Einleitung
In diesem Psalm müssen, wie an anderer Stelle, immer zwischen den Feinden von außen und von innen unterscheiden. Die Feinde von außen sind die umliegenden (islamischen) Völker und die Feine von innen, sind die Gottlosen unter dem Volk. Auch die orthodoxen Juden werden sie Feinde des Herrn Jesus und damit auch des gottesfürchtigen Überrests sein.
Dieser Psalm beklagt die Verwüstung des Heiligtums seitens der Feinde, nachdem es im Land wieder errichtet ist. Gottes Widersacher, wie der Glaube sie hier nennt, brüllen inmitten der Versammlungsstätte. Des Menschen, nicht Gottes, Zeichen sind die Zeichen der Macht. Jeder öffentliche jüdische Gottesdienst ist beseitigt. Doch nicht nur das – alles, was in einer solchen Zeit zum Trost gereichen könnte, fehlt vollständig. Es sind keine Wunderzeichen vonseiten Gottes da, um dem entgegenzutreten, keine Propheten, keiner, der weiß, bis wann, der durch göttliche Unterweisung wüsste, wann Gott in Macht eingreifen wird. Dennoch ist der Glaube vorhanden, dass Gott sein Volk nicht verlassen wird, und die Frage bis wann? verwandelt sich, wenn es keine Antwort darauf gibt, in Flehen. Es kann ja nicht immer so bleiben.
Die Gläubigen stützen sich auf Gottes Treue. Früher hatte Er Ägypten geschlagen und sein Volk trockenen Fußes durchs Meer geführt. Sein war alle Macht in der Schöpfung. Der Feind hatte den Namen des Herrn verhöhnt. Israel wird im Überrest noch als Gottes Turteltaube betrachtet. Es fordert Gott auf, auf den Bund zu schauen, denn die finsteren Örter der Erde (oder des Landes) sind voller Wohnungen der Gewalttat. Der Unterdrückte, der Elende und der Arme werden, wie immer, dem Auge und Herzen Gottes vorgestellt. Wir finden sie immer wieder im Land als solche, an die Gott denkt, und an denen Christus seine Wonne hat. Geradeso ist es hinsichtlich des Geistes, der uns beseelen sollte.
Der Psalmist bittet Gott, aufzustehen und seinen Rechtsstreit zu führen. Das Getöse derer, die sich gegen Ihn erhoben, nahm jeden Tag zu. Es ist beachtenswert, wie der Glaube die Sache des treuen Überrests, der als elend und unterdrückt betrachtet wird, sich mit der Sache Gottes einsmacht und mit Ihm darüber verhandelt. Der Treue wendet sich an Gott; er erinnert Ihn nur daran, dass sein Name, den Er in Israel angenommen hat, verhöhnt worden ist. Dieser Name bringt die Beziehung des Bundes zum Herrn und seine zärtliche Liebe zu seinem Volk in Erinnerung (JND).
Einteilung
Gott geht mit seinem Volk ins Gericht ‒ Er möge eingreifen (V. 1‒3)
Die Feinde ‒ Widersacher Gottes ‒ verwüsten das Heiligtum (V. 4‒8)
Gott gibt keinen Propheten und greift nicht ein (V. 9‒11)
Gott ist König und hat in Vergangenheit eingegriffen und gesegnet (V. 12‒17)
Bitte an Gott, zugunsten seines Volkes einzugreifen (V. 18‒23)
Vers 1
Ein Maskil {d.i. viell. Unterweisung (o. Lehrgedicht)} von Asaph. Gott, warum hast du verworfen für immer, raucht dein Zorn gegen die Herde deiner Weide: Eine große Not hat das Volk erfasst. Verworfen für immer? Eine ähnliche Frage steht in den Klageliedern: „Oder solltest du uns ganz und gar verworfen haben, allzu sehr auf uns zürnen?“ (5,22). Es geht in diesem Psalm um ganz Israel. Die Not führt schließlich zum Flehen seitens des Volkes, und das ist die Voraussetzung zur Wiederherstellung Israels, aller zwölf Stämme. Sie sind allerdings in unterschiedlicher Weise am Tod Christi schuldig geworden.