Behandelter Abschnitt Joh 8,3-6
Joh 8,3-6: 3 Die Schriftgelehrten und die Pharisäer aber bringen eine Frau [zu ihm], im Ehebruch ergriffen, und stellen sie in die Mitte 4 und sagen zu ihm: Lehrer, diese Frau ist im Ehebruch, bei der Tat selbst, ergriffen worden. 5 In dem Gesetz aber hat uns Mose geboten, solche zu steinigen; du nun, was sagst du? 6 Dies aber sagten sie, um ihn zu versuchen, damit sie etwas hätten, um ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde.
Unmittelbar darauf folgt die Geschichte mit der Ehebrecherin. In jedem Kapitel des Johannesevangeliums benutzt der Heilige Geist ein Ereignis, um eine neue Wahrheit einzuführen. So wird in diesem Kapitel die große Wahrheit, dass Christus das Licht der Welt ist, durch die Geschichte einer Frau und ihrer Ankläger eingeführt, die die Auswirkung des Lichts auf alle Menschen veranschaulicht. Die Schriftgelehrten und Pharisäer bringen die arme, sündige Frau zu dem Herrn und „stellen sie in die Mitte“. Sie erklären dem Herrn, was Mose diesbezüglich sagt, fragen aber: „Du nun, was sagst du?“ Uns wird dann der wahre Beweggrund für ihre Handlung und ihre Worte mitgeteilt: „Dies aber sagten sie, ihn zu versuchen, auf dass sie etwas hätten, um ihn anzuklagen.“
Sie gaben vor, über eine solch abscheuliche Sünde bestürzt zu sein, und den innigen Wunsch zu haben, das zu tun, was laut Mose gerecht war. Zur selben Zeit geben sie vor, großen Wert auf die Worte des Herrn zu legen, indem sie fragen: „Was sagst du?“ In Wahrheit waren sie weder ergriffen vom Hass der Sünde noch von Liebe zum Sünder. Sie achteten Moses Worte wenig und noch weniger die des Herrn. Ihre wahren Beweggründe waren, eine Anklage gegen den Herrn zu finden. Mit dieser bösen Absicht setzten sie diese schuldige Frau in die Mitte und stellten sie schamlos vor allem Volk (Joh 8,2) bloß und forderten den Herrn auf, über diese Frau ein Urteil zu sprechen.
Nichts konnte die Bosheit dieser Männer übertreffen, die hofften, den Herrn in eine Verlegenheit zu bringen, aus der es keinen Ausweg mehr gab. Sie meinten, Er müsse entweder die Autorität des Gesetzes verleugnen, das den Sünder verurteilt, oder sich selbst als den Erlöser, der gekommen war, um dem Sünder Gnade zu erweisen. Wenn Er sich weigerte, die Frau zu verurteilen, würde Er dadurch nicht die Autorität Moses leugnen und sich selbst in Widerspruch zum Gesetz setzen? Wenn Er sie verurteilen würde, würde Er dadurch nicht seine Gnade als Erlöser verleugnen und das Gesetz in Widerspruch zu sich selbst setzen? In jedem Fall hofften sie, einen Grund zu finden, um den Herrn zu verurteilen.
Diese religiösen Männer standen vor dem Herrn als Werkzeuge der Feindschaft Satans gegen Christus. Ohne Angst vor Sünde und ohne Liebe für Gottes heiliges Gesetz sind sie durchaus bereit, die Sünde der Frau und Gottes Gesetz bei dem Versuch zu verwenden, Christus zu verurteilen.
Der Herr antwortet nicht direkt auf die Frage dieser boshaften Menschen. Er bückt sich und schreibt auf den Boden, als ob Er ihre Frage nicht beachten würde. So wurde ihnen Zeit gegeben, ihre Frage und Beweggründe zu prüfen. Ungeachtet der warnenden Verzögerung (wenn das die Absicht des Herrn mit dieser Geste war) fahren sie fort, Ihn zu fragen, mit dem Ergebnis, dass der Herr, indem Er sich weigert, Richter zu sein, seinen Platz als Lehrer beibehält (Joh 8,2) und als Licht der Welt handelt, durch das der Mensch bloßgestellt und Gott geoffenbart wird.