Behandelter Abschnitt 1Kor 6,9-11
Nachdem der Apostel diese weltliche Vorgehensweise verurteilt hat, behandelt er nun den niedrigen moralischen Zustand, der zu solchem Handeln geführt hatte. Wie es häufig bei verkehrten Handlungen ist, steht hinter diesem Tun eine falsche Gesinnung und das Missachten göttlicher Grundsätze. Offensichtlich waren die Korinther nicht dazu bereit, sich um Christi willen unrecht tun zu lassen oder ungerecht zu leiden. Sie handelten im Gegenteil dadurch, dass sie vor weltliche Gerichte zogen, verkehrt, und das Ergebnis davon war, dass sie einander übervorteilten und betrogen.
Wo blieb denn dabei das Ausharren und das Leiden für Gutestun? Es ist einmal gesagt worden, dass die Korinther bei den Gnadengaben keinen Mangel hatten, dass sie aber in der Gnade keine Fortschritte machten; und weiter: „Ich möchte lieber den Charakter Christi bewahren, wenn ich es kann, als meinen Mantel“ (JND). Wir sind schnell dazu fähig, Verärgerung und heftige Gefühle zu zeigen, wenn wir meinen, wir würden übervorteilt. Aber wir beweisen dadurch nur, dass wir eher dazu bereit sind, den Charakter Christi aufzugeben, als auf unsere scheinbaren Rechte zu verzichten.
Verse 9–11
„Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht ererben werden? Irrt euch nicht! Weder Hurer noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Weichlinge, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Schmäher, noch Räuber werden das Reich Gottes erben. Und solches sind einige von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist Gottes“.
Der Apostel geht nun dazu über, von den Fehlern zu sprechen, durch die solche rechtlichen Streitverfahren ausgelöst werden. Er gibt eine ernste Beschreibung des Bösen – mehr in seiner Verderbtheit als in seiner Gewalttätigkeit –, wie es in Korinth üppig wucherte, aber in dem Reich Gottes keinen Platz haben kann. Nachdem er diese schreckliche Aufstellung der Verderbtheit des Fleisches gemacht hat, sagt er: „Und solches sind einige von euch gewesen“. Wunderbare Gnade, die uns aus dem niedrigsten Zustand der Entartung und der Gottesferne herauszuholen vermag und uns in den höchsten Örtern der Herrlichkeit im Vaterhaus mit Christus verbindet! Da diese Heiligen in Korinth einmal in solchen Zuständen gelebt hatten, standen sie besonders in Gefahr, wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen, wenn sie nicht an Christus festhielten.
Wie schlimm diese Arten des Bösen, mit denen der Apostel sich notwendigerweise zu beschäftigen hatte, auch sein mochten, er konnte dennoch sagen: „Aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden“. Wenn er davon spricht, dass die Korinther abgewaschen seien, dann ist es offensichtlich, dass er hier nicht die beständige Notwendigkeit der Anwendung des Wortes meint, durch die die täglichen Verunreinigungen, die uns der Gemeinschaft mit Christus berauben, beseitigt werden; dies wird bildlich in der Fußwaschung in Joh 13 vorgestellt. Hier weist er mehr auf das Werk des Geistes in der neuen Geburt hin – dies ist ein für allemal geschehen. Uns ist darin eine neue Natur geschenkt worden, die vor der Unreinigkeit des Fleisches zurückschreckt.
Die Heiligung führt uns noch weiter; wenn wir durch das Abwaschen von der Unreinigkeit des Fleisches getrennt worden sind, so werden wir durch die Heiligung zu Gott hin abgesondert. Andere Schriftstellen (z. B. Joh 17,19 und 1Thes 5,23) sprechen von der zunehmenden oder fortschreitenden Heiligung, in welcher sich der Gläubige mehr und mehr den Interessen Gottes widmet. Hier jedoch ist die Absonderung des Gläubigen im absoluten Sinn gemeint; wir lesen davon auch in Heb 10,10: (Siehe 1Kor 6,12)