Behandelter Abschnitt Ps 22,20-22a
Ps 22,20-22a: 20 Du aber, HERR, sei nicht fern! Meine Stärke, eile mir zu Hilfe! 21 Errette vom Schwert meine Seele, meine einzige von der Gewalt des Hundes; 22 rette mich aus dem Rachen des Löwen!
Zweimal im Verlauf des Psalms hat der heilige Leidende Gott angefleht, nicht fern von Ihm zu sein in seinen Leiden (Ps 22,2.12); nun wendet Er sich zum dritten Mal von seinen Verfolgern und seinen Leiden ab und blickt über die Menschen hinaus zu Gott und kann sagen: „Du aber, Jahwe, sei nicht fern von mir“ (nach Darbys Übersetzung). So wird deutlich, dass es, wenn uns die Gegnerschaft der Menschen vor Augen geführt wird, nicht so sehr darum geht, das furchtbare Böse der Menschen aufzuzeigen, das in anderen Psalmen nach Gericht verlangt, sondern vielmehr darum, aufzuzeigen, dass der Herr selbst in den von Menschen verursachten Leiden ohne Hilfe von Gott war. So wird uns die völlige Verlassenheit am Kreuz im Hinblick auf die Sühne vor Augen geführt. Dennoch bleibt auch in seiner Verlassenheit das Vertrauen Christi auf Gott unerschüttert. Während Christus die Leiden, die die Menschen Ihm zufügen, mit seiner ganzen vollkommenen Empfindsamkeit spürt, nimmt Er sie doch als von Gott kommend auf (Ps 22,16). So ist Gott allein derjenige, auf den der Leidende schaut, um Hilfe und Errettung zu erlangen.
Er begehrt eine dreifache Errettung: erstens vor dem Schwert des Gerichts, dann vor der Macht der Menschen, und zuletzt vor der Macht Satans, des Rachens des Löwen. Dennoch muss das Gericht ertragen werden, bevor die Errettung kommen kann. Das Wort des Herrn durch den Propheten muss zuerst erfüllt werden: „Wach auf, Schwert, gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Gefährte ist, spricht der Herr der Heerscharen“ (Sach 13,7).