Vers 8: Nachdem der Apostel den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet und den Glauben bewahrt hatte, konnte er mit großer Zuversicht in die Zukunft vorausblicken und sagen: „Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit“. Er war den Weg der Gerechtigkeit gegangen, er war den Unterweisungen in der Gerechtigkeit gefolgt (vgl. Kapitel 2, 22; Kapitel 3, 16), und er erwartete nun, die Krone der Gerechtigkeit zu tragen.
Außerdem würde ihm die Krone der Gerechtigkeit von dem Herrn, dem gerechten Richter, gegeben werden. Paulus hatte in den Tagen der Verwerfung des Herrn Seine Rechte aufrechterhalten und würde nun an dem Tag Seiner Herrlichkeit die Krone der Gerechtigkeit empfangen. Die Menschen hatten dem Apostel ein Gefängnis gegeben, viele der Heiligen hatten ihn verlassen, manche hatten ihm widerstanden; doch für ihn war es das Geringste, dass er von den Heiligen oder von einem menschlichen Gerichtstag beurteilt würde, für ihn war der Herr der Richter (1Kor 4,3-5).
Er sagte nicht, dass ihm das Urteil der Heiligen hinsichtlich seiner Treue oder anderer Dinge seines Laufes gar nichts bedeuteten, aber verglichen mit dem Urteil und Gericht des Herrn war dies eine sehr geringe Angelegenheit für ihn. Unser Urteil über andere ist allzu häufig dadurch verzerrt, dass wir zu kleinlich und zu persönlich urteilen und zu egoistische Gesichtspunkte haben. Der Herr ist der gerechte Richter.
Zum dritten Mal in diesem Brief weist der Apostel auf „jenen Tag“ hin (Kapitel 1, 12.18; Kapitel 4, 8). In allen Leiden, Verfolgungen, Verlassenheit und Schmähungen, denen er begegnen musste, stand dieser Tag hell strahlend vor ihm – der Tag der Erscheinung des Herrn. Wie viel gibt es hier, was wir nicht verstehen können, was wir nicht entwirren können; wie viel Beleidigungen und Schmähungen, angesichts derer wir heute noch schweigen müssen. Doch von all diesen Dingen finden wir Erleichterung, wenn wir sie dem Herrn, dem gerechten Richter, im Hinblick auf jenen Tag anbefehlen und überlassen. Dann wird Er „auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren; und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott“ (1Kor 4,5).
Weiterhin wird uns zu unserer Ermutigung gesagt, dass die Krone der Gerechtigkeit nicht einfach nur für einen Apostel oder einen begabten Diener bereitliegt, „sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben“. Wir mögen denken, dass die Krone der Gerechtigkeit für große Aktivität im Werk des Herrn vorbehalten ist, oder für solche, die als Führer des Volkes Gottes in vorderster Front stehen; doch das Wort sagt nicht, dass diese Krone für solche ist, die arbeiten, oder für solche, die eine hervorragende Stellung einnehmen, sondern für solche, die lieben – die Seine Erscheinung lieben.
In der Tat, der große Gegenstand dieses Abschnittes des Briefes ist es, den Diener zum Arbeiten zu ermuntern; doch der Diener soll auch darauf achten, dass sein Dienst von Liebe regiert wird. Seine Erscheinung lieben schließt mit ein, dass wir den Einen lieben, der im Begriff steht zu erscheinen; und wenn wir Ihn lieben, dann freuen wir uns in dem Gedanken an den Tag, wenn dieser Eine, der jetzt noch von den Menschen verworfen und verachtet ist, „kommen wird, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben“ (2Thes 1,10). Mehr noch, Seine Erscheinung lieben setzt voraus, dass wir unseren Weg im Selbstgericht gehen, denn wir lesen: „Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat“ – die Hoffnung, Christus bei Seiner Erscheinung gleich zu sein – „reinigt sich selbst, wie er rein ist“ (1Joh 3,3).
In den Schlussversen dieses Briefes haben wir ein schönes Bild von den Beweisen der Gnade Christi, den christlichen Zuneigungen und der Anteilnahme des Herrn, wodurch die einzelnen Heiligen untereinander verbunden sind; diese Dinge sind zu jeder Zeit kostbar, doch wie viel mehr in den Tagen der Schwachheit und des Versagens, wenn sich solche, die den Herrn fürchten, miteinander unterreden (Mal 3,16).