Einleitung
Been: In diesem besonders zu Herzen gehenden Kapitel werden keine zukünftigen Ereignisse vorhergesagt (mit Ausnahme der Verse 11 und 12, wo die Rede ist von der zukünftigen irdischen Herrlichkeit des Messias). Die Aufmerksamkeit gilt allein der Person des leidenden Messias. Es ist gleichsam so, als hätte Jesaja in den Tagen dieses Mannes der Schmerzen gelebt, so genau ist diese ca. 700 Jahre zuvor aufgeschriebene Prophetie. Alles, was in Zukunft noch geschehen wird, das gesamte Heil, das jetzt noch zukünftig ist für Israel, gründet sich auf die hier beschriebenen Leiden. Als der Prophet das Kapitel schrieb, konnte der Name des Verachteten, des Leidenden, noch nicht erwähnt werden. Der Prophet hat das Volk in diesem Kapitel als ein Volk vor Augen, das von einem leidenden Messias nichts wissen wollte. Deshalb stellte der Prophet als Mund all derer, die unter diesem Volk den Messias verkündigen würden, die Frage: „Wer hat unserer Verkündigung geglaubt?“ Immer wieder wird in diesem Kapitel der Frage nachgegangen, wer der Messias ist oder was Er getan hat. Dem wird dann gegenübergestellt, wie Israel sich Ihm gegenüber verhalten hat. Dies ist ein Bekenntnis des zukünftigen Überrests aus den beiden Stämmen. Die zehn Stämme sind nicht an der Verwerfung des Messias schuldig geworden, weil sie zu der Zeit nicht im Land waren. Der leidende Messias wird jedoch Frucht sehen, Er, der seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod, wird aufs höchste auf der Erde erhöht werden.
Weitere Punkte
Der Teil Kapitel 52,12 bis 53,12 ist in Poesie verfasst.
Jesaja beschreibt das Verhältnis Israels (das heißt der zwei Stämme, die zur Zeit des Herrn Jesus im Land waren) zum Messias als Er hier auf der Erde war. Er beschreibt den Herrn Jesus hier als den leidenden Knecht des Herrn (V. 2–10), dann auch seine Verherrlichung (V. 11.12; 52,13–15).
Dieses Kapitel ist vor allem das Bekenntnis der beiden Stämme, das heißt, des Überrestes, wenn er erkennt, dass es der Herr Jesus war, den sie damals verworfen haben.
Es gibt augenblicklich sehr viele bekehrte Juden (messianische Juden). Viele von ihnen sind durch Jesaja 53 zum Glauben gekommen.
Das NT-Gegenstück zu diesem Kapitel ist 1. Petrus 2,21-25 (vgl. die anderen Stellen im Neuen Testament, die aus Jesaja zitiert werden).
Einteilung
Die Verwerfung des Messias seitens des Volkes Juda wegen der demütigen Erscheinung Christi (V. 1‒3)
Wer der Messias wirklich war: seine Leiden durch Mitempfinden und der Sühnung wegen (V. 4‒6)
Der Herr drückt sein Wohlgefallen an der moralischen Schönheit Christi aus: Christi Leiden und Begräbnis (V. 7‒9)
Die Folgen des Werkes in seinen Auswirkungen (V. 10‒12)
Vers 1
In diesem Vers sieht man bereits die hebräische Poesie.
Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn offenbar geworden: Jesaja macht sich zum Sprecher aller Prediger inmitten Israels. Der Heilige Geist zitiert diesen Vers in Bezug auf den Dienst des Herrn Jesus inmitten des Volkes (Joh 12,37.38); ebenfalls Paulus in Bezug auf Israel (Röm 10,16). Nicht alle haben dem Evangelium gehorcht. Die Predigt des Kreuzes und eines erniedrigten Christus ist den Juden ein Ärgernis (1Kor 1,23; vgl. Apg 13,46; 18,6; 28,28; Röm 9,1ff.; 11,7.8; 1Thes 2,14-18).
Arm des Herrn: Dieser Arm hat früher Erlösung bewirkt (2Mo 6,6), er offenbart sich aber auch im Gericht der Feinde (17,5; 30,30.32; 33,2; 40,10; 51,5.9; 52,10; 59,16; 62,8; 63,5.12; Lk 1,51 [das ist die einzige Stelle im Neuen Testament]). Bild der Majestät und Macht. Wer in Israel hat den Arm des Herrn gesehen, der den Messias aus dem Tod auferweckt hat? War nicht der Messias selbst der Arm des Herrn? Wer erkannte Ihn so? Sollte der Sohn des Zimmermanns der Arm des Herrn sein? „Wie kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ (Joh 1,46). Nazareth = Netzer. ‒ Glücklicherweise gab es Ausnahmen (Mt 16,16.17; Joh 1,14; 1Joh 1,1-4).