Das Herz des Apostels ist erfüllt von der Person Christi und wird dazu geführt, in diesen wenigen, kurzen Sätzen in wunderschöner Weise vorzustellen: Christus, die Vorrechte der Christen, und den Weg, den Gott gegangen ist, damit wir in den Genuss unserer Vorrechte gelangen.
Ja und Amen
„Denn so viele der Verheißungen Gottes sind, in ihm ist das Ja, darum auch durch ihn das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch uns“ (Vers 20).
Zuerst spricht Paulus von Christus als „Ja und Amen“. Wenn man die verschiedenen Briefe des Neuen Testaments miteinander vergleicht, ist es wichtig zu erkennen, in welcher Weise Christus jeweils vorgestellt wird. Die Heiligen in Korinth befanden sich in einem moralisch niedrigen Zustand. Der Mensch stand bei ihnen hoch im Kurs, dagegen ließen sie außer Acht, was Gott zustand. Um diesem geistlichen Zustand zu begegnen, stellt der Apostel den Korinthern in seinem ersten Brief Christus als Gekreuzigten und Auferstandenen vor. Denn das Kreuz setzt die Herrlichkeit des Menschen beiseite, während die Auferstehung die Herrlichkeit Gottes offenbart (1Kor 1,17-23; 2,2; 15,4).
In seinem zweiten Brief stellt Paulus Christus zuerst als „Ja und Amen“ (2Kor 1,20) und später als den Verherrlichten vor (2Kor 4,4), um diese Gläubigen in den vollen christlichen Segen zu führen, wie er in Christus sichtbar wird. Wenn sie sich mit Ihm in der Herrlichkeit beschäftigten, würden sie in sein Bild verwandelt werden.
Nun mag man sich fragen, was die Bedeutung dieser Aussage über Christus ist, dass in Ihm das Ja und durch ihn das Amen ist. Im Alten Testament hatte Gott Verheißungen gegeben, Abrahams Nachkommen zu segnen und durch Israel auch die Nationen. Dennoch gab es eine große Schwierigkeit, die die Erfüllung des Segens verhinderte: Über der ganzen Szene lag der dunkle Schatten des Todes. Wie konnten vor diesem Hintergrund die Verheißungen erfüllt werden?
Christus – der Garant der Verheißungen
Abraham, dem diese Verheißungen gemacht wurden, starb. Auch Isaak und Jakob starben, denn wir lesen: „Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht empfangen“ (Heb 11,13). Wenn jemandem für die Zukunft ein großer Vorteil versprochen wird, er stirbt aber vor Ablauf dieser Zeit, wie kann dann die Verheißung erfüllt werden? Es ist klar, dass die großen Verheißungen Gottes über viele Seiten des Alten Testaments verstreut liegen. Aber immer stand der Tod als Hindernis im Weg zu ihrer Erfüllung.
Zum Schluss aber kommt der Eine, in dem es keine „Todesschuld“ gab (Apg 13,28), der zwar in den Tod ging, von diesem aber nicht festgehalten werden konnte (Apg 2,24). Zuletzt wurde also ein Mensch gefunden, der im Blick auf die Verheißungen Gottes „das Ja“ und „das Amen“ ist. Als „das Ja“ ist Er der Eine, in dem der Segen jeder Verheißung offenbar wird. Als „das Amen“ ist Er der Eine, durch den jede Verheißung erfüllt wird.
Christus im 2. Korintherbrief
In dieser Weise wird Christus im zweiten Brief an die Korinther vorgestellt. Es ist gut zu bedenken, dass die Darstellung von Christus in jedem Brief in Übereinstimung mit den besonderen Belehrungen des Briefes steht. In unserem Brief werden besonders die großen Wahrheiten des neuen Bundes (Kapitel 3) und der Versöhnung (Kapitel 5) betont.
In menschlichen Angelegenheiten zeigt ein Testament, wie der Erblasser seinen Nachlass auf die Hinterbliebenen verteilen möchte. Im Neuen Bund lernen wir etwas über die Güte Gottes zugunsten des Menschen. Versöhnung zeigt uns, was der Mensch für Gott wert ist. Versöhnung offenbart sogar, welchen Wert alles – Personen und Dinge – für Gott hat. Denn nicht nur Menschen müssen versöhnt werden, sondern „alle Dinge“, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln (vgl. Kol 1,20).
Wenn wir zu der Szene sehen, die außerhalb des Bereichs des Todes liegt, eröffnet sich für uns ein Blick unfassbaren Glücks. Jede gläubige Person und alle Dinge werden in vollkommener Harmonie mit Gott sein. Dann ist Gott zur Ruhe und zu vollkommener Befriedigung gekommen. Die Art und Weise, in der Christus in diesem Brief gezeigt wird, stimmt vollkommen mit diesen großen Wahrheiten überein. Denn in Christus sehen wir in vollkommener Weise die Haltung Gottes den Menschen gegenüber. Und in Christus sehen wir ebenso, was Gott wünscht, was wir für Ihn sein sollen. Zudem wissen wir durch Christus, dass alle Wünsche des Herzens Gottes erfüllt werden.
Die Vorrechte des Christen
Dann spricht der Apostel auch von den gewaltigen Vorrechten des Christen. Alle Verheißungen in Christus wurden zur Verherrlichung Gottes offenbart und erfüllt. Das heißt, diese Verheißungen sind für die Gläubigen sicher, „Gott zur Herrlichkeit durch uns“. Daher betont der Apostel im Verlauf des Briefes unser Zeugnis in der Welt als Brief Christi.
Die Herrlichkeit Gottes schließt die Offenbarung Gottes und seiner Natur mit ein. Wir können leicht verstehen, dass all die Herrlichkeit Gottes in Christus offenbart worden ist. Aber das Wunder der Gnade ist, dass es die Absicht Gottes war, seine Herrlichkeit „durch uns“ zu zeigen. Dass also diejenigen, die einst die furchtbaren Folgen der Sünde sichtbar gemacht haben, nun dazu benutzt werden, die Herrlichkeit Gottes zu offenbaren.