Behandelter Abschnitt Mk 6,30-44
Markus 6,30-44. Nachdem die Apostel ihren Auftrag erfüllt haben, «versammeln sie sich bei Jesus». Sie waren vom Herrn ausgesandt worden, nun kehren sie zu Ihm zurück. Wie gut für jeden Diener des Herrn, wenn er nach jedem kleinen Dienst, den er ausgeführt hat, zum Herrn zurückkehrt und Ihm alles, was er getan und gelehrt hat, erzählt. Zu oft sind wir geneigt, anderen davon zu sagen, obwohl es manchmal richtig sein mag, das Volk Gottes durch Berichte über das Werk des Herrn zu ermuntern. Und doch besteht da ein grosser Unterschied. Wenn wir, wie es bei Paulus und Barnabas in Antiochien der Fall war, die Versammlung zusammenrufen, dann geschieht es, um zu erzählen, was Gott getan und wie Er die Tür geöffnet hat (Apg 14,27).
Wenn wir aber nach einem Dienst uns zum Herrn Jesus versammeln, ist es, um Ihm zu sagen, was wir getan und gelehrt haben. Es ist gut für uns, in der Gegenwart Dessen, der uns niemals schmeicheln wird, vor dem wir nichts zu rühmen haben und vor dem man nichts verbergen kann, auf unsere Taten und Worte zurückzublicken. Dort lernen wir unsere Schwachheiten und Mängel kennen. Leider sind wir manchmal ganz voll von uns und unserem Dienst. Aber in der Gegenwart des Herrn können wir über alles reden, was die Gedanken beschäftigt und den Geist beschwert. So beruhigen sich unsere Geister, so dass wir nüchtern von uns denken können, oder uns selbst und unseren Dienst vergessen, um mit dem Herrn beschäftigt zu sein.
Wir hören keinen Kommentar des Herrn über den Dienst der Jünger, aber wir sehen die Zuneigung des Herrn und seine Fürsorge für seine Diener. Sie hatten von ihrem Dienst gesprochen, Er aber war um sie und die Ruhe, die sie nötig hatten, besorgt. Deshalb kann Er sagen: «Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus.» Die ewige Ruhe steht noch aus, aber hier finden wir «ein wenig» Ruhe.
Es ist darauf hingewiesen worden, dass es drei Gründe gibt, weshalb die Jünger auf die Seite, an einen öden Ort, geführt wurden. Erstens zog der Herr sich, nachdem Er von der Ermordung seines Zeugen hörte, was ein sicheres Zeichen seiner eigenen Verwerfung und Kreuzigung war, in die Wüste zurück. Das deutete darauf hin, dass die Zeitperiode (Haushaltung) im Begriff stand zu wechseln. Deshalb nahm der Herr eine Stellung ausserhalb und abgesondert von der schuldigen Nation ein.
Dieser Grund, die Änderung der Zeitperiode, ist im Matthäus–Evangelium vorherrschend (Kap. 14,13). Zweitens, und das ist im Markus-Evangelium der auffallende Gedanke, hatte der Herr einen Grund in Verbindung mit dem Dienst seiner Jünger, um sie auf die Seite zu nehmen. Ihr Dienst hatte sie in die Welt geführt und ein derartiges Aufsehen erregt, dass «es viele waren, die kamen und gingen». Unter solchen Umständen hat der Diener nötig, auf die Seite genommen zu werden, weg vom rastlosen Geist der Welt, um bei Ihm zu sein und eine Weile zu ruhen. Der dritte Grund wird uns im Lukas–Evangelium vorgestellt, wo wir erfahren, dass die Jünger vom Herrn abseits genommen wurden, um von Ihm belehrt zu werden (Lk 9,10.18-27).
Auch in unseren Tagen haben wir nötig, von der Welt zurückgezogen zu werden, um zu lernen, dass wir nicht von ihr sind, auch wenn wir im Dienst des Herrn zu ihr gesandt sind. Unsere Segnungen sind himmlisch, nicht irdisch. Auch wir haben nötig, allein zu sein mit dem Herrn, um dem Geist der Welt mit all seiner rastlosen Tätigkeit zu entfliehen, und ganz besonders dann, wenn irgendein kleines Zeugnis für Christus eine gewisse zeitweilige Aufregung in der Welt verursacht hat. Wir haben auch nötig, in der Zurückgezogenheit der Gegenwart des Herrn zu weilen, um seine Gesinnung kennen zu lernen.
Auf das Wort des Herrn gehen sie hin an einen öden Ort für sich allein. Doch «viele sahen sie abfahren» und in ihrem Eifer, Christus zu erreichen, «liefen sie . . . dorthin zusammen und kamen ihnen zuvor». So schien es denn nach allem, dass sie ihrer Ruhe beraubt würden. Aber der Herr in seiner zarten Fürsorge für die Seinen und voll Mitleid gegenüber dem Volk kommt aus seinem Ort der Zurückgezogenheit hervor, um dem Volk zu begegnen. Es mag Ruhe gegeben haben für seine Jünger, aber für Ihn gab es keine Ruhe. Sein Mitleid liess Ihn nicht ruhen. So lesen wir: «Und er fing an, sie vieles zu lehren.»
Als es schon spät am Tage war, kamen die Jünger aus der Ruhe und sagten zum Herrn: «Entlass sie.» Es scheint, als ob die Jünger die Volksmenge als Eindringlinge in ihre Ruhe betrachtet haben und die Leute gern los geworden wären. Aber der Herr will sie nicht hungrig fortschicken, denn es steht geschrieben: «Seine Armen will ich mit Brot sättigen.» Kein Versagen auf Seiten Israels kann die Güte und das Mitgefühl des Herzens des Herrn zum Verschwinden bringen. Er will «sie vieles lehren» zum Segen ihrer Seelen, und für Brot und Fisch sorgen, um ihre leiblichen Bedürfnisse zu stillen. Er ist noch heute der gleiche. Trotz all unserer Schwachheit und der vielen Fehltritte sorgt Er für unsere Seelen und für unsere Körper.
Im Weiteren gebraucht Er für die Ausführung seines Werkes der Liebe noch andere. Er kann zu den Jüngern sagen: «Gebt ihr ihnen zu essen.» Aber wie es so oft auch bei uns ist, ihr Glaube war nicht fähig, seine Kraft zu benützen. Sie können nur daran denken, wie viel sie benötigen würden, und vergessen die unerschöpflichen Hilfsquellen, die sie in Christus haben. Nachdem die völlige Unzulänglichkeit ihrer eigenen Hilfsmittel offenbar geworden ist, bringt der Herr das Wenige, das sie haben – die fünf Brote und die zwei Fische –, in Verbindung mit der Fülle des Himmels, mit dem Resultat, dass fünftausend Männer essen können und gesättigt werden.