Einleitung
Zeitliche Einordnung: 13.‒18. Jahr Josias (627–622).
Trotz der ernsten Vorwürfe Gottes gegenüber seinem Volk, fordert Er sie doch auf, dass sie zu Ihm umkehren. Wenn Gott Gericht geübt hat, wird Er auch wieder Gnade erweisen.
Die Rede hat Jeremia zu der Zeit des Königs Josia gehalten. Hier sieht man, dass die Erweckung unter Josia eine reine Äußerlichkeit, ein äußerer Schein war.
Einteilung
Aufruf zur Reue über geistliche Hurerei (Götzendienst) (V. 1–5)
Schuldspruch des Herrn über Israel und Juda (V. 6–10)
Ich bin gütig – kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder (V. 11–18)
Klage des enttäuschten Herrn (V. 19.20)
Israels Umkehr (V. 21–25)
Kurzbeschreibung
Wenn eine Frau ihren Mann verlässt und einem anderen Mann anhängt, darf sie nicht zu ihrem ersten Mann zurückkehren, dadurch würde das Land entweiht. Trotzdem bittet Gott das Volk, zu Ihm zurückzukehren. Das Land ist durch die Hurereien entweiht. Gott hat keinen Regen gegeben und so die Segnungen des Landes zurückgehalten. Doch sie sagen „mein Vater“, aber nicht in Aufrichtigkeit (V. 1–5).
Obwohl Gott in den Tagen Josias (640–609) ein Aufleben geben konnte, war der Untergang doch unaufhaltsam. Die Hauptursache war der Götzendienst. Israel – das Nordreich – hätte als abschreckendes Beispiel für Juda dienen können. Die Erweckung unter Josia war also nur äußerlich, nicht mit ganzem Herzen (V. 6–10).
Im Vergleich zu Juda war Israel sogar gerechter. Warum hatte der Herr mit Juda mehr Geduld? Er spricht von seiner Güte und Vergebung. Ob diese Sprache Eingang zum Herzen Judas fand? Er spricht sogar über die herrliche Zukunft Jerusalems, sie wird „Thron des Herrn“ genannt werden. Juda und Israel würden gemeinsam aus dem Land des Nordens in das Land kommen, das der Herr den Vätern zum Erbteil gegeben hat (V. 11–18).
Weiter spricht der Herr über den Segen der Erstgeburt. Sein Volk soll die „Zierde der Nationen“ als Erbteil erhalten. Sie werden Gott zurufen: „Mein Vater!“ Der Herr vergleicht sich mit einem Freund, der von seiner Frau schmählich im Stich gelassen wird (V. 19.20).
Nun folgt ein Bekenntnis der Sünde Israels. Ist es die prophetische Stimme Jeremias, durch dessen Mund der Heilige Geist ein Bekenntnis der Sünde in der Zukunft vorbereiten wird?
Vers 1
Er spricht {eig. indem er spricht}: Wenn ein Mann seine Frau entlässt und sie von ihm weggeht und die Frau eines anderen Mannes wird, darf er wieder zu ihr zurückkehren? Würde jenes Land nicht entweiht werden? Du aber hast mit vielen Liebhabern gehurt, und doch solltest du zu mir zurückkehren!, spricht der Herr: Reine Liebe spricht aus diesen Worten: „und doch solltest du zu mir zurückkehren!“
Bei Juda lag der Fall anders. Es hatte niemals einen Scheidebrief vom Herrn erhalten, war also formell noch mit Ihm „vermählt“. Dennoch hatte es seit längerem mehrfach Hurerei getrieben (politisch: Bündnisse mit Assyrien und Ägypten; religiös: Götzendienst [Astarte, Baal], oft mit kultischer Unzucht verbunden). Trotzdem: Weil der Herr sich nicht offiziell von Juda losgesagt hatte, wäre eine Wiederherstellung der zerbrochenen Beziehung denkbar, sofern der Herr dem Volk diese Gnade erweisen würde. Und eben das signalisiert Er in Vers 1b: „und doch solltest du zu mir zurückkehren!“ Natürlich nicht ohne echte Reue und Umkehr. Doch trotz solcher deutlichen Worte des Herrn blieb das untreue Volk Judas – wie die nächsten Verse zeigen – blind und uneinsichtig, sowohl bezüglich seines Verhaltens als auch im Blick auf die Heiligkeit des Herrn (H. J. Kuhley)
Anwendung: Wie sieht es bei uns als Christen aus? Trifft auf uns vielleicht Jakobus 4,4 zu: „Ihr Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun irgendein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.“ Wenn das so ist, so lasst uns umkehren!