Wenn die Korinther zusammenkamen, so geschah das angeblich, um das Mahl des Herrn zu essen; tatsächlich gaben sie sich jedoch praktisch eigenen Festfeiern hin. Der Apostel sagt: „Jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg“. Das Abendmahl war von dem Herrn am Ende des Passahfestes eingesetzt worden. Offensichtlich hatten die Korinther sich dies zum Vorbild genommen und kamen zu einer vorausgehenden geselligen Feier zusammen, an deren Ende sie an dem Mahl des Herrn teilnahmen. Mehr noch, bei diesen vorausgehenden Feiern ließen sie zu, dass die Armen hungrig blieben, während andere wieder übermäßig viel tranken.
Aber auch abgesehen von diesen Ausschreitungen ist die Versammlung nicht der Platz für gesellige Feiern. „Habt ihr denn nicht Häuser, um zu essen und zu trinken?“, fragt der Apostel, „oder verachtet ihr die Versammlung Gottes und beschämt die, die nichts haben“? Wollten sie die Armen beschämen und die Versammlung, die doch Reiche und Arme umfasst, verachten? Zum zweiten Mal muss der Apostel sagen, dass er sie nicht loben konnte. Für ihr Gedenken an ihn und ihr Beachten seiner Anweisungen konnte er sie loben (Vers 2); wegen der Spaltungen unter ihnen und wegen ihres Missbrauchs des Mahles des Herrn kann er sie jedoch nur verurteilen. Sie führten soziale Gesichtspunkte in die Versammlung ein, die zu sozialen Unterscheidungen und zu fleischlichem Genuss führten. Ihr Zusammenkommen war daher praktisch eine Verleugnung des Mahles des Herrn und der Versammlung Gottes.
Vers 23
„Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot nahm...“.
Um diese unerhörten Zustände zu korrigieren, legt der Apostel nun die Wahrheit von dem Mahl des Herrn vor, wie es von dem Herrn Selbst eingesetzt und ihm, dem Apostel Paulus, offenbart worden war. Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass Paulus bezüglich der Taufe, die eine persönliche Angelegenheit ist, keine besondere Offenbarung empfangen hatte.
Auf das Mahl des Herrn aber gründen sich all die großen Wahrheiten, die mit dem einen Leib in Verbindung stehen, und die speziell dem Paulus gegeben worden sind, damit er sie bekannt machen sollte. Obwohl das Abendmahl den Zwölfen gegeben wurde, hatte Paulus seine Erkenntnis darüber nicht von ihnen empfangen, sondern durch eine besondere Offenbarung seitens des Herrn, damit sie durch ihn den Gläubigen aus den Nationen überliefert würde.