V19–31 Der reiche Mann im Hades – Lazarus im Paradies
Einleitung
In Kapitel 16,1–13 spricht der Herr über das Verhältnis des Menschen zum Geld.
In dem Abschnitt V. 14–18 zeigt Er den Pharisäern ihr wahres Bild:
sie suchten das Ansehen vor Menschen;
das Gesetz und die Propheten hatten das Reich angekündigt; es gab Menschen, die hineindrängen – sie jedoch nicht;
das Gesetz würde nicht wegfallen, sondern in einer tiefergehenden Weise erfüllt werden, so zum Beispiel im Blick auf die Ehe.
Diese Begebenheit zeigt nicht den Weg, wie jemand zum Himmel kommt. Es geht um die Grundsätze der sichtbaren Welt und der unsichtbaren Welt. Die Juden haben die sichtbare Welt gewählt, und damit haben sie letztlich beide verloren.
Der Herr sagt nicht, dass der Reiche ein Gottloser war und der Arme ein Gerechter, obwohl das natürlich der Fall war. Man kann aus dem materiellen Status eines Menschen keine Rückschlüsse auf seine Beziehung zu Gott ziehen.
Es handelt sich bei diesen Versen nicht um ein Gleichnis15, obwohl der Herr eine symbolische Sprache gebraucht (Feuer, Wasser, Kluft).
Es war aber ein gewisser reicher Mann, und er kleidete sich in Purpur und feine Leinwand {griech. byssos} und lebte alle Tage fröhlich und in Prunk: Der Herr Jesus hält es nicht der Mühe wert, den Namen des Reichen zu nennen. – Für die Juden war der Reichtum ein Beweis der Gunst Gottes. Und tatsächlich hatte Gott die Juden mit Gutem überschüttet. Doch was machten sie damit? Sie gebrauchten es nur für sich selbst. Der Reiche handelte mit seinem Reichtum völlig anders als der untreue Verwalter. Die wirkliche Zukunft interessierte ihn nicht. Auch handelte er nicht nach dem Gesetz, denn dort gibt es viele Hinweise darauf, wie der Gerechte sich den Armen gegenüber zu verhalten hat.
15 „Ist das ein Gleichnis? Hier meine Gründe, warum ich zögere, bei der Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus von einem ,Gleichnis‘ zu reden: (1) Die Begebenheit hat keinen Vergleichspunkt, den ein Gleichnis in den Evangelien immer hat. Es ist nur dann ein Gleichnis, wenn etwas aus der Gleichnisgeschichte mit der Realität verglichen werden kann. (Beispiel: In Mt 13,24-30 muss man den Säer mit dem Sohn des Menschen vergleichen, den Acker mit der Welt usw.) In Lk 16,19-31 fehlt aber eine solche Möglichkeit – ich sehe zumindest keine. Im Gegenteil: Diese Verse erhalten ihre Deutlichkeit gerade dann, wenn man sie als Realität versteht, nicht als irgendeinen Vergleich. (2) Die Begebenheit enthält einen Eigennamen: ,Lazarus‘. Ich kenne kein anderes Gleichnis in den Evangelien, das einen Eigennamen enthält. Das ist auch einleuchtend, denn wenn nur ein Vergleich hergestellt werden soll, sind Namen von Personen überflüssig. Eigennamen sind bei geschichtlichen Ereignissen jedoch sehr bedeutsam“ (Martin Arhelger).↩︎