Behandelter Abschnitt Joh 14,12-14
Joh 14,12-14: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe. Und was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, auf dass der Vater verherrlicht werde in dem Sohne. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.
Doch wenn der Sohn den Vater auf Erden verherrlicht hat, indem Er dessen Herz durch seine Worte offenbarte, dann würde der Vater noch mehr verherrlicht werden durch „die größeren Werke“ der Jünger, die diese zur Kundmachung des Vaterherzens tun werden, nachdem der Sohn seinen Platz in der Höhe eingenommen hat. Der Vater aber wird sich verherrlichen, indem Er die Bitten erfüllt, die an Ihn im Namen Jesu gerichtet werden.
An diesem Punkt der Unterredung hört der Herr auf, von den Erfahrungen seiner Worte und Werke zu sprechen, deren sich seine Jünger während seiner Gegenwart erfreut hatten, und Er geht dazu über, von neuen und tieferen Erfahrungen seiner Macht nach seinem Weggang zum Vater zu reden. Dieser Wechsel in der Unterredung wird durch die Worte „Wahrlich, wahrlich“ angedeutet, die allgemein zur Einführung einer neuen Wahrheit benutzt werden. So enthüllt der Herr seinen erstaunten Jüngern, dass nach seinem Weggang die an Ihn Glaubenden Werke tun würden, die Er selbst getan hatte, und was noch überraschender ist: Sie würden noch größere als diese tun. Der Herr verbindet diese größere Machtentfaltung mit seinem Weggang zum Vater. Indem Er dorthin zurückkehrte, ging Er an die Quelle aller Macht und Segnung. So wurden durch seine Gegenwart beim Vater die vollen Hilfsquellen des Himmels für jeden geöffnet, der auf Erden an Christus glaubt und in seinem Namen betet.
Diese Eingangsverse führen uns in die frühe Geschichte der Kirche, wo anstatt einiger weniger unter dem Dienst Jesu gesammelter Jünger Tausende durch die Predigt der Apostel zusammengeführt waren und viele Zeichen und Wunder unter dem Volk gewirkt wurden, wo der Schatten des Petrus, wenn er auf Kranke fiel, diese heilte, wo Tote auferweckt wurden und Gott besondere Wunder durch die Hand des Paulus wirkte, so dass Kleidung, die von seinem Leib genommen war, jene gesund machte, auf die sie gelegt wurde. Diese große Macht stand dem Glauben aufgrund des Gebets in seinem Namen zu Gebot. Es ist mit Recht gesagt worden, dass Bitten, die in dem Namen eines anderen geschehen, die Wertschätzung der Ansprüche, der Verdienste und der Rechte dessen in sich schließen, in dessen Namen sie dargebracht werden. Der Herr nun gibt durch seine eigenen Worte dieses Vorrecht jenen, die durch Glauben zu Ihm in Beziehung stehen. Für die Jünger war es etwas Neues, im Namen Christi zu bitten. Wie alles andere in diesen Unterredungen, so ist auch dieses eine Folge des Weggangs des Herrn; denn Bitten in seinem Namen setzt Abwesenheit Christi voraus. Die Wendung „Bittet in meinem Namen“ kommt fünfmal in diesem Teil des Evangeliums vor.
So lernen wir in den Worten und Werken Jesu auf Erden des Vaters Herz kennen, und wir tun dies weiter durch die größeren Werke, die durch die Jünger unter der Leitung des erhöhten Herrn vollbracht werden. Wir lernen ferner des Vaters Liebe verstehen, wenn wir finden, dass der Herr für uns wirkt, damit unsere Bitten, die wir ihm Namen Christi an den Vater richten, erhört werden.
In einer von Gott weit abgewichenen Welt, wo alle das Ihrige suchen, war Er immer in Gesinnung, Vorsatz und Zuneigung eins mit dem Vater und hatte seine Wonne in dem Willen des Vaters. Obwohl eine Welt der Sünde Ihn zu einem Mann der Schmerzen machte, fand Er doch unzerstörbare Ruhe und beständige Freude in der Liebe des Vaters. In die gleichen gesegneten Beziehungen zum Vater möchte Er uns bringen, damit auch wir unser Ergötzen, unsere Ruhe und unsere Freude in des Vaters Liebe finden möchten.
Alles ist in dem Sohn enthüllt worden: die Liebe, der Vorsatz und die Gnade des Vaters. Ferner ist dies alles unser gegenwärtiges Teil, und wir werden keine andere Enthüllung des Vaters haben, wenn wir in den Himmel gehen. Alles ist auf Erden offenbar gemacht. Der einzige Unterschied wird sein, dass wir jetzt wie durch einen Spiegel sehen, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Doch alles, was uns im Himmel in seiner Fülle erfreuen wird, ist hier auf Erden enthüllt worden. Wir erwarten darin, die Herrlichkeit des Vaterhauses in Besitz zu nehmen, die unseren verwunderten Augen schon offenbart ist, aber die Liebe des Vaterherzens ist zu unserer Freude schon auf Erden unser Teil, obgleich unser schwacher Glaube dieser Offenbarung wenig entsprechen mag.