Behandelter Abschnitt Ps 25-39,1
Einleitung
Die 15 Psalmen (25–39) beschreiben uns die Gefühle (oder Erfahrungen) des Überrests, die die Folge davon sind, dass sie gesehen haben, dass die Versöhnung auf dem Kreuz von Golgatha zustandegebracht ist. Beachte die Reihenfolge: Die Psalm 3-7 beschreiben die Stellung des Überrests inmitten des gottlosen Volkes; die Psalm 9-15die Umstände des Überrests als Folge der Unterdrückung seitens des Antichrists und seiner Helfer und seitens des König des Nordens.
Wir müssen uns jetzt mit der Stellung des Überrests auf einer neuen Grundlage und von einem anderen Gesichtspunkt aus beschäftigen. Christus ist eingeführt worden, allerdings noch nicht in Herrlichkeit, sondern in seiner Vereinigung mit dem Überrest und in seinen Leiden sogar bis zum Tod für sie. Daher kann jetzt der Geist Gottes in prophetischer Weise auf alles eingehen, was den Zustand Israels betrifft (JND).
Psalm 25
Einleitung
Die Überschrift zu diesem Psalm könnte lauten: „Gütig und gerade ist der Herr, darum unterweist er die Sünder in dem Weg“ (Vers 8).
Hier sehen wir die Folge davon, dass jemand den Herrn Jesus als Sündopfer kennengelernt hat: Er vertraut auf Gott (V. 2); er bekennt seine Sünden (V. 7.19). Das ist hier das erste Mal.
„Jugend“ ist in den Psalmen auf das gesamte Volk bezogen immer die frühere Geschichte des Volkes Gottes; das „Alter“ ist die gegenwärtige Geschichte.
Schließlich bitten sie Gott, dass Er sie auf seinem Weg leiten möge (V. 4.8.9.12); abschließend folgt die Bitte um die Erlösung des ganzen Volkes (V. 22).
In diesem Psalm finden wir deshalb zum ersten Mal das Bekenntnis von Sünden. Es ist nicht einfach die Rede von der Stellung des Überrests wie in den Psalm 3-7, noch von seinen Empfindungen in seinen Umständen (und zwar aufgrund der Psalm 9 und 10), wovon wir in den Psalm 11-15 hörten, sondern jetzt wird uns die ganze Lage des Überrests, so wie dieser sie empfinden wird, vorgestellt. Das erste Wort kennzeichnet den Gläubigen. „Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele“ (V. 1). Er drückt sein Vertrauen auf seinen Gott aus und fleht, dass er nicht beschämt werde möge, sondern jene, die treulos handeln ohne Ursache. So wird der Überrest in Vers 3 unterschieden. Der innige Wunsch ist vorhanden, dass der Herr ihm seine Wege kundtut und ihn in seiner Wahrheit leiten und ihn lehren möge, denn Er ist der Gott seines Heils; auf Ihn harrt er stets.
In Vers 6 übergibt der Gläubige sich Gott und der Barmherzigkeit, die Gott erzeigt hat, und fleht zu Ihm, dass Er der früheren Sünden Israels nicht gedenken, sondern sich um seiner Güte willen erbarmen möge. Er weiß, dass der Herr gütig und gerade ist, und dass Er darum die Sünder in dem Weg unterweisen wird. Gott handelt mit ihnen entsprechend seiner eigenen Natur und seinem Charakter, wenn Er in Gnade, Güte und Geradheit wirkt. Das ist außerordentlich wichtig. Weiter finden wir den gegenwärtigen Charakter des Überrests: Sie sind die Sanftmütigen der Erde, und diese leitet der Herr im Recht. Für sie sind alle Pfade des Herrn Güte und Wahrheit, und sie werden dadurch gekennzeichnet, dass sie seinen Bund und seine Zeugnisse treu bewahren. Zugleich bekennt der Gottesfürchtige aufs Entschiedenste nicht nur die früheren Sünden Israels, sondern auch seine eigenen. Er bittet nur um Gnade (denn seine Ungerechtigkeit ist sehr groß) und gründet seine Hoffnung nur auf den Namen des Herrn. Das ist sehr schön. Der Name des Herrn, wie dieser in Israel offenbart war, sowie seine Pfade der Güte und Wahrheit in Israel sind in den vorhergehenden Versen dieses Psalms ausführlich vorgestellt worden. Doch die Antwort auf das Flehen des Gläubigen, wie sie in dem wirkungsvollen Werk Christi liegt, wird, glaube ich, obwohl die Propheten davon geredet haben und es in Gottes Augen die Grundlage von allem bildet, von den Gläubigen des Überrests zu jener Zeit noch nicht verstanden. Sie werden sie auch wohl nicht eher verstehen, bis sie den anschauen, den sie durchstochen haben. Aber wenn ihnen dieses Verständnis auch noch fehlt, so kennen sie doch die Wege Gottes sowie seine Verheißungen und die zahlreichen Erklärungen und Einladungen, ja, herzlichen Mahnungen des Herrn durch die Propheten, dass, wenn ihre Sünden wie Scharlach sind, sie weißer werden sollen als Schnee. All das liegt für sie in dem Namen des Herrn eingeschlossen, und auf Ihn blicken sie, indem sie sich, wenn auch nicht genau, in dem Zustand der großen Sünderin befinden, bevor diese die Antwort des Herrn: „geh hin in Frieden“ empfing (Lk 7,50).
In den Versen 12–14 finden wir die prophetische Antwort des Geistes, die Hoffnung weckt, in den Versen 15–21 stellt der Sanftmütige seine ganze Lage dem Herrn vor, und im letzten Vers sieht man das volle Ergebnis und die wahre Bedeutung des Psalms. Er deckt die ganze Lage des Überrests vor dem Herrn auf, und zwar in den Ausdrücken eines Herzens, das durch die Gnade angezogen und unterwiesen ist. Es ist ein sehr vollständiger und bestimmter Ausdruck ihrer Stellung und ihrer innigen Bitten vor Ihm, und zwar gemäß dem, was Er ist. Einige besondere Punkt werden darin hervorgehoben: das Bekenntnis der früheren Sünden Israels neben dem Bekenntnis der eigenen Sünden des Psalmisten. Die Gnade wird als die einzige Hilfsquelle betrachtet. Man kann jedoch von einem gnädigen Gott erwarten, dass Er die Sünder unterweist. Diese Sünder sind jedoch die Sanftmütigen, die die Erde besitzen werden. Rechtschaffenheit des Herzens kennzeichnet sie, und sie vertrauen und harren auf den Herrn. Vergleiche damit die wunderschöne Schilderung des Überrests im Anfang des Lukasevangeliums. Unser Psalm ist ebenso schön wie charakteristisch (JND).
Einteilung
Überschrift und Gebet (V. 1)
Vertrauen auf den Herrn (V. 2.3)
Der Herr möge die Wege und die Wahrheit lehren (V. 4.5)
Erbarmungen, Güte, Wahrheit und Vergebung (V. 6‒11)
Der Segen des Gerechten und seine innige Gemeinschaft mit dem Herrn (V. 12‒15)
Noch wird der Gerechte verfolgt ‒ doch er vertraut auf den Herrn (V. 16‒21)
Die Erlösung Israels (V. 22)
Vers 1
Von David. Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele: David hat diesen Psalm möglicherweise während der Zeit der Revolte Absaloms verfasst (Clarke). Der Psalmist erhebt seine Seele zum Herrn. Nur bei Ihm gibt es eine Lösung aller Probleme, und allem vorab für die Probleme der Sünde. Nur Gott kann Sünde vergeben außer Gott (Ps 130,4Mk 2,7; Lk 5,21).