Behandelter Abschnitt Jer 39,1-3
Einleitung
Zeitliche Einordnung: 11. Jahr Zedekias (Juli/August 587)
„Dieser schreckliche Höhepunkt, auf den der ganze vorangegangene Teil des Buches hindeutet, wird in Kapitel 39 erreicht. Die langmütige Geduld Gottes weicht endlich dem Gericht; die Herrlichkeit weicht, und Jerusalem, dessen Name Gründung des Friedens oder in Frieden gegründet bedeutet, wird in die Hände der Heiden übergeben. Welche andere Stadt auf der Erde hat eine Geschichte, die so voller Pathos und Tragödie ist, die ihrem Namen auf so schreckliche Weise gerecht wird? Doch das prophetische Wort versichert uns, dass sie schließlich in Frieden errichtet und nicht mehr gestürzt werden wird“ (H. A. Ironside).
Einteilung
Die Eroberung und Besetzung Jerusalems durch die Babylonier (V. 1–3)
Fluchtversuch, Ergreifung und Bestrafung des Königs Zedekia (V. 4–7)
Das Schicksal Jerusalems und seiner Bevölkerung (V. 8–10)
Jeremia wird von den Siegern zuvorkommend behandelt (V. 11–14)
Ebedmelech hatte der Herr Überleben und Entkommen zugesichert (V. 15–18)
Kurzbeschreibung
Nach achtzehn Monaten Belagerung wird Jerusalem eingenommen (588–586). Alle Fürsten von Babel ziehen in Jerusalem ein (V. 1–3).
Zedekia und alle Soldaten fliehen bei Nacht aus der Stadt. Sie werden von den chaldäischen Heeren in den Ebenen von Jericho eingeholt. Dort werden sie gefangengenommen und zum König von Babel nach Ribla im Land Hamat gebracht (V. 4.5).
Dort schlachtet der König von Babel zuerst die Söhne Zedekias vor dessen Augen. Dann werden alle Edelleute abgeschlachtet. Zedekia wird geblendet und mit ehernen Fesseln nach Babel gebracht (V. 6.7).
In Jerusalem werden die Häuser des Königs und alle Häuser des Volkes mit Feuer verbrannt; die Mauern werden niedergerissen. Alles übrige Volk wird nach Babel geführt, bis auf das geringe Volk, das in Juda zurückbleibt. Sie bekommen von dem Obersten der Leibwache Weinberge und Äcker (V. 8‒10).
Bezüglich Jeremia gebietet der König von Babel durch den Obersten der Leibwache, dass ihm nichts angetan werden soll, sondern dass er entsprechend seinen Wünschen behandelt wird. Jeremia wird aus dem Gefängnishof geholt und Gedalja übergeben. Er wohnt weiterhin „inmitten seines Volkes“ (V. 11–14).
Als Jeremia noch im Gefängnishof war, hatte er ein Wort Gottes bezüglich Ebedmelechs, dem Äthiopier, empfangen. Gott lässt ihm mitteilen, dass Er seine Worte an Jerusalem erfüllen würde. Ebedmelech würde jedoch am Tag des Gerichts gerettet werden. Er würde vor dem Schwert verschont werden und seine Seele zur Beute haben, weil er auf den Herrn vertraut hatte (V. 15–18).
Verse 1–3
Und {2Kön 25} es geschah, als Jerusalem eingenommen wurde (im neunten Jahre Zedekias, des Königs von Juda, im zehnten Monat, war Nebukadrezar, der König von Babel, und sein ganzes Heer gegen Jerusalem gekommen, und sie belagerten es; 2 Im elften Jahre Zedekias, im vierten Monat, am Neunten des Monats, wurde die Stadt erobert), 3 da zogen alle Fürsten des Königs von Babel ein und besetzten das {eig. setzten sich im} Mitteltor: Nergal-Scharezer, Samgar-Nebusarsekim, der Rabsaris, Nergal-Sarezer, der Obermagier, und alle übrigen Fürsten des Königs von Babel: Nach etwa dreißig Monaten Belagerung Jerusalems durch die Babylonier wurde die Stadt erobert (vgl. 2Kön 25,1-3; Jer 52,4-7; Hes 24,1-2). Damit ging eine große Leidenszeit zu Ende. Zu Beginn der Belagerung war Nebukadnezar ebenfalls anwesend, bei der Eroberung zogen alle Fürsten von Babel in Jerusalem ein. Bis zuletzt hatte der Herr auf ein Anzeichen der Reue gewartet, doch es kam keines.
Wie schrecklich waren die Leiden der Einwohner während dieser langen Zeit! Und doch gab es bei all dem Gewissenlosigkeit und Härte des Herzens, gepaart mit einer selbstgefälligen Selbstgerechtigkeit, die in den Augen des Herrn höchst verabscheuungswürdig ist. Schwierigkeiten führen nicht zur Umkehr, es sei denn, jemand sieht darin die Hand Gottes in der Regierung. Selbst in den schrecklichen Tagen der letzten großen Drangsal, wenn die Menschen mit großer Hitze versengt werden, werden sie den Namen Gottes lästern und es nicht bereuen, ihm keine Ehre gegeben zu haben; und wenn das Reich des Tieres (der von Satan inspirierte Herrscher der der zehn Reiche an jenem Tag) voller Finsternis sein wird, werden sie vor Schmerz ihre Zunge zerbeißen und den Gott des Himmels lästern. Sie werden nicht bereuen, was sie getan haben (Off 16,9.11) – (H. A. Ironside).