Einleitung
Nachdem der Herr Jesus als der König von Johannes angekündigt worden war und Gott sein Wohlgefallen an seinem geliebten Sohn ausgedrückt hatte, wurde Christus zu Beginn seines Dienstes vierzig Tage und Nächte erprobt. Das Versagen des alten Volkes Israel ist in den vierzig Jahren Wüstenreise überdeutlich geworden. Das war das Versagen des Menschen schlechthin. Alle Erwartungen richten sich jetzt auf den verheißenen Messias. Er kommt den Weg wie das Volk Israel: aus Ägypten gerufen (2,15); nun wird Er in der Wüste erprobt. Der erste Mensch versagte.
Das Erste ist, dass Er mit großem Nachdruck als Sohn Gottes von seinem Vater anerkannt wird; zweitens, dass Er als Mensch mit dem Heiligen Geist versiegelt wird. Ähnliches ist wahr in Bezug auf die Gläubigen, natürlich in einer geringeren Weise (W. Kelly).
Satan versucht keine Ungläubigen, die sich in seinem Machtbereich befinden. Wenn er jedoch sieht, dass Menschen neues Leben bekommen haben und durch den Heiligen Geist versiegelt worden sind, beginnen seine Versuchungen. Seine Macht ist gebrochen, doch seine Listen kommen zur Auswirkung.
Indem er daher den Platz verwirklicht und enthüllt hat, in den der Mensch in seiner eigenen Person versetzt ist, so wie unser Verhältnis zu Gott in den Ratschlüssen der Gnade betreffs unser, tritt er, da wir mit dem Feind im Kampf liegen, ebenfalls in diese Seite unserer Stellung ein. Wir haben unsere Beziehungen zu Gott und zu unserem Vater. Und wir haben auch mit Satan zu tun. Christus überwindet für uns und zeigt uns, wie man überwindet. Beachten wir auch, dass das Verhältnis zu Gott zuerst völlig klargestellt und ans Licht gebracht wird und dass dann erst, in dieser Stellung, der Kampf mit Satan beginnt. So ist das auch bei uns (JND).
Nachdem der Herr Jesus dreißig Jahre zum Wohlgefallen seines Vaters hier gelebt hatte, trat Er nun in die Öffentlichkeit und wurde Er von Gott zu dem Dienst gesalbt worden, den Er erfüllen sollte: sowohl das Opfer als auch der Priester zu werden.
In der Wüste geht es um die natürlichen Bedürfnisse („Lust des Fleisches“). In der heiligen Stadt versucht Satan den Herrn zu einem Schauspiel („Lust der Augen“). Der hohe Berg ist der Ort, wo Satan dem Herrn die Regierung über die Erde anbietet; das entspricht dem „Hochmut des Lebens“.
Einteilung
Die Versuchungen des Herrn Jesus ‒ der Teufel verlässt Ihn (V. 1‒11)
Johannes der Täufer wird gefangengenommen ‒ der Herr kehrt nach Galiläa zurück (V. 12‒16)
Beginn des Dienstes Jesu (V. 17)
Der Herr beruft Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes in seine Nachfolge (V. 18‒22)
Zusammenfassung des Dienstes des Herrn Jesus (V. 23‒25)
Vers 1
Dann wurde Jesus von dem Geist in die Wüste hinaufgeführt, um von dem Teufel versucht zu werden: Nachdem der Heilige Geist auf Ihn herniedergekommen war (3,16), wird der Herr nun durch den Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Gott stellte Ihn auf die Probe, um aller Welt zu zeigen, dass Er vollkommen war. Hier kommt derjenige, der nach vollbrachtem Werk der Erstgeborene unter vielen Brüdern werden soll (Röm 8,29).
Mose und Elia wurden abgesondert, um Gott näher zu sein. Der Herr hier wird abgesondert, um vom Teufel versucht zu werden. Es war seine normale Stellung, dass Er in der Nähe Gottes war.
Wüste: Die Wüste ist der Beweis für die Anwesenheit der Sünde. Adam und Eva lebten in einem wunderbaren Garten, wo alle ihre Bedürfnisse völlig befriedigt waren. Es gab für sie keinerlei Grund, an der Güte Gottes zu zweifeln. Wie war es nur möglich, dass Adam und Eva zur Sünde verleitet wurden? Dient nicht letztlich alle Sünde dazu, die Herrlichkeit des Herrn Jesus überströmend zu machen? Auf die letzten Fragen nach dem Sinn des Sündenfalls müssen wir mit der Antwort bis später warten.
Teufel [diabovloς]: Der Durcheinanderwerfer. Gott benutzt dazu den Teufel. Zweimal wird er in den Versen 1‒11 der Teufel genannt (V. 1.4.11). Außerdem heißt der Satan (= Widersacher). Als Teufel versucht er und versucht alles zu verderben, was Gott geschaffen hat. Als Satan erweist er sich, nachdem er alles versucht hat; er ist der große Widersacher Gottes.
Satan stellt der Beziehung Christi zu Gott in Frage, so wirkte er tatsächlich. Doch der Herr erklärt ihn erst dann zum Satan, nachdem sich eine offene Rebellion gegen Gott gezeigt hat. Wenn es mehr verborgen ist, nennt Er ihn nicht Satan. Es gibt zwei Arten, wie der Feind in der Heiligen Schrift beschrieben wird. Er wird Satan und der Teufel genannt. Letzterer ist der Begriff, der seinen anklagenden Charakter und seine List andeutet; ersterer bezieht sich auf seine Macht als Widersacher (W. Kelly).
Gott lässt dem Satan einen Spielraum (vgl. Hiob 1). Satan begehrt, den Weizen zu sichten. Nun begegnet er jemandem, bei dem keinerlei Spreu vorhanden ist. Der Teufel ist der Verkläger der Brüder (Off 12,10).
Versucht zu werden: Wir lesen zu den Versuchungen, die der Herr Jesus erfahren hat, Folgendes: „denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde“ (Heb 4,15).
Häufig wird die Frage gestellt: Konnte Christus sündigen? Die Frage müssen wir eindeutig mit Nein beantworten. Er war der Heilige Gottes (Mk 1,24; Lk 4,34; Joh 6,69; vgl. Lk 1,35). Er war Gott und Mensch in einer Person. Das ist ein Geheimnis, das wir nicht ergründen können. Trotzdem waren es wirkliche Versuchungen, die der Herr erfuhr. Die Schrift lehrt ausdrücklich, dass keine Sünde in Ihm war; dazu haben wir das Zeugnis von drei Aposteln: Paulus, Petrus und Johannes (2Kor 5,21; 1Pet 2,22; 1Joh 3,5). Der Herr Jesus konnte nur das tun, was Er den Vater tun sah (Joh 5,19).