Behandelter Abschnitt Ps 22,2-3
Christus als das heilige Opfer, der das Verlassenwerden von Gott erleidet, während Er das Sühneopfer am Kreuz erbringt
Dieser Psalm hat eine herausragende Stellung im Buch der Psalmen insofern, als er uns das gerechte Fundament vorstellt, auf dem alle Segnungen, die in den anderen Psalmen beschrieben sind, dem Erlösten zugänglich gemacht werden können.
Ps 22,2.3: 2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern von meiner Rettung, den Worten meines Gestöhns? 3 Mein Gott! Ich rufe am Tag, und du antwortest nicht; und bei Nacht, und mir wird keine Ruhe.
Die beiden ersten Verse zeigen das große Thema des Psalms auf: die sühnenden Leiden Christi. Im Verlauf des Psalms ziehen andere Leiden unseres Herrn an uns vorüber, aber nur, um zu dem größten aller Leiden hinzuführen: dem Verlassenwerden von Gott.
Hier in den Anfangsversen verlieren wir die Menschen aus den Augen und die Leiden, die sie Christus als dem heiligen Märtyrer zufügten, und dürfen von seinen Leiden erfahren, die Er als makelloses Opfer durch die Hand Gottes erfuhr, als Er zu einem Sündopfer gemacht wurde. In den Evangelien finden wir die äußere Geschichte dieses großen Werkes. Hier wird uns erlaubt, die Empfindungen und Gedanken Christi kennenzulernen, als Er das Werk vollbrachte.
Daher steht hier Einer vor uns, der vollständig von Gott verlassen ist. In seiner Not gibt es für Ihn keine Hilfe bei Gott. Die Worte seines Gestöhns rufen keine Antwort von Gott hervor. Sein Schrei empfängt keine Antwort von Gott. Die Nacht bringt Ihm keine Ruhe von Gott. Dennoch ist der Eine, der so verlassen ist, der einzige vollkommen Gerechte auf dieser Erde. Weiter hält dieser Gerechte, obwohl Er so verlassen ist, an seinem unerschütterlichen Vertrauen auf Gott fest. Er kann immer noch sagen: „Mein Gott!“ Und im Bewusstsein seiner eigenen Vollkommenheit kann Er fragen: „Warum hast du mich verlassen, bist fern von meiner Rettung, den Worten meines Gestöhns?“