Behandelter Abschnitt Ps 129,1-2
Einleitung
Die Psalm 120-128 beschreiben vor allem die Umstände der Gerechten zur Zeit des Endes. Alles läuft auf die Herrlichkeit Zions und den Frieden des Volkes hinaus. Die nun folgende Gruppe der Psalm 129-131 unterbrechen diese normale „Stufenfolge“ und beschreiben die Gewissensübungen der Gerechten. Der endgültigen Wiederherstellung geht die „innere“ Wiederherstellung voraus.
Dieser Psalm blickt jetzt mit Freude auf die Drangsale und Prüfungen zurück, durch die die Kinder Zions gegangen sind. Doch der Herr ist gerecht, Er hat das Seil der Gottlosen durchschnitten. Alle, die Zion hassen (denn Zion ist hier immer der Hauptgedanke), werden verwelken wie das Gras der Dächer und ohne Hilfsmittel sein, man entbietet ihnen keinen Gruß (JND).
Verse 1.2
Ein Stufenlied. Oftmals haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an – sage doch Israel –, 2 oftmals haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an; dennoch haben sie mich nicht überwältigt: Israel hat viele Leiden durchgemacht. Der lange Weg der Geschichte des Volkes war ein Weg der Leiden. Das fing bereits in Ägypten an. Hier wird die Frage offen gelassen, ob die Ursache selbst verschuldet war. Der Schwerpunkt liegt auf der Bedrängnis: „sie haben mich bedrängt“ von außen. Die Bedrängnis wird schließlich die Erkenntnis eigener Schuld hervorbringen wird. Dieses Bekenntnis finden wir in eindrucksvoller Weise in Sacharja 12,10-14. Die Witwe von Zarpat sagte zu Elia, nachdem ihr Sohn gestorben war, dass er ihre Ungerechtigkeit ins Gedächtnis brachte.
Bedrängnis (Ps 120), Verachtung und Spott (Ps 123), Tränen (Ps 126) – damit begann jede Gruppe der vorhergehenden Stufenlieder (H. Rossier).
Der Herr Jesus wurde ebenfalls von Jugend an bedrängt. Er war kaum geboren, da trachtete man Ihm nach dem Leben, so dass Er mit seinen Eltern nach Ägypten floh, von wo aus Gott seinen Sohn dann gerufen hat (Hos 11,1; Mt 2,15). Ab dem Beginn seines Dienstes suchte man, Ihm das Leben zu nehmen. Im Augenblick der Wiederherstellung des Volkes werden ihre Augen auch für dieses Wunder geöffnet werden.
Dennoch haben sie mich nicht überwältigt: Die Feinde konnten dem Volk Israel niemals den Garaus machen. Nun ist es so weit, dass der Feind nicht mehr die Oberhand hat, die er so lange hatte. Wie oft ist Jerusalem zertreten und das Volk unterworfen worden. Nun ist die Macht der Feinde gebrochen.