Ps 22,22b: Ja, du hast mich erhört von den Hörnern der Büffel.
Also hat Christus jede Form des Leidens ertragen: die Feindschaft der Juden, die schamlose Gegnerschaft der Heiden, die Heimtücke Satans und vor allem das Verlassen Gottes, als Er sein Sühneopfer erbrachte. Dann, als alles vorbei war, als das große Sühnewerk vollbracht und das äußerste Ende des Leidens erreicht war – dargestellt durch die Hörner der Büffel –, wurde der Ruf des Leidenden erhört, und die Antwort kam. Christus kann sagen: „Du hast mich erhört.“ Die Auferstehung war der Beweis für die Menschen, dass Christus erhört und das Werk angenommen worden war. Dennoch war Christus selbst sich in dem Augenblick, als das Sühnewerk vollendet war, dessen bewusst, dass Er erhört und angenommen worden war. Daher verwendete der Herr, wie wir aus den Evangelien erfahren, sofort die Sprache der vollkommenen Gemeinschaft. Er sagt nicht länger: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, sondern: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist“ (Lk 23,46).
Sogleich begeben wir uns auf den Boden der Auferstehung, und in dieser zweiten Hälfte des Psalms haben wir die segensreichen Folgen von Christi Werk am Kreuz. Seine Leiden am Kreuz haben einen zweifachen Charakter: Er litt einerseits durch die Hände der Menschen als der geduldige Märtyrer; anderseits litt Er als das fleckenlose Opfer durch die Hand Gottes. Die Leiden als Märtyrer rufen nach dem Gericht eines heiligen Gottes, der den Beleidigungen und Angriffen, mit denen Christus überhäuft wurde, nicht gleichgültig gegenüberstehen kann; daher sprechen die Psalmen, die seine Leiden als Märtyrer beschreiben (wie zum Beispiel Psalm 69), auch von dem Gericht über seine Feinde. Seine Leiden als heiliges Opfer machen den Weg frei für den Segen, der den Menschen zukommen soll. So finden wir in diesem Psalm einen Strom der Gnade, der vom Kreuz her fließt und sich während seines Laufs ausdehnt.