Und beim Abend-Speisopfer stand ich auf von meiner Demütigung, nachdem ich mein Gewand und mein Oberkleid zerrissen hatte, und ich beugte mich auf meine Knie nieder und breitete meine Hände aus zu dem Herrn, meinem Gott: Einerseits hatte Esra ein gebrochenes Herz im Blick auf die Sünde des Volkes, andererseits wusste er, wo Hilfe zu finden war. Esra stand auf und bekannte zurzeit des täglichen Brand- bzw. Speisopfers, das jeden Abend dargebracht wurde, die Sünde des zurückgekehrten Überrests. Allein aufgrund dieses Opfers konnte Gott die Untreue seines Volkes ertragen (vgl. 1Sam 7,9; 1Kön 18,36). Vergebung ist allerdings erst durch das Sündopfer des Herrn Jesus möglich.
Auch Daniel bekannte zur Zeit des Abendopfers die Sünde des Volkes (Dan 9). Zu dieser Zeit kam auch der erste Heide zur Bekehrung (Apg 10). Aber es war vor allem die Stunde, wo der Herr Jesus zu Gott geschrien hat, warum Er Ihn verlassen habe. Und weil Er keine Antwort bekam, konnte Gott Elia, Daniel und Esra eine Antwort geben.
Demütigung: Einziges Vorkommen dieses Wortes als Hauptwort in der Bibel. Hier finden wir gottgemäße Empfindungen angesichts von Bösem innerhalb des Volkes Gottes. Es ist eine der erstaunlichsten Beweise der Liebe und Gnade Gottes zu seinem Volk, dass Er – solange es ein Volk Gottes auf der Erde gibt – im rechten Augenblick seine Männer, seine Werkzeuge hat, die Er, nachdem Er sie „ausgebildet“ hat, zu seinem Volk sendet.
Demütigung war für Esra keine unbekannte Sache (vgl. 8,21). Es war seine beständige Haltung vor seinem Gott.