Verbot an die Jünger, Ihn als Christus zu verkündigen (Mt 16,20). Nach vollbrachtem Werk von Gott zum Herrn und Christus gemacht (Apg 2,36). – Unterschied zwischen „Jesus Christus“ und „Christus Jesus“.
Der Namen und Leben Gebende: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes (Mt 16,16). Der lebendige Gott ist der lebengebende Gott. „In ihm war Leben“ (Joh 1,14). – „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1Joh 5,20).
Jesus, den von Nazareth – der Nazarener: Diese verachtete Stadt in dem verachteten Landstrich Galiläa (der Nationen). Hier im Zusammenhang zugleich der Allwissende. Siehe den Gegensatz in Johannes 18,5: Jesus, den Nazaräer – Ich bin. – Jesus nun, der alles wusste (18,4)
Sohn Gottes: Seine Menschwerdung und Zeugung (Ps 2,7; Lk 1,35)
König Israels: Angekündigt durch Johannes den Täufer: Das Reich der Himmel (Gottes) ist nahe gekommen. In seiner Person anwesend. Welch ein Segen hätte das für Israel bedeutet. Unzählige Wunder – das Wunder der Wiedergeburt durch die Predigt (Joh 3). – Doch der König wurde verworfen – der Weg von Psalm 2 zu Psalm 8:
Viele Bedränger (Ps 3)
Bis wann soll meine Herrlichkeit zu Schande sein (Ps 4)
Leite mich um meiner Feinde willen (Ps 5)
Und sehr bestürzt ist meine Seele ... Herr, bis wann? (Ps 6)
Rette mich von allen meinen Verfolgern (Ps 7)
Sohn des Menschen: Als der König Israels verworfen, als Sohn des Menschen erhöht und über die gesamte Erde gestellt, ja, über die gesamte Schöpfung. – König war er nur für Israel; als Sohn des Menschen Herrscher über die gesamte Menschheit/Schöpfung – Sohn des Menschen: Verwerfung (Mt 8,20); Verherrlichung, Kommen in Macht und großer Herrlichkeit (Mt 24,30). – Engel Gottes steigen auf- und nieder auf den Sohn des Menschen – eine Verbindung zwischen Himmel und Erde. Er ist im Himmel (Joh 3,13), wird aber wie die Schlange erhöht (Joh 3,14).