Das also ist das Zeugnis des Gesetzes, dem weder der Jude noch der Heide entkommen kann. Der Jude besaß eine äußerlich vorteilhafte Stellung, indem er das Gesetz hatte. Aber er wird durch das Gesetz vollständig verurteilt, denn es ist offensichtlich, dass das Gesetz zu solchen spricht, die unter diesem stehen. Daher ist der Jude dem Heiden moralisch gesehen nicht überlegen. Der feierliche Abschluss der gesamten Anklage besteht darin, dass Jude und Heide zusammen auf einen gemeinsamen Platz vor Gott gestellt werden: schuldig. Jeder Mund wird verstopft und die ganze Welt ist dem Gericht Gottes verfallen.
„Darum, aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (3,20).
Zudem bietet das Gesetz, das alle unter das Gericht Gottes bringt, dem Menschen keine Möglichkeit, das Gerichtsurteil durch eigene Anstrengungen auszulöschen. „Aus Gesetzwerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden.“ Das Gesetz überführt den Menschen im Blick auf die Sünde, „denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“. Aber es kann die Sünden nicht ungeschehen oder ungültig machen. Es hat auch keine Kraft, uns von der Macht der Sünde zu befreien. Das Gesetz ist nichts als ein Senkblei, ein Maßband, das uns zeigt, wie schief die Wand ist. Es wäre dumm zu denken, dass eine schiefe Wand dadurch gerade würde, dass man ein Maßband, eine Wasserwaage an diese Wand hält. Genauso töricht ist es zu denken, ein schuldiger Sünder könnte durch das Gesetz gerechtfertigt werden.
In diesem Sinn überführt uns das Gesetz nicht nur als Sünder vor Gott, sondern auch davon, dass wir hilflose Sünder ohne Ausweg sind. Unser Ruin ist vollständig und unveränderbar, was unsere Möglichkeiten betrifft. Der Mensch ist nicht nur ein gefallenes Geschöpf, das aus dem Paradies getrieben werden musste. Er ist auch nicht in der Lage, wieder den Weg zurückzufinden. Das Gesetz war dem Volk Israel gegeben worden, damit dieses leben könnte, wenn es denn alle Forderungen erfüllt hätte. Aber das Gesetz ist in Wirklichkeit ein Dienst des Todes und der Verdammnis geworden (2Kor 3,7.9).